Karg - Marodeur
Band: Karg (A)
Genre: Post Black Metal
Label: AOP Records
Album Titel: Marodeur
Spielzeit: 54:45
VÖ: 18.04.2025

Gerade einmal drei Monate, nachdem J.J. Kogler mit Harakiri for
the Sky ein bockstarkes Album rausgehauen hat, steht er mit seinem
"eigenen" Projekt Karg mit der neuen Scheibe in den Startlöchern.
Die große Neuerung bei diesem Album im Vergleich zu den (grandiosen)
Vorgängern ist, dass dieses nicht im Alleingang von J.J., sondern
erstmals von der Band als Einheit geschrieben wurde.
Ich muss
zugeben, dass mir als Hardcore Karg-Fan diese Idee zunächst etwas
Bauchschmerzen bereitet hat, die sich aber spätestens nach den
ersten paar Takten der ersten Singleauskopplung "Findling"
verflüchtigt haben. Ganz im Gegensatz zu meiner Befürchtung scheint
Karg mehr nach Karg zu klingen als je zuvor. Bereits beim Opener
"Schnee Ist Das Blut Der Geister" wird sofort klar, dass die fünf
Österreicher perfekt als Einheit funktionieren und das
offensichtlich nicht nur musikalisch, sondern auch kompositorisch.
Man hört und spürt, dass alle die Musik gleichermaßen fühlen und die
Emotionen, für die Karg schon immer bekannt war, absolut authentisch
zum Ausdruck bringen.
Im Vergleich zum eher verspielten,
zeitweise auch experimentellen Album "Resignation" ist "Marodeur"
wieder aufs Wesentliche reduziert. Drei Gitarren, Bass, Schlagzeug,
gelegentlich noch ein Klavier sowie die Violine (die wieder einmal
von der fantastischen Firtan-Fiedlerin Klara beigesteuert wurde)
reichen dieses Mal vollkommen an Instrumentierung. Klar dürfen auch
die Karg-typischen Filmsamples ("Märzengrund", "Wind River") nicht
fehlen, aber ansonsten wurde auf andere klangliche Einflüsse
gänzlich verzichtet.
Was bleibt, ist eine aufwühlende Mischung
aus treibenden Riffs, gefühlvollen Melodien und den markanten,
mitreißenden Vocals von J.J., die eine Verzweiflung ausstrahlen,
welche dem Hörer nicht nur einmal eine Gänsehaut bescheren.
Das erste Highlight, wenn man bei einem durchweg starken Album
überhaupt von Highlights reden kann, ist dann das letzte Drittel von
"Yügen". Ich habe selten so viel Verzweiflung und so viel Emotion in
einem Song gehört wie hier.
Auch "Reminiszenzen Einer Jugend"
gilt es hervorzuheben, da das Quintett hier eindrucksvoll beweist,
welche Bandbreite der Post Black Metal aufweist. Beginnt es zunächst
mit einem dichten, schwarz-metallischen Riff, folgt kurz darauf dann
im Kontrast dazu ein rockiger Teil, der eine tragende Melodie
einleitet, die nach einem kurzen Break in einen aggressiven,
zerklüftet rhythmischen Teil übergeht. Nur um kurz darauf von
cleanen, melancholischen Gitarren aufgefangen zu werden. Habe ich
schon den mitreißenden Groove-Teil am Ende erwähnt? Nein? Dann wisst
ihr es jetzt.
Einzig gegen Ende des Albums brechen die Herren
dann aus der zuvor aufgebauten Atmosphäre heraus, indem der Rhythmus
mehr in den Vordergrund gerückt wird, wo zuvor dichte Akkorde und
Klangfarben waren. Zwar werden in Karg-typischer Manier dann auch
mit treibenden Blastbeats und gefühlvollen Melodien die Emotionen
wieder aufgegriffen, aber mit seinen musikalischen Lichtblicken
fungiert "Anemoia" als würdiger Abschluss für ein fantastisches
Album.
Die Produktion ist wie gewohnt fett und so klar, aber
auch so verwaschen, wie die Musik es verlangt. Marodeur ist
vermutlich das rundeste und in sich stimmigste Album in der
Diskografie von Karg. Die Lyrics tun weh, die Musik ist mitreißend,
die Gastsänger passen wie die Faust aufs Auge.
Am Ende bleibt von
dem Album zwar keine Melodie im Kopf, kein Ohrwurm und kein Riff,
aber es bleibt ein Gefühl, das sich nachhaltig im Gehirn einbrennt.
Und ich denke, das ist genau das, was die Musik erreichen will und
soll!
Fazit:
Funktionieren die Kompositionen von Karg
auch, wenn sie von der Band als Einheit erschaffen wurden? Diese
Frage lässt sich eindeutig mit JA beantworten. Karg kredenzen mit
"Marodeur" ein absolutes Highlight ihrer Bandgeschichte.
Schmerzhafte Musik, authentische Atmosphäre, gefühlvolle
Arrangements; diese Scheibe ist ein Muss für jeden Anhänger der
verzweifelten dunklen Klänge.
Punkte: 10/10
Anspieltipp: Alles
01. Schnee Ist Das Blut Der Geister
02. Findling
03. Yügen
04. Verbrannte Brücken
05.
अनपर(Annapurna)
06. Rminiszenzen Einer
Jugend
07. Kimm
08. Anemoia
Michael J.J. Kogler - Vocals, Bass
Daniel Lang - Guitars,
Vocals
Christopher Pucher - Guitars, Vocals
Georg
Traschwandtner - Guitars
Paul Färber - Drums
Guest
Musician:
Klara Bachmair - Violin
Perchta - Guest Vocals
(Schnee Ist Das Blut Der Geister)
Michael Eder - Piano (Schnee
Ist Das Blut Der Geister)
Marko Kolac - Vocals (Kimm)
- Download Review in deutsch
- Bandcamp
Autor: Sepp