Ellende - Ellenbogengesellschaft
Band: Ellende (A)
Genre: Atmospheric Black Metal
Label: AOP
Records
Album Titel: Ellenbogengesellschaft
Spielzeit: 48:44
VÖ: 30.09.2022

Ellende, gegründet 2011, veröffentlicht mit
"Ellenbogengesellschaft" das bereits vierte Album. Es gibt Leute,
die behaupten; das dritte Album einer Band ist meist das
Wegweisende. Wenn dem wirklich so wäre, dann müsste das neue Album
der Band aus Österreich im Prinzip in dieselbe Kerbe schlagen wie
der Vorgänger "Lebensnehmer"!? Dann wäre hier eigentlich schon Ende
mit schreiben!
Wer Ellende seit Gründung, oder zumindest seit
dem 2013er selbst-betiteltem Debütalbum, verfolgt, wird aber wissen;
wo Ellende draufsteht, ist zwar auch Ellende drin, doch man bekommt
auch immer Neues und Interessantes geboten, was die stetige
Weiterentwicklung L. G.s auf musikalischer, wie auch auf lyrischer
Seite zeigt.
So auch auf "Ellenbogengesellschaft". Das Album
ist eine emotionale Achterbahnfahrt, in puncto Vocals genauso wie in
der Musik. Filigrane postmusikalische Parts treffen auf hartes,
sägendes Black Metal Riffing. Tragende Atmosphäre trifft auf auf
Melodiebögen und auf Monotonie zugleich und Drums, die mal nach vorn
preschen, als gäbe es keinen Morgen, sich auf der anderen Seite aber
auch gut unterordnen können und nur songdienlich agieren. Der Bass
kommt dabei auch nicht zu kurz und färbt das Ganze zusätzlich
dunkel. Sehr schön untermauert das traurig-schöne "Someday" die
drückende Stimmung des Albums. Mit sehr wenig Text bestückt sind die
knapp 5 1/2 Minuten eher ein Instrumental, welches sich zum Ende hin
mit inbrünstigen Schreien in einen brachialen Black Metaller
ergießt, um dann mit dem Piano auszuklingen, welches den Song auch
einleitet.
Oder "Ruhelos". Mal umschmeicheln das Ohr zarte
Akustikgitarren, aus denen heraus sich eine feine Melodie
entwickelt, welche sich immer mehr aufbaut, um schlussendlich in
einem fulminanten, mit markigen Schreien besetzten Black Metaller zu
münden. Dabei kommt die Atmosphäre aber nie zu kurz und selbst wenn
die Schießbude aus allen Rohren feuert, trägt sie den Song mit.
So könnte man jeden Song auseinandernehmen und man würde immer
wieder neue Details aufdecken. Genau wie die anderen Alben Ellendes
wird der geneigte Hörer auch hier wieder feststellen, dass nichts
vorhersehbar ist. Bei jedem Durchlauf der Scheibe stellt man fest;
ja das kommt mir bekannt vor, wirst dann aber plötzlich doch wieder
überrascht und fragst dich; "hä, war das vorhin auch schon da?". Mir
ging es jedenfalls nicht nur einmal so.
Was auf dem neuen Album
auffällt, ist, dass L.G. hier deutlich mehr mit Chorus arbeitet,
dies ist teilweise so deutlich, dass es schon als tragendes Element
einzustufen ist.
Lyrisch kann sich jeder sicher schon seinen
Teil denken, um was es geht, wenn er den Album Titel liest. Grob
gesagt setzt sich das Werk mit der immer mehr Ich-bezogenen
Gesellschaft auseinander, in der mit Ellenbogen und ohne Empathie
agiert wird. Aber auch Ängste an sich oder der Sinn des Lebens bzw.
des eigenen Daseins sind hier Themen. Wobei die Lyrics viel
Interpretationsspielraum lassen.
Eingetütet von Markus Stock
in der Klangschmiede Studio E, braucht es nicht vieler Worte, um zu
sagen, so muss das sein. Nicht zu glatt, nicht zu rau und doch immer
stil- und genregerecht, hier wurde alles richtig gemacht. Nicht
jeder versteht es, einem Album unterschiedliche Klangfarben an den
richtigen Stellen zu verpassen, was die Produktion hier noch
wertiger macht.
Fazit:
Ellendes viertes Album zeigt
deutlich, das L.G. sich stetig weiterentwickelt und nicht einfach
"nur" neue Songs schreibt, sondern sich mehr oder weniger immer
wieder neu erfindet. Ja, wo Ellende draufsteht, ist auch Ellende
drin, das bedeutet aber nicht, dass sich das, was auf einem neuen
Album erscheint, ausrechnen bzw. vorhersagen lässt.
"Ellenbogengesellschaft" zeigt Ellende in Höchstform, ist zu 100%
Ellende, aber doch neu. Diese Scheibe wird Black- und Post Black
Metal Fans gleichermaßen begeistern.
Punkte: 9/10
Anspieltipp: alles
01. Ich bin
02. Unsterblich
03. Ruhelos
04. Hand Aufs
Herz
05. Someday
06. Freier Fall
07. Abschied
08.
Verletzlich
L.G. - Vocals, Guitars, Bass, diverse Instruments
P.F. - Drums
Guest Musician:
JJ (Harakiri For The Sky) - add. Vocals on
Ruhelos
- Download Review in deutsch
- Homepage
Autor: Thomas