Jord - Tundra
Band: Jord (S)
Genre: Atmospheric Post Black Metal
Label:
Hammerheart Records
Album Titel: Tundra
Spielzeit: 39:34
VÖ:
03.11.2023

Die Ein-Mann-Band Jord (Schwedisch für Erde) ist nach dem letzten
Album "Måne" zu einer "echten" Band geworden, was auch hörbar auf
der neuen Scheibe "Tundra" ist. Zu Jörgen (Vocals, Bass) haben sich
Stefan (Drums) und Sebastian an der Gitarre gesellt. "Tundra" ist
das dritte Album in drei Jahren, was zeigt, dass Jörgen viele Ideen
im Kopf hat, sodass ihm der Stoff nicht ausgeht. Thematisch
beschäftigt sich das Album hauptsächlich mit der Natur und Folklore,
alten Göttern und furchterregende Fabelwesen aus schwedischen
Überlieferungen. Überall wird aber auch unterschwellig in Richtung
der gegenwärtigen Gesellschaft, vor allem in die der "Mächtigen"
gezielt.
Dass die Band zum Trio gewachsen ist, ist wie
bereits erwähnt deutlich zu hören. Vor allem der Bass scheint bei
der Entstehung der Songs eine wichtige Rolle gespielt zu haben.
Dieser ist mächtig präsent und setzt nicht nur Akzente, sondern ist
tragendes Element der meisten Titel. Sehr auffällig im Opener "Mara"
und dem darauf folgendem "Själens Död". Dabei fällt mir immer wieder
auf, dass der Bass zwar etwas die Black Metal typische Kälte aus den
Nummern nimmt, selbige aber durch die Gitarre dennoch irgendwie
erhalten bleibt. Damit macht man die Nummern kalt und fett zugleich,
jedenfalls in den entsprechend passenden Parts.
Was auch
immer wieder auffällig ist, ist die Sounddichte, welche vor allem
dann entsteht, wenn man das Tempo anzieht. Auch wenn sich das
manchmal etwas gegenseitig aufzufressen scheint, so passt es sehr
gut zum Album und verleiht diesem das gewisse Etwas.
Wie schon
mein Kollege bei der Review zum letzten Album erwähnte, gibt es hier
auch kleine "Pop-lastige" Momente, z.B. wenn sich die Gitarre in
einer kleinen Melodie verliert (Själens Död), und dann auch noch ein
Klavier auftaucht.
Oder in "The Fall", wenn die Klavieranschläge
etwas an Lifelover erinnern. Dieses Stück baut eine emotionale,
schwere Atmosphäre auf, hat eine sehr melancholische Stimmung und
weiß mit einem mitreißenden Solo zu überzeugen.
Die
Gestaltung der Stücke des Albums ist immer ähnlich und setzt sich
aus atmosphärischen und high Speed Parts zusammen. Auch wenn dies am
Ende des Tages etwas vorhersehbar erscheint, so sorgt es doch eher
für Kurz- als für Langeweile. Außerdem, mit dem einen oder anderen
Solo, neben dem von "The Fall", kann das Album Akzente setzen, was
ebenfalls für Abwechslung sorgt. In "Snöfödd" gibt es auch mal
cleane Vocals zu vernehmen, welche wie aus der Ferne rufend klingen.
Hier setzt dann eine Akustikgitarre noch einen zusätzlichen Akzent
im ruhigen Mittelpart.
Der wohl härteste und Black
Metal-lastigste Song der Platte ist "Kyla". Schon der Beginn mit dem
Trommelwirbel, welcher die Nummer regelrecht anschiebt, bis es dann
aus dem Trio herausbricht. Hier geht es rasant, hart und kalt
vonstatten und es gibt nur wenige Momente zum Luft holen.
Die
Vocals wie sie auf "Tundra" zu vernehmen sind, tun der Musik von
Jord ebenfalls gut, macht es diese auch von der Seite her
interessanter als noch auf dem Vorgänger. So gibt es neben den
kehlig keifenden Vocals, welche vor allem in den high Speed Parts
sehr emotional und garstig daherkommen, auch "Ahhh"-Chorus und
zweistimmige Momente sowie ein paar "spoken Words" im Titelstück und
Albumabschluss "Tundra". In den schleppenden, atmosphärischen Parts
bewegen sich die Vocals dann hin und wieder auf einem schmalen Grat
an der Grenze zu Growls.
Auch wenn man beim ersten Durchlauf
der Scheibe noch das Gefühl hat, dass die Produktion hätte besser
sein können, kann ich nach mittlerweile etlichen Rotationen des
Albums sagen, dass die Platte genauso klingen muss, wie sie es tut.
Immer eine gewisse raue Note in sich tragend und manchmal auch
leicht "verwaschen", passt sie am Ende zu Platte und Thema wie der
berühmte "Arsch auf Eimer". Einzig die eine oder andere Schwankung
bei der Lautstärke war zu vernehmen, was aber auch an meiner Promo
liegen könnte!?
Fazit:
"Tundra" lässt Jord gewachsener und
reifer klingen als noch auf dem letzten Output. Ohne die Verbindung
zu seinen Wurzeln zu verlieren, präsentieren uns Jörgen und seine
Mitstreiter ein vielschichtiges und Genre verbindendes Album,
irgendwo angesiedelt zwischen atmosphärischem Black Metal, Post
Rock/Metal und Ambiente. Diese Verschmelzung, welche am Ende auch
als Blackgaze bezeichnet werden kann, zeichnet die Musik von Jord
aus. Die teilweise epische Atmosphäre, welche immer wieder dabei
entsteht, ist dann das i-Tüpfelchen. Freunde dieser musikalischen
Ausrichtung können hier ohne Bedenken zugreifen. Ich sage mal so;
wer sich eine Mischung aus der Melodik Windirs, den rauen Parts
Vintersorgs und den melancholischen Momenten Lifelovers gepaart mit
epischer Atmosphäre vorstellen kann, der ist bei Jord und "Tundra"
richtig.
Punkte: 9/10
Anspieltipp: alles
01. Mara
02. Själens Död
03. The Fall
04. Vilddjurets
Vrede
05. Snöfödd
06. Kyla
07. Tundra
Jörgen Ström - Vocals, Bass
Sebastian Svedlund - Guitars
Stefan Jansson - Drums
- Download Review in deutsch
Autor: Thomas