Craving - Call Of The Sirens

Band: Craving (D)
Genre: Melodic Black / Death Metal
Label: Massacre Records
Album Titel: Call Of The Sirens
Spielzeit: 50:08
VÖ: 19.05.2023

Craving - Call Of The Sirens

Craving, die ich bereits mit ihrem ersten Lebenszeichen, in Form des Demos "Demo 2006", auf meinen "Seziertisch" (damals noch für einen anderen Onliner) hatte, veröffentlichen gute 17 Jahre später ihr viertes Studioalbum. Die Demo hat damals schon das Potential der Band aufgezeigt, was mit der folgende "Revenge" E.P. erneut bestätigt wurde. Meine Hoffnung, dass Craving sich etablieren und dieses Potential nutzen, hat sich dann mit ihrem ersten "echtem", selbst betitelten Album erfüllt. Die dort noch etwas fehlende Eigenständigkeit, hat sich mit jeder weiteren Veröffentlichung immer weiter, hin zu eigenen Trademarks verändert. Mittlerweile erkennt man in jedem Song der Band die Handschrift Ivans und somit die Cravings. Zu den Markenzeichen gehört auch, die Texte immer in verschiedenen Sprachen zu verfassen. So gibt es auch hier wieder Songs in Deutsch und Russisch sowie in Englisch und Ukrainisch.

Auch auf "Call Of The Sirens", so der Titel des neuen Albums, erkennt man in jedem Moment wer hier federführend ist.
Die Acht Nummern strotzen nur so vor Energie und der Epic Faktor ist kaum zu übertreffen. Ich will gar nicht großartig auf einzelne Songs eingehen, die Vorabsingles sagen da viel mehr aus, da alle auf dem gleichem hohen Level angesiedelt sind. "Mörderische" Drums, flirrende Leads, messerscharfe Riffs und Choräle, welche neben den orchestralen Arrangements für den riesen Epic Faktor sorgen, bestimmen jede Nummer. Selbst der Bass setzt hier Akzente, was bei Songs mit so epischen Zügen leider oft etwas vernachlässigt wird. Die Gast Musiker werden geschickt in die Nummern integriert, sei es durch ihre Vocals oder, wie im Fall des COF Gitarristen Marek "Ashok" Šmerda, durch ein feines Solo ("Gods Don't Negotiate"). Die Tempowechsel und Breaks sorgen dabei für Abwechslung und man schafft es in jedem Song, nicht nur epische Melodiebögen zu spannen, sondern die entstehende Spannung immer aufrecht zu erhalten. Die kurzen akustischen Parts am Beginn und Ende einiger Lieder lassen diese Spannung auf- bzw. abschwellen, ohne dabei dem wuchtigem Gesamtbild zu schaden. Auch die beiden Cover am Ende des Albums (CD Version) schaden dem Gesamteindruck nicht, auch wenn sie "etwas anders" sind und etwas aus dem Klangbild der 8 Albumsongs fallen.

Den einzigen "negativen" Aspekt, den ich finden konnte, ist, dass dieser mächtige Sound hin und wieder etwas überladen wirkt, was aber auch schon fast ein Craving typisches Trademark ist. Am Ende ist dies auch immer ein persönliches Empfinden.

Erwähnen möchte noch Neuzugang Wanja Gröger, der seit 2018 an der "Schießbude" sitzt. Nichts gegen Maik Schaffstädter, den langjährigen Craving Drummer, der immer amtlich abgeliefert hat. Aber Wanja, der mich schon bei Negator begeistert hat, serviert uns hier einen Drumfeuerwerk als wäre es das letzte Mal, dass er die Felle verdrischt, um sich so in aller Köpfe festzusetzen. Die Blastbeats kommen so präzise als hätte er selbst sie erfunden und wenn es mal etwas ruhiger zur Sache geht, bekommt man immer wieder den Eindruck, er zündet nur die Lunte für den nächsten Ausbruch. Einfach Hammer!!!

Wie bereits erwähnt sind die Songs an Epic kaum zu überbieten und diese Mixtur aus Black- , Death- und Power Metal, gepaart mit einer Portion klassischem Heavy Metal, spielt wohl kaum eine andere Band auf so einem schmalen Grad wie Craving. Glaubst du dich in einem Moment im Black Metal, bist du plötzlich im Death-, dann wieder im Power- und kommst auf einmal im Heavy Metal an. Und als ob das nicht schon fett genug wäre, öffnet sich auch noch eine symphonische Klappe, hinter der sonst nur Dimmu Borgir oder Cradle Of Filth zuhause sind. Auch die Vocals von Ivan sind hier nicht wirklich in ein Genre einzuordnen, sein "Schrei"-Gesang passt eigentlich überall hin, und was mir schon immer an ihm gefallen hat, ist, dass er singt und nicht unverständliches Geschrei von sich gibt. Dennoch hat seine Stimme immer eine raue, kehlige Note und eine passende Klangfarbe für jeden Part.

Wenn so vieles passt, dann ist es nicht verwunderlich, dass auch Produktion und Mix super gelungen sind. Vor allem unterm Kopfhörer lassen sich, trotz der mächtigen Soundwände, die Details gut ausmachen und die Instrumente differenzieren.

Fazit:
"Call Of The Sirens" ist nicht nur Cravings bisheriges Meisterwerk, sondern auch eines der epischsten Alben, welche ich in den letzten Jahren in diesem Genresegment zu hören bekommen habe.
Hier gibt es 8 energiegeladene, orchestrale Power-, Black 'n' Death Metal Hymnen, voller Melodik, Epic und Atmosphäre. Detailverliebte Arrangements bescheren dem geneigten Hörer, Melodie- und Spannungsbögen, wie sie in ähnlicher Dichte nur die Epic Metaller von Rhapsody hinbekommen. Definitiv ein "Must Have" für jeden der an den hier aufgeführten Genres, Melodie, Epic, Atmosphäre und hohe Sounddichte, Gefallen findet. Und für Craving Fans sowieso!!!

Punkte: 9,5/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. Mich packt die Wut
02. Call Of The Sirens
03. Death March
04. Maiden Of The Sun (Дева Солнца II)
05. Blood Ov Franconia
06. Gods Don't Negotiate (Feat. Marek "Ashok" Šmerda)
07. Prayer For The Rain
08. Star By Star
09. El Diablo (Elena Tsagrinou Cover)
10. Shum (Go_A Cover)

Lineup

Ivan Chertov - Vocals, Guitars, Orchestrierung
Jonas Papmeier - Guitars
Leonid Rubenstein - Bass (Session)
Wanja Gröger - Drum

Guest Musician:
Michelle Bouma - add. Vocals "Call Of The Sirens"
Esther Sarai Devries: - add. Vocals "Call Of The Sirens"
Theresa Winterhalter - add. Vocals "Death March"
Anita Janukiewicz - add. Vocals "Shum"
Marek "Ashok" Šmerda (Cradle Of Filth) - Solo on "Gods
Don't Negotiate"
Fabian Mofid - Orchestrierung on "Prayer For The Rain"

Informationen