Träumen Von Aurora - Luna

Band: Träumen Von Aurora (D)
Genre: Progressive Black Metal
Label: Trollzorn
Album Titel: Luna
Spielzeit: 45:42
VÖ: 19.08.2022

Träumen Von Aurora - Luna

Ganze neun Jahre sind vergangen, seit uns die Bielefelder Träumen Von Aurora zum letzten Mal mit einem (großartigen) Langspieler beehrt haben. Das lange Warten wird jedoch nicht nur mit einer Full-length Scheibe belohnt, sondern gleich mit zwei kompletten Alben, die thematisch wie Ying und Yang fungieren sollen.

Während "Aurora" das Licht in den Vordergrund rückt, wird auf "Luna" die Dunkelheit thematisiert. Dass beide Alben thematisch einen roten Faden bilden, fällt bereits beim Blick auf die Tracklist auf, wo mit dem ersten Track der ersten Scheibe, "Nicht Alle Dunkelheit Der Welt…" und dem letzten Track der zweiten Scheibe, "…Kann Eines Lichtes Flackern Trüben" ein unübersehbarer Rahmen um das Gesamtwerk gespannt wird.

Bei ebendiesem Opener zeigt das Quartett bereits eindrucksvoll, dass "Träumen Von Aurora" vor allem für eines steht - nämlich großartige Melodien. Trotz einer Länge von achteinhalb Minuten ist mir erst beim zweiten Durchhören aufgefallen, dass es sich bei dem Track um ein reines Insrumentalstück handelt, welches wie eine Ouvertüre zu dem, was darauf folgt, wirkt. "Stille, Mehr Stille" erinnert stellenweise dann sogar an einen Musical-Soundtrack, was vor allem durch den kontrastreichen Gesang (mal flüsternd, mal schauspielerisch erzählend, mal clean, fast operesk, dann wieder grandios gegrowlt) hervorgerufen wird.

Die Kontraste in Dynamik, die Ausbrüche von Dur zu Moll wie auch die herzzerreißenden Melodien werden so gekonnt herausgearbeitet, dass ein Gänsehautmoment den anderen jagt! Auch folkige Einflüsse dürfen natürlich nicht fehlen, so lädt der Albumteiler "Etwas" zum Mitschunkeln ein, was auch durch die zerklüfteten rhythmischen Einschnitte nicht getrübt werden kann.

Die Musik ist dominiert von Gitarren, die teils clean, teils verzerrt, eine ganz eigene Atmosphäre kreieren und dabei gekonnt von dezenten Klavier- und Keyboardsounds umspielt werden. Hier und da schleichen sich dann die einen oder anderen Prog-Elemente ein, wie beispielsweise überraschende Tempo-, Takt- oder Tonartwechsel. Doch werden diese glücklicherweise nur spärlich verwendet, sodass der Flow niemals unterbrochen wird. Wenn sich das Keyboard dann doch mal in den Vordergrund drängt ("Sturmgeweiht") ist dies doch keineswegs aufdringlich, sondern einfach nur der Musik dienlich. Die Drums und der Bass bilden eine Einheit und verleihen der Musik genau den Groove, den sie benötigt - egal ob schleppend wie in "Luna I", tänzerisch ("Etwas"), oder auch treibend aufwühlend wie in "Luna II".

Die Lyrics sind ebenso virtuos geschrieben wie die Musik komponiert ist. Es werden Geschichten erzählt, Bilder kreiert und jedes Wort wirkt so, als ob es passender nicht hätte gewählt werden können. Auch soundtechnisch haben Träumen Von Aurora zum Vorgängeralbum nochmal eine Schippe drauf gelegt. Beide Alben sind absolut fett produziert, alle Facetten, die musikalisch zum Ausdruck gebracht werden, sind klar verständlich und zu keiner Sekunde überladen. Der einzige Kritikpunkt, der auffällt, ist die Tatsache, dass "Luna" und "Aurora" als zwei separate Alben veröffentlicht werden. Zwar sind sie thematisch gegensätzlich, jedoch funktioniert das eine nicht ohne das andere, was die Frage aufwirft, ob es nicht besser gewesen wäre, hier ein klassisches Doppelalbum herauszubringen.

Fazit:
Träumen von Aurora bringen zwei grandiose Alben heraus, die geradezu strahlen vor Abwechslungsreichtum. Beide Alben sind Kunst auf höchstem Niveau! Definitiv eine Empfehlung für jeden, der für ausgeklügelte, durchkomponierte Musik in irgendeiner Weise empfänglich ist. Auch wenn es zwei einzelne Alben sind, funktionieren sie dennoch als Gesamtwerk - daher sollte man sich auf jeden Fall beide Alben in Folge zu Gemüte führen.

Punkte: 9,5/10

Anspieltipp: Alles

Tracklist

01. Nicht Alle Dunkelheit Der Welt…
02. Stille, Mehr Stille
03. Luna I
04. Etwas
05. Luna II
06. Sturmgeweiht

Lineup

Patrick Wunsch - Vocals
Marek Peperkorn - Guitars
Matthias Schäfers - Keyboards
Alexander Häger - Bass, Drums, Vocals

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