Timor At Tremor - Realm Of Ashes

Band: Timor et Tremor (D)
Genre: Pagan / Black Metal
Label: Trollzorn Records
Album Titel: Realm Of Ashes
Spielzeit: 54:19
VÖ: 28.10.2022

Timor At Tremor - Realm Of Ashes

Für das vierte Werk haben sich die Hessen tatsächlich viel Zeit gelassen. Herausgekommen sind acht Titel, die alle ihren eigenen Charme besitzen und, einmal abgesehen vom Intro, auch alle eine beachtliche Spielzeit vorweisen können. Songs zwischen knapp sechs und neun Minuten haben viel Zeit, um sich aufzubauen, auszubauen und zu atmen und sich auch so richtig auszuleben.

Dabei setzt das Quartett auf verschiedenste klassische Stilmittel des Pagan Black Metals wie Keif- und Klargesang, überspannende Melodiebögen, die trotz des treibenden Schlagzeugs eine gewisse Langatmigkeit versprühen ("A Hundred Days of Rain"). Dabei bieten vor allem die Gitarren sehr melodische Klangkost, was sich auf der einen Seite wunderschön und sehr "Timor et Tremor-mäßig" anhört, auf der anderen Seite aber auch Erinnerungen an Kollegen aus dem Genrebereich weckt - z.B. an Helrunar ("Of Wolf and Sun") und Hel ("King of the Lost").

Alle Songs durchleben mehrere Stadien, die besonders durch ihre variantenreichen Tempowechsel gekennzeichnet sind. Schwelgen die Lieder häufig in einem gemächlichen Tempo, in dem man als Hörer schnell und einfach eintauchen kann, so wird immer wieder mal die Geschwindigkeit angezogen, ohne aber in kalte Black Metal-Raserei und frenetische Blastbeats zu verfallen. Das ist nicht der Stil der Truppe. Hin und wieder hätte ich mir schon mal einen Ausbruch gewünscht, der mich schüttelt und rüttelt und aus meiner Komfortzone holt ("Catharsis", "A Crown of Bones"). Aber die Nummern sind dafür nicht geschaffen, auch wenn sie schon alle gut Druck haben. Dennoch sind sie durch die Erlebnisse der Bandmitglieder der letzten Jahre geprägt. Und wir wissen alle, dass die letzten paar Jahre nicht die Tollsten waren.

Die Produktion ist super gelungen und lässt keine Beschwerden zu. Auch wenn der Fokus der Musik deutlich auf den Gitarren liegt, dominieren sie nicht die restlichen Instrumente, sondern treten auch mal in den Hintergrund, wenn z.B. ein Solo ansteht.

Fazit:
Musikalische Ausfälle sucht man auf "Realm of Ashes" vergebens. Was man stattdessen findet, sind Pagan Black Metal Songs, die sich ihre Zeit nehmen, sich auf- und auch abbauen und trotzdem immer diesen träumerischen und schwelgenden Charakter behalten. Wer in seinem Metal auch mal Ausbrüche, Wutanfälle und Gitarrengewitter braucht, hat hier das falsche Album in den Händen. Wer aber versinken möchte und weitgespannte Melodien mag, der wird sich in der Klangwelt von "Realm of Ashes" wohlfühlen.

Punkte: 8,5/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. Mirrors And Smoke
02. Voices From The Coffin
03. A Hundred Days Of Rain
04. King Of The Lost
05. Of Wolf And Sun
06. Catharsis
07. A Crown Of Bones
08. Bearer Of The Accursed Sands

Lineup

Hendrik Müller - Vocals
Martin Stosic - Guitars
Marco Prüssing - Guitars, Bass
Jan Prüssing - Drums

Informationen