Agrypnie - Metamorphosis

Band: Agrypnie (D)
Genre: Black Metal
Label: AOP Records
Album Titel: Metamorphosis
Spielzeit: 68:06
VÖ: 30.07.2021

Agrypnie - Metamorphosis

Agypnie sind seit nunmehr über eineinhalb Dekaden im Black Metal unterwegs und kaum eine andere Band des Genres hat sich im Laufe ihrer Geschichte so sehr weiterentwickelt wie die Hessen, ohne dabei den Grundtenor und die Ausrichtung ihrer Musik zu verlassen. Auch wenn viele das anders sehen, ist für mich ihr 2010er Album "16[485]" das für mich wegweisende und stärkste Album ihrer Band-Historie. Mit Album Nummer 6, "Metamorphosis", liegt mir hier nun ein Album vor, welches zumindest in meinem Regal den Platz von "16[485]" einnehmen könnte.

Mit Pro- und Epilog plus 8 Songs kommt auch Album Nummer 6 wieder mit deutlich über einer Stunde Musik daher. Diese Spielzeit ohne Lückenfüller oder langweilige Zwischenspiele zu erreichen, schaffen Agrynie hier locker. Das Album wird zu keiner Sekunde auch nur einen Hauch langweilig. Im Gegenteil, die Weiterentwicklung der Band ist auch gut 17 Jahre nach Gründung hör- und spürbar.

Wenn man den Albumtitel wortwörtlich nimmt, könnte man ihn fast auf die Bandgeschichte beziehen, denn in gewisser Weise haben Agrypnie auch eine Verwandlung oder Veränderung vollzogen. Allerdings, wie bereits erwähnt, schaffen sie es immer, ihre Wurzeln zu behalten und ihren Black Metal so zu zelebrieren, dass er einen absoluten Wiedererkennungswert besitzt und dadurch seine Einzigartigkeit behält. Mit anderen Worten: wo Agrypnie draufsteht, ist auch Agrypnie drin, ohne sich dabei selbst zu kopieren.

Kalte, schreddernde Gitarren schneiden messerscharfe Riffs in dein Hirn und flirrende Leads lassen deine Armhärchen sich aufstellen (sogar meine Katze stand mit steilem Kragen vor der Box). Das Schlagwerk drück die Songs nach vorn oder prasselt wie eine Urgewalt volles Rohr oben drauf. Aber auch helle Becken lassen ihre Akzente da. Nicht zuletzt die Vocals, welche von aggressiven, wütenden Schreien über Machtlosigkeit und Verzweiflung bis hin zu hoffnungslosen Klagen reichen, drücken diesem Album ihren Stempel auf. Die Gast-Vocals der unten aufgeführten Protagonisten tun dabei ihr Übriges und verfeinern die entsprechenden Nummern perfekt.

Allein der Bass kommt nicht so zur Geltung, wie ihn mancher vielleicht gern hätte. Für mich persönlich passt er nahezu perfekt und könnte manchmal sogar eine Spur weniger in Erscheinung treten. Aber gerade beim Bass ist das ja immer Ansichtssache. Die Atmosphäre in Pro- und Epilog erzeugt eine Art Endzeitstimmung bzw. eine unheilvolle Verheißung, was einen gewissen Grad Neugier erzeugt und den Hörer zu fesseln vermag.

Großgeschrieben, wie eigentlich immer bei Agrypnie, wird hier Abwechslung. Das Album klingt erwartungsgemäß wie aus einem Guss und könnte auch als ein megalanger Song mit Einleitung und Abspann dargeboten werden. Auf der anderen Seite kann auch jede Nummer für sich allein stehen, ohne dass man das Gefühl bekommt, es würde etwas fehlen. Immer wieder wird geschickt mit dem Tempo gespielt oder es werden Breaks gesetzt, die man nicht erwartet. Dann gibt es z.B. plötzlich einen Ausbruch aus einer aggressiven Passage, welcher dich an die Wand drückt, das Tempo wird gedrosselt und es gibt einen ruhigen melodischen Part, der dich kurz verschnaufen lässt. Hin und wieder gibt es elektronische Samples, die einen leicht sphärischen Touch erzeugen. Aber auch dies passt super zur Platte.

Produktion und Mix lassen ebenfalls kaum zu wünschen übrig, bis auf den Bass vielleicht, was, wie bereits erwähnt, Geschmackssache ist. Am Ende aber muss moderner Black Metal genau so klingen.

Fazit:
Agrypnie schaffen es mit "Metamorphosis" tatsächlich, meinen bisherigen Favoriten vom Thron zu stoßen und überzeugen mit einem saustarken Album. Hier gibt es markigen, modernen Black Metal genau in die Magengrube, welcher genauso vor Kälte und Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit strotz, wie vor aggressiver Wut. Zu guter Letzt vermag man es, ein abwechslungsreiches Album zu kreieren, das mit über einer Stunde Spielzeit zu keiner Sekunde ein Wiederholungstäter ist und somit gar nicht erst einen Anflug von Langeweile aufkommen lässt. Wer nach diesem Album immer noch sagt, man höre Nocte Obducta heraus, dem ist wohl nicht zu mehr helfen. Denn hier steht nicht nur Agrynie drauf, sondern es ist auch zu 100 % Agrypnie drin! Die Hessen zeigen eindrucksvoll, dass man seinen eigenen Black Metal verändern kann, ohne von den Wurzeln abzuweichen und trotzdem nicht im Schema hängen bleibt!

Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. Wir Ertrunkenen - Prolog
02. Wir Ertrunkenen
03. Verwüstung
04. Am Ende der Welt - Teil 1
05. Skulptur aus Eis
06. Metamorphosis
07. 3327
08. Melatonin
09. Untergang
10. Am Ende der Welt - Teil 2
11. Wir Ertrunkenen - Epilog

Lineup

Torsten - Vocals, Guitars, Keys & Programming
Flo - Drums
Marc - Bass

Guest Musicians:

C.S.R (Schammasch) - Vocals on "Skulptur aus Eis"
Steffen Bettenheimer (The Cold Room) - Vocals on "3327"
Travos (Thormesis) - Vocals on "Am Ende der Welt0-0Teil 2"
Nachtgarm (Negator) - Vocals on "Untergang"

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