Helfró - Tálgröf
Band: Helfró (IS)
Genre: Black / Death Metal
Label: Season of Mist
Underground Activists
Album Titel: Tálgröf
Spielzeit: 35:51
VÖ:
01.12.2023

Seit ihrem 2018er Debüt habe ich die isländischen Jungs auf dem
Schirm, die, ausgestattet mit einem Labelvertrag bei Season of Mist,
ihr Self-titled-Erstlingswerk 2020 re-releasen durften (inkl. einem
Track mehr). Nun steht nach fünf langen Jahren und dem internen
Wechsel zum extremen Sub-Label Season of Mist Underground Activists
endlich der Nachfolger in den Startlöchern, was ich mir natürlich
nicht entgehen lassen konnte.
Mochte ich an dem ersten Album
den herrlich frischen, extremen Sound der Insulaner, die zu der Zeit
reinen Black Metal spielten, hat sich dieses doch stark in der
Zwischenzeit verändert. Der knallige Sound mit dem durchgehend auf
Gewaltmarsch getrimmten Schlagzeug ist erhalten geblieben, doch
durch die Hinzunahme von Death Metal hat sich der Sound auf dem
Zweitlingswerk in eine neue Richtung verdüstert.
Diese
morbide Stimmung fangen die Jungs sehr gut ein und bieten einen
relativ ausgewogenen Mix aus Black und Death. Relativ deshalb, weil
der "neue" Death Metal immer wieder etwas mehr Gewicht bekommt und
der Black Metal-Anteil nur die zweite Geige spielt. Besonders
deutlich wird das an dem Song "Fláráð Fræði", der mit seinem
vergleichsweise gemächlichen Tempo und seinen tiefen Growls schon
ein wenig in den Brutal Death Metal hineinschielt. Auch wenn nach
diesem Anfangsteil dann über die Gitarren doch wieder der kalte
Black Metal einsetzt.
Und überhaupt wird dem Hörer, was den
Gesang anbelangt, auch zweierlei zugeworfen. Und auch in diesem
Bereich der Arrangements besticht der Death Metal-Anteil durch die
Hinzunahme von Growls, während der Black Metal-Keifgesang eher
"zwischendurch" eingesetzt wird.
Das Problem offenbarte sich
mir nach mehreren Durchläufen, als ich die Essenz von "Tálgröf"
bereits in mich aufgesogen hatte und mich mehr und mehr auf die
kleinen, feinen Einzelheiten konzentrieren konnte. Denn hinter dem
andauernden Geballer wurde mir erst mit der Zeit klar, was mich
eigentlich störte. Es sind die Drums, bzw. die Komposition der
Songs. Nur ganz selten wird, wie im reinen Black Metal üblich, eine
homogene Songstruktur aufrechterhalten. Stattdessen gibt es
aneinander gereihte Versatzstücke, die wie ein Puzzle wirken, bei
dem die Teile nicht passen wollen. Diese aufgebrochenen
Songstrukturen lassen aber leider kein langatmiges Hörerlebnis
aufkommen, weil alle paar Sekunden entweder das Maschinengewehr
ausgepackt wird, oder nur Fill-Ins und Ghost Notes gespielt werden.
Den meisten Liedern mangelt es komplett an einem Spannungsaufbau,
der dann zum Ende hin gipfeln, ausbrechen und aufgelöst werden darf.
Beispielhaft sei "Traðkandi Blómin Í Eigin Hjartagarði" genannt,
wäre aber überflüssig gewesen, da es ohnehin fast die ganze Platte
betrifft.
Die Geschwindigkeit ist extrem hoch. Zeit zum
Durchatmen gibt es so gut wie keine, lediglich das Stück "Guðlegt
Réttlæti" fährt größtenteils einen etwas langsameren Groove als der
Rest, aber auch hier werden zum Ende hin alle Felle verdroschen.
Fazit:
Es ist irgendwie schade. Wenn man das Zweitlingswerk
in den Fingern hat, sind Vergleiche zur ersten Scheibe unvermeidbar.
Und mir hat das Self-titled Debüt einfach besser gefallen. Auf
"Tálgröf" gibt es über 30 Minuten nur auf die Fresse. Doch durch die
Hinzunahme von Death Metal wurde der schöne isländische Black Metal
derart verändert, dass außer heftigstem Geballer und
eindimensionalen Growls kaum etwas anderes zu hören ist. Schuster,
bleib bei deinen Leisten, möchte ich den Jungs zurufen. Besser wäre
es gewesen, und das sage ich als Fan von Helfró.
Punkte:
6,5/10
Anspieltipp: Þögnin Ytra, Kyrrðin Innra
01. Jarteikn
02. Fláráð Fræði
03. Fangelsaður Í Tilvist Að
Eilífu
04. Þögnin Ytra, Kyrrðin Innra
05. Guðlegt Réttlæti
06. Sindur
07. Ildi Óhreins Anda
08. Traðkandi Blómin Í Eigin
Hjartagarði
09. Minning Um Morðingja
Ragnar Sverrisson - Vocals, Drums
Simon Thorolfsson - Guitars,
Bass, Vocals
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- Bandcamp
Autor: Godshand