Fjoergyn - Lucifer Es

Band: Fjoergyn (D)
Genre: Avantgarde Black Metal
Label: Lifeforce Records
Album Titel: Lucifer Es
Spielzeit: 61:28
VÖ: 24.02.2017

Fjoergyn - Lucifer Es

Es gibt Reviews, die gehen locker von der Hand. Und dann gibt es die zu besprechenden Scheiben, die etwas Zeit brauchen, aber gerade deshalb auch spannend sind. Zu letzterem gehört das fünfte Machwerk der Thüringer Avantgarde Black Metaller von Fjoergyn.

Hier ist vieles vertreten, was manchen Black Metal Bands fehlt, nämlich Ideen. Sollte ich das Konzept hinter der Band richtig verstanden haben, geht es nicht nur um stumpfen Black Metal um des Black Metals Willen, sondern um die Musik als Kunst- und Ausdrucksform. Ok, das schreiben sich so manche der Bands des Genres auf ihre Fahnen, aber wildern im Endeffekt dennoch ohne Ideen und eigene Identität wild durch die Botanik.

Anders Fjoergyn. Hier regiert das Epische als Sinnbild des monumentalen Bösen im Menschlichen, der Effekt des hässlichen Moments, den es anzuprangern gilt, verpackt in Arrangements, die einiges von Bands wie Samael, Satyricon und Enslaved haben. Hier passiert viel in den Songs, aber es wird nie unüberschaubar und ergibt ein Gesamtbild eines epischen Black Metals, der spannender nicht sein kann.

Lavaartige Riffs, die sehr schwer das Unheil verkünden, wechseln sich mit Stakkato-Gitarren ab, ehe sich das Ganze in einem Sturm aus Blast-Beat und symphonisch sakralen Chören in einem Strudel aus High-Speed-artigen Eruptionen entlädt. Teils flüsternde, teils anprangernd aggressive Vocals tun ihr Übriges. Im nächsten Moment schreddern die Klampfen einem die Schädeldecke zurecht, bevor sich die Rhythmusfraktion entschließt, den Kurs zu ändern und die Sechssaiter zwingt, atmosphärisch im Mid-Tempo die pumpenden Riffs aus den Händen fließen zu lassen. Positiv zerstört wird das intensive Konstrukt der Songs hin und wieder durch getragene Parts, die aber nur auf den nächsten eruptiven Ausbruch vorbereiten.

Auch die deutschen Vocals sind stimmig im Kontext und wirken - wie bei manch anderen Bands - nie aufgesetzt. Klar, manche würden sagen: "die kochen auch nur mit Wasser", aber Fjoergyn verfeinern das Wasser mit erlesenen Zutaten und kreieren so eine schwarze und intelligent gebraute, unbequem schmeckende, aber leckere Suppe, die andere "ach so böse" Bands erst mal auslöffeln sollten, um eine eigene Identität auf die eigene Speisekarte zu bringen.

Fjoergyn - kommt mir so vor - scheißen auf die Konventionen des Black Metal und schlagen auch mal etwas ungewöhnliche Töne an (''Dinner Mit Baal'') und das macht das Album so fucking spannend und erlebenswert.

Fazit:
Freunde von intelligenter Musik und im Text erwähnter Bands, MÜSSEN hier reinhören. Selten in diesem Genre eine solch gute Band gehört.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. MMXVII
02. Leviathan
03. Viva La Inquisition
04. Lucifer Es
05. Blut Samen Erde
06. Dinner Mit Baal
07. Terra Satanica
08. Freiheit

Lineup

Stephan L. - Vocals, Guitars, Orchestration
Marcel W. - Guitars
Philipp T. - Guitars
Sven G. - Bass, Backvocals
Martin L. - Drums
Ivo Raab - Session Vocals

Informationen