Nebelkrähe - Ephemer

Band: Nebelkrähe (D)
Genre: Black Metal
Label: Crawling Chaos Records
Album Titel: Ephemer
Spielzeit: 50:28
VÖ: 27.10.2023

Nebelkrähe - Ephemer

Zehn Jahre ist das letzte Album der Münchner Black Metaller nun schon alt und daher wird es vielen schon unter den Nägeln brennen, die neue Scheibe in den Händen halten zu dürfen. "Ephemer" nennt sich das neue Werk, was soviel wie "flüchtig", "ohne bleibende Bedeutung" oder "kurzlebig" bedeutet und Ende Oktober in den Läden und beim Onliner eures Vertrauens zu erwerben ist. Die Songs des Albums entstanden übrigens genau in den 10 Jahren, die zwischen "Lebensweisen" und "Ephemer" liegen, deshalb auch die beiden Bassisten im Lineup.

Um eines schon mal vorwegzunehmen, kurzlebig wird dieses Album wahrscheinlich nicht sein, zumindest nicht für diejenigen unter euch, für die Musik mehr als nur Konsum ist. Kurzlebig passt allerdings zum Cover (zwei Kinder beim Seifenblasenspiel) und zu den Themen der Platte, welche sich mit Dingen des Lebens auseinandersetzen, welche jeden von uns in der einen oder anderen Art und Weise begegnen und meist eher vergänglich sind, auch wenn der einer oder andere sie wichtiger als nötig nimmt.

Musikalisch gibt es, wie wir es von Nebelkrähe kennen, nicht einfach Black Metal, sondern eher ein Black-lastigen Dark Metal, welcher mit Avantgarde-Elementen und atmosphärischen Momenten versehen wird. Die oft sehr melodischen Parts sorgen dabei auch immer wieder für Eingängigkeit und erzeugen manchmal fast Ohrwurmcharakter. Die kehligen, teilweise sehr garstigen Vocals, welche sehr gut verständlich sind, passen dabei gut ins Gesamtbild, auch wenn es kleine Gewöhnungsmomente gibt.

Das Album startet mit "Tumult auf Clam Abendland" und beginnt mit ambienten Klängen, bevor es nach ca. 26 Sekunden aus umbrA herausbricht. Ein prägnantes Riff treibt das Stück schön an und im weiteren Verlauf gesellt sich eine ebenso prägende Melodie dazu. Es wird mit Tempo variiert und ein Soli lockert das Ganze zusätzlich auf. Zwischendrin verdrischt Latrodectus auch mal ordentlich die Felle, erzeugt aber auch amtliche Groove-Momente. Zum Ende nimmt das Stück fast schön Züge ähnlich eines Hörspiels an. Beim "Nielandsmann" gibt es dann nicht nur Vocals von Noise (Kanonenfieber) sondern auch Tuba, Saxophon, Trompete und Trombone, was geschickt eingefügt wird und für einen kleinen Aha-Moment sorgt.

Hin und wieder gibt es Momente auf der Scheibe, in denen man unweigerlich an Bands wie Eisregen oder Transsilvanien Beat Club erinnert wird. Schön zu vernehmen im Titelstück "Ephemer". In "Dornbusch (Im Norden kein Westen)" gibt es gar ein Akkordeon zu hören, und auch das ist geschickt eingearbeitet worden. Hier setzen die Gast-Vocals von sG (ex-Secrets Of The Moon) einen zusätzlichen Akzent, was auch der Abwechslung auf der Scheibe zugute kommt. Auch gibt es so manchen melancholischen, atmosphärischen Moment in der Nummer. Im hinteren Teil erzeugt dann eine flirrende Gitarre eine relativ eingängige Melodie, welche den Hörer direkt wieder mitnimmt und das Stück seinem Ende entgegentreibt.

Diese flirrenden Gitarren und ein ziemlich geiles Schlagzeugspiel ist auch das, was dich bei "Über Menschen unter Tage" sofort mitreißt, bevor dich ein Break zum Stillstand bring, um dich mit einem "Kammerspiel"-Part fast in Lethargie zu versetzten. Dann gibt es einen Klavierpart und im weiteren Verlauf wieder diverse Bläser, um am Ende wieder mit flirrender Gitarre und schnellen Drums eine feine Melodie zu zaubern. Hier muss man einfach mitwippen. Beim Ende von "Die Strandbar Von Scheria", welches eigentlich ein Düsterheimer ist und eine traurige Geschichte erzählt, bekommt der geneigte Hörer doch noch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, wenn die Sendersuche im Radio der Strandbar erfolgt.

Fazit:
"Ephemer" bewegt sich irgendwo zwischen Dark- und Black Metal und bietet dem geneigten Hörer ein sehr abwechslungsreiches, melodisches und emotionales Klangerlebnis. Dieses lebt in erster Line von prägnanten Vocals, Gitarre, Schlagzeug und dem Wechselspiel zwischen "emotionaler Raserei" und "atmosphärischer Ruhe" Es versteht es aber auch geschickt, "genrefremde" Instrumente einzupflegen und dem Ganzen dadurch das "gewisse Andere" hinzuzufügen. Wer sich im Dark Metal wohlfühlt und mit stilistischen Wechseln innerhalb einer Komposition keine Probleme hat, dem sollte das neue Nebelkrähe-Werk durchaus die Ohren schmeicheln. Alle anderen sollten vorher reinhören.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: Nielandsmann, Dornbusch (Im Norden kein Westen), Über Menschen unter Tage

Tracklist

01. Tumult Auf Claim Abendland
02. Nielandsmann
03. Ephemer
04. Dornbusch (Im Norden Kein Westen)
05. Über Menschen Unter Tage
06. Kranichträume
07. Die Strandbar Von Scheria

Lineup

umbrA - Vocals
Morg - Guitars
Miserere - Guitars
Kar - Bass (bis 2022)
Nys - Bass (ab 2022)
Latrodectus - Drums

Guest Musician:
Noise - Vocals on Nielandsmann
sG - Vocals on Dornbusch (Im Norden Kein Westen)
Markus Stock - Hackbrett on Kranichträume

Informationen