Ursular - Preta
Band: Ursular (D)
Genre: Psychedelic Doom Rock
Label: OMN Label
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Album Titel: Preta
Spielzeit: 38:36
VÖ: 21.07.2023

Aus dem Berliner Untergrund erhebt sich ein Quartett, welches
sich dem psychedelischen Doom Rock verschrieben und mit seiner
2018er EP bereits für Aufsehen in der Szene gesorgt hat. Unter dem
Banner Ursular erscheint nun satte 5 Jahre nach der EP das lang
erwartete Debütalbum namens "Preta".
Trotz der Tatsache, dass
die Scheibe nur vier Songs beinhaltet, kommt das Album insgesamt auf
eine knappe Dreiviertelstunde Spielzeit. Und Spielzeit heißt in dem
Fall auch wirklich nur Musik - auf langatmige Intros, Zwischenspiele
oder ähnliches wird getrost verzichtet, zumal sehr schnell klar
wird, dass das Berliner Quartett mühelos auch ohne großes Geplänkel
eine melancholische Atmosphäre kreieren kann, die den Hörer von der
ersten Sekunde an in ihren Bann zieht.
Auch Synthies sind
absolut nicht notwendig - allein eine Gitarre, der gekonnte Umgang
mit verschiedenen Sounds, ein leicht schmutziger Bass und die
verträumte Stimme von Babett Richter erschaffen diese grandiose
Atmosphäre, die auch gerne mal in einem verzweifelten, absolut
authentischen Schrei gipfelt ("Siren").
Sollte dann die
Instrumentierung doch noch etwas anderes erfordern, schrecken
Ursular auch nicht davor zurück, einfach ein Saxophon einzubauen,
welches, auch wenn es eher genreuntypisch ist, zu keiner Sekunde wie
ein Fremdkörper klingt, sondern sich vielmehr absolut gekonnt in den
Gesamtsound einfügt. Beispielsweise am Anfang von "Malediction"
sticht das Sax überhaupt nicht heraus, sondern schmiegt sich sanft
an den Rhythmus, den Assel und Baumbach an Bass und Drums in
grandiosem Zusammenspiel zum Besten geben, nur um kurz darauf die
Gitarre so zu unterstützen, dass eine mächtige Soundwand entsteht.
Die Stimmung auf "Preta" ist verträumt melancholisch, aber
gleichzeitig auch düster mit nur sehr wenigen Lichtblicken
(beispielsweise der harmonische Aufbau im Mittelteil von "Livores").
Die Rhythmik hält sich allgemein schleppend, allerdings keinesfalls
so, dass sie nach eintönigem Einheitsbrei klingt. Die Kompositionen
sind absolut abwechslungsreich und die drei (mit dem Saxophon vier)
Instrumentalisten wirken niemals wie einzelne Musiker, sondern
fungieren durchweg als Gesamtgefüge, in dem sich die verschiedenen
Einheiten jederzeit gegenseitig ergänzen, ohne sich selbst dabei zu
sehr unterordnen zu müssen. Einzig beim Saxophonsolo gegen Ende von
"Malediction" scheint das Sax leider etwas schlecht zu intonieren.
Das fällt anhand der trotzdem authentischen Atmosphäre nicht so sehr
ins Gewicht, ist aber im Hinblick auf die sonstige musikalische
Glanzleistung auf der Scheibe ein Manko, welches nicht hätte sein
müssen.
"Livores" sticht etwas aus dem Album heraus, da
dieser Track an einigen Stellen (vor allem am Anfang) durch seine
eigenwillige Melodieführung einen mystisch-orientalischen Touch
aufweist. Ebenso will bei diesem Song auch das Basssolo im
Mittelteil nicht unerwähnt bleiben, welches, so viel Subjektivität
sei mir erlaubt, für mich jedes Mal eine Freude ist. Mit dem
mächtigen "Golem" wird am Ende nochmal alles an Gänsehaut
rausgeholt, was irgendwie möglich ist, und "Preta" ein würdiger
Abschluss verliehen.
Der Sound ist absolut ehrlich und
authentisch, ohne dabei zu dünn oder gar unprofessionell zu wirken.
Jedes Instrument bekommt so viel Raum, wie es benötigt und die
Stimmung wird genau so auf die Boxen transferiert, wie es von der
Komposition gewollt ist. Auch die Spielzeit ist genau richtig
gewählt, ist nicht zu kurz und es wird alles gesagt, was gesagt
werden muss. Aber auch nicht zu lang, sodass irgendwelche
langatmigen Passagen entstünden.
Fazit:
"Preta" ist ein
Debütalbum, das sich absolut hören lassen kann. Grandios komponiert,
wundervoll arrangiert und von Musikern dargeboten, die wie eine
Einheit fungieren, welche schon immer zusammen Musik macht. Jeder
Freund der getragenen, psychedelischen Rockmusik wird hier ohne
Zweifel auf seine Kosten kommen!
Punkte: 9,5/10
Anspieltipp: alles
01. Siren
02. Malediction
03. Livores
04. Golem
Babett Richter - Vocals, Saxophone
Tim König - Guitars
Kay
Assel - Bass
Markus Baumbach - Drums
- Download Review in deutsch
Autor: Sepp