An Abstract Illusion - Woe
Band: An Abstract Illusion (S)
Genre: Atmospheric, Progressive Death
Metal
Label: Willowtip Records
Album Titel: Woe
Spielzeit: 59:55
VÖ: 09.09.2022
"Alter Schwede"! Warum ich das sage? Nun, beim ersten Durchlauf
der neuen An Abstract Illusion Scheibe, welche sich "Woe" nennt,
dachte ich "das ist mal nicht übel", bei zweiten Durchlauf kam dann
schon ein "WOW" und spätestens beim dritten und vierten Durchgang
fiel die Kinnlade endgültig runter und mir fiel nur noch "alter
Schwede" ein. Was bei einer schwedischen Band passender kaum sein
könnte, auch wenn es sich hier um 3 Schweden handelt. Wenn ich es
nicht besser wüsste, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass
"Woe" erst das zweite Album des Trios ist, denn die Musik ist sowas
von ausgereift, dass man ein halbes Leben Arbeit dahinter vermuten
könnte.
Beim Hören der Musik wird man schnell herausfinden,
dass man die knapp eine Stunde Spielzeit eigentlich als einen großen
Track ansehen kann, ähnlich wie eine Symphonie, funktioniert "Woe"
nämlich am besten, wenn man es am Stück hört. Lässt du eine Nummer
weg, zerstörst du das Ganze Konstrukt. Die Musik ist mal erhaben,
mal zart und zerbrechlich, dann wieder brachial, dunkel und
zerstörerisch oder man driftet ins gewollte progressive "Chaos", um
sich dann wieder zu fangen und sogar in Gitarrenrock und
Jazz-taugliche Gefilde einzutauchen. Harte und teilweise auch
brutale Riffs von Heavy- bis Death Metal teilen sich die Platte mit
Stakkato-Parts, vertrackten progressiven Linien und feinen Soli. Das
Schlagwerk fungiert mal als "banaler" Taktgeber, mal als groovender
Part und heftiger Anschieber, oder auch mal wie ein MG mit
Schnellfeuerstößen. Auf der anderen Seite hält sich selbiges auch
mal komplett aus dem Geschehen, um anderen Instrumenten das Feld zu
überlassen.
Auf der zarten Seite gibt es dann auch mal
Klavier/Piano-Parts, die dir eine kurze Verschnaufpause verschaffen.
Auch die elektronischen Elemente werden geschickt eingearbeitet und
ergänzen das musikalische Gebilde perfekt. Nicht zuletzt die
Bassarbeit, welche schon zu Beginn des Albums, im zweite Track
"Slaves", einen ganz starken Eindruck hinterlässt, zeigt wie homogen
die drei Musiker fungieren und wie ausgeklügelt und detailverliebt
hier gearbeitet wurde.
Auch wenn die Stücke, respektive das
Album, sehr instrumental gehalten sind, so kommt der Gesang bzw.
kommen die Vocals nicht zu kurz. Auch hier gibt es ein Wechselspiel
aus Death Growls, Klargesang und Sprechpassagen, und auch female
Vocals gibt es mal zu vernehmen. Aber egal welche Vocals gerade zu
hören sind, sie passen immer wie die berühmte "Faust aufs Auge" und
betonen oder verstärken die gerade vorherrschende Stimmung,
respektive Atmosphäre.
Diesem wirklich herausragenden
musikalischen Erguss setzt dann die perfekte Inszenesetzung, durch
eine lupenreine Produktion, einfach mal die Krone auf. Hier gibt es
nicht auszusetzen, alles klingt genauso, wie es sein sollte; sehr
sauber, ohne steril zu wirken, erdig, ohne rau zu wirken und selbst
im progressiven Chaos geht nichts verloren.
Fazit:
"Woe"
ist das zweite Meisterwerk, welches ich in diesem Jahr besprechen
durfte, was mir viel Freude bereitet hat. Dieses Album vereint die
genannten Genres zu einem perfekten Klangerlebnis. Eine Spur Black
Metal findet sich übrigens auch immer wieder in den Songs. Sicher
wird man dieses Meisterwerk nur erkennen, wenn man mit der
Kombination aus den oben genannten Genres was anzufangen weiß.
Derjenige, der dies tut, wird aber mit einem grandiosen Album
belohnt, welches er niemals mehr in seiner Sammlung missen möchte.
Punkte: 10/10
Anspieltipp: alles
01. The Behemoth That Lies Asleep
02. Slaves
03. Tear Down
This Holy Mountain
04. Prosperity
05. Blomsterkrans
06. In
the Heavens Above, You Will Become A Monster
07. This Torment Has
No End, Only New Beginnings
Christian Berglönn - Vocals
Karl Westerlund - Guitars, Bass
Robert Stenvall - Keyboards, Vocals
- Download Review in deutsch
Autor: Thomas