Sigh - Heir To Despair

Band: Sigh (J)
Genre: Avantgarde Black Metal
Label: Candlelight Records
Album Titel: Heir to Despair
Spielzeit: 52:47
VÖ: 16.11.2018

Sigh - Heir To Despair

Die altehrwürdigen Sigh schließen anno 2018 mit ihrem 11. Album inzwischen den dritten Kreis. Die Fernost-Asiaten, die es bereits seit 1990 gibt, präsentieren uns wieder einmal ihr Verständnis von Avantgarde Metal, den sie mit weiteren Einflüssen garnieren.

Wer sich ein bisschen mit der Band beschäftigt hat, für den ist es nichts neues, dass die Anfangsbuchstaben der Alben immer den Bandnamen ergeben. So liegt mit "Heir to Despair" das letzte Werk dieser Vierergruppierung vor ("Scenes From Hell" (2010), "In Somniphobia" (2012), "Graveward" (2015) und "Heir to Despair").

Für das Coverartwork hat man sich etwas von Eliran Kantor anfertigen lassen, der für eine ganze Tonne an großen Bands schon Coverartworks erstellt hat (u.a. Testament, Havok, Sodom, Hatebreed) sowie schon in der Vergangenheit für Sigh tätig war. Wobei man aber sagen muss, dass das Cover, was das aktuelle Album ziert, sehr ungewöhnlich ist und den allgemeinen Interessenten erstmal abschreckt, weil es so verdammt normal aussieht und dieser sich fragt, was einen da wohl für Musik erwarten mag. (Da muss ein Haken an der Sache sein!)

Wer denn nun bei der Genrebeschreibung vor allem Black Metal erwartet, dürfte sich nicht erfreut zeigen, aber dafür stehen die Japaner auch gar nicht. Vielmehr gibt es ziemlich einzigartigen Sound, der gekonnt das Avantgardistische mit Stilen wie Heavy Metal, Space Rock, Folk Metal und Psychedelic-Elementen mischt. Bereits im Opener "Alethia" kommen mir sofort die Landsmänner Bellfast in den Sinn, aber auch Überschneidungen mit den Mongolen Nine Treasures lassen sich nicht vermeiden, auch wenn diese beiden Bands das Folkloristische in den Vordergrund stellen. Der nächste Song "Homo Homini Lupus" startet und die ersten 30 Sekunden könnten auch auf jedem Halloween- oder Stratovarius-Album auftauchen. Dann setzen zwar die schwarzmetallischen Growls und Screams ein, diese werden aber auch wieder durch klaren Gesang unterbrochen. Es ist ein flottes Hin und Her, wilde Gitarren flirren durch die Luft und machen dem Hörer eine Kombination aus Power- und Black Metal schmackhaft.

Etwas zu stark steht in dem Kontrast das Heresy-Trio, was sehr gesangsarm, aber dafür sehr spacig ist. Während die anderen Songs davor und danach den "klassischen" Bandsound verfolgen (und der Titletrack/Rausschmeißer einen tollen Groove hat), klingen die drei Teile von Heresy wie ein Trip ins Weltall, aber mit Pilzen verfeinert. Trotzdem mochte ich den Track "Heresy I: Oblivium" auf Anhieb.

Die Japaner als Volksstamm werden ja sowieso immer als verrückt bezeichnet (seien es seltsame Erfindungen oder andere Geschichten) und auch Sigh bilden mit ihrer Musik keine Ausnahme. Die Verschmelzung dieser ganzen Stilrichtungen, die eigentlich gar nicht so recht zusammenpassen, gelingt relativ mühelos, setzt aber genauestes Verständnis für die Feinheiten und kleinen Kniffe voraus, die die oben genannten Genres so einzigartig und voneinander verschieden machen. Diese dann zu einem Klangbild zu vereinen, was in sich stimmig ist, bedarf schon sehr guter Musikkenntnis. Gut, dass Sigh das alles mitbringen und schon seit Jahrzehnten praktizieren.

Fazit:
Fans werden "Heir To Despair" lieben. Die sehr experimentelle und teils elektronische Heresy-Trilogie ist sicher gewöhnungsbedürftig, hat aber auch ihren Charme. Den Rest des Albums darf man in gewohnter Manier genießen und wieder einmal den gekonnten Mix verschiedenster Rock- und Metalgenres bestaunen.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: Homo Homini Lupus, Heresy I: Oblivium, Hands Of The String Puller

Tracklist

01. Alethia
02. Homo Homini Lupus
03. Hunters Not Horned
04. In Memories Delusional
05. Heresy I: Oblivium
06. Heresy II: Acosmism
07. Heresy III: Sub Specie Aeternitatis
08. Hands Of The String Puller
09. Heir To Despair

Lineup

Kawashima Mirai - Vocals, Keyboards, Orchestrations, etc.
Dr. Mikannibal - Vocals, Alto, Tenor, Baritone Saxophones
Oshima You - Guitars
Fujinami Satoshi - Bass, Drums
Harashima Junichi - Drums

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