Lee Aaron - Tattoo Me
Band: Lee Aaron (CDN)
Genre: Heavy Metal / NWOBHM / Hard Rock
Label: Metalville
Album Titel: Tattoo Me
Spielzeit: 44:28
VÖ:
26.04.2024
Lee Aaron, ein Urgestein der Rock-Szene, bringt Ende April ein
Coveralbum auf den Markt. "Tattoo Me", so der Titel, ist ihr erstes
Werk mit fremden Songs. Die Ankündigung löste bei mir Skepsis aus.
Ich habe einfach schon zu viele schlechte Coverversionen gehört …
Aber sämtliche Titel haben für Lee Aaron eine Bedeutung und so hatte
ich vor dem ersten Hören die Hoffnung, dass die Songs so sorgfältig
dargeboten werden, wie sie offenbar ausgewählt wurden.
Einen
ersten Riss bekam meine Skepsis, als ich die Musik hörte. Die Band
knallt einem einen richtig schön rauen, erdig klingenden Sound um
die Ohren. Obwohl es wahrscheinlich nicht so ist, bekommt man den
Eindruck, die Songs seien live im Studio eingespielt worden. Mit den
Musikern arbeitet Lee Aaron schon lange zusammen. Dementsprechend
ist man gut eingespielt, was man dem Album deutlich anhört. Mit
leicht in den Hintergrund gemischtem Piano und öfter hohem Tempo
schafft die Band eine schön rockige Atmosphäre und verleiht vielen
Titeln einen Flair klassischen Rock 'n' Rolls. Hier muss ich
ausdrücklich die Produktion loben. Die Band ist sehr laut neben den
ebenfalls äußerst lauten Gesang gemischt. Beides kann man gleich gut
hören und das Schöne ist, dass man gar nicht das Gefühl hat, man
höre Musik "aus der Konserve".
Den zweiten Riss in meiner
Skepsis verursachte Lee Aaron selbst. Mit ihrer rauen Stimme schafft
sie es, sämtlichen Titeln etwas Eigenes zu verleihen. Gerade, wenn
man die Originale kennt, ist es erstaunlich, wie sehr sich ein Song
mit ihrer Stimme ändert. Der ursprüngliche Titel ist aber immer
erkennbar, für mich ein Zeichen einer guten Cover-Version. Die Songs
werden nicht in komplett neue Titel umgewandelt, was genau richtig
ist.
Den dritten Riss in meiner Skepsis und damit die
Auflösung meiner Zweifel stellt die Auswahl der Lieder selbst dar.
Hatte ich zunächst die Befürchtung, etwa die gefühlte Version Nr.
987 von "The First Cut Is The Deepest" oder Version Nr. 1015 von
"Knocking On Heaven’s Door" ertragen zu müssen, löste sich diese
schnell in Luft auf. Mit "Malibu" von Hole, das ich nicht kannte und
"Is It My Body" von Alice Cooper sowie noch einigen anderen finden
sich unerwartete Songs auf dem Album, was ich für eine hervorragende
Idee halte. "Go Your Own Way" und "What Is And What Should Never Be"
von Led Zeppelin gehören zu den bekannteren Stücken.
Lee
Aaron und ihre Band sind schlau genug, den einmal eingeschlagenen
Weg nicht das ganze Album hinweg zu beschreiten, sondern auch für
etwas Abwechslung zu sorgen. So singt die Protagonistin in Elton
Johns "Someone Saved My Life Tonight" immer noch rau, gleichzeitig
aber auch sehr gefühlvoll. Dieser mit akustischer Gitarre und
Klavier überwiegend ohne elektronische Verstärkung gespielte Song
stellt eine der wenigen Ausnahmen des primär rockig gehaltenen
Albums dar. Eine weitere ist der erwähnte Titel von Led Zeppelin,
der mir mit seiner leicht leiernden Gitarre und den Vokal-Einlagen
am Ende aber nicht gefällt. Aber auch hier ist das Original
erkennbar.
Die Songs werden gegen Ende häufig etwas durch
dauerndes Wiederholen des Refrains gestreckt, was sie teilweise
länger macht, als sie sein müssten. Hier hätte mir eher ein kurzes
Instrumental-Solo mit einem richtigen Abschluss gefallen. Aber unter
dem Strich werden die Titel dadurch nicht verhunzt und sind immer
noch gut hörbar.
Fazit:
Auf "Tattoo Me" ist alles rau. Die
raue, erdige Musik schafft in Kombination mit Lee Aarons rauer
Stimme eine tolle Atmosphäre. Die rockigen Stücke wirken dabei eher
als die langsameren, aber insgesamt ist das Album ziemlich gut
gelungen. Es ist schön, dass die Songauswahl eher ungewöhnlich
geraten ist. Die dargebotenen Titel machen weitgehend Lust, die
Originale kennenzulernen. Die kleinen Schwächen verzeiht man der
Künstlerin. Sofern sie vielleicht irgendwann einmal weitere Cover
aufnehmen will, würde ich mich darüber freuen. Meine eingangs
angesprochene Hoffnung wurde nicht enttäuscht, klare Empfehlung!
Punkte: 8/10
Anspieltipp: Is It My Body, Go Your Own Way,
Malibu
01. Tattoo (The 77s Cover)
02. Are You Gonna Be My Girl (Jet
Cover)
03. Even It Up (Heart Cover)
04. What Is And What
Should Never Be (Led Zeppelin Cover)
05.Is It My Body (Alice
Cooper Cover)
06. Go Your Own Way (Fleetwood Mac Cover)
07.
The Pusher (Nina Simone Cover)
08. Malibu (Hole Cover)
09.
Someone Saved My Life Tonight (Elton John Cover)
10. Connection
(Elastica Cover)
11. Teenage Kicks (The Undertones Cover)
Lee Aaron - Vocals
Sean Kelly - Guitars
Dave Reimer - Bass
John Cody - Drums
- Download Review in deutsch
- Homepage
Autor: Udo