Stellar Master Elite - Hologram Temple
Band: Stellar Master Elite (D)
Genre: Black / Doom Metal
Label:
Unholy Conspiracy Deathwork
Album Titel: Hologram Temple
Spielzeit: 61:35
VÖ: 03.05.2019
In letzter Zeit kommen wieder mehr Alben auf den Markt, die den
Begriff "Full-Length" auch verdienen, wie ich finde. Mit etwas über
einer Stunde Spielzeit geben uns Stellar Master Elite aus Trier viel
Futter für black-doomige Abende.
Die äußerst brachiale,
musikalische Schwere schwappt ab dem ersten Track "Null" aus meinen
Boxen und fast hätte ich den Bass etwas heruntergedreht (ich konnte
mich aber noch beherrschen). "Null" ist eine echte Wuchtbrumme und
bietet neben unverständlichen Vocals vor allem eine düstere,
bedrückende und dichte Atmosphäre, in der sich die beiden Genre
Black und Doom Metal wunderbar ergänzen. Vorangetrieben von einem
eher schwärzeren Drumbeat, gehen die doomigen Gitarren den
umgekehrten Weg und bleiben zwar druckvoll, aber dennoch eher im
Hintergrund. Hier gibt es keine fröhlichen Soli. Ein heftiger
Einstieg und für meine Begriffe absolut gelungen.
Dagegen
wirkt der zweite Song "Freewill Decrypted" schon wesentlich
zugänglicher. Es gibt hörbar mehr Gitarren und besser verständlichen
Gesang, der trotzdem weiterhin aus irgendeiner der neun Höllen
stammt. Die kleinen Pausen oder Intermezzi erinnern mich
lustigerweise an die großen Amon Amarth. Man stelle sich vor, es
gäbe von "Once Sealed In Blood" von der 2004er Scheibe "Fate of
Norns" ein Cover angesiedelt im Doom Metal. Etwas weniger Melodien,
der Gesang etwas düsterer, aber prinzipiell doch schon echt cool
gemacht. Für manche mag der Vergleich etwas zu sehr hinken, ein
anderes Lied wäre treffender oder es gäbe hier gar keine
Überschneidungen, aber gerade diese Gitarrenpassagen strotzen nur so
vor Stärke und Energie, wie man sie selbst in anderen Genres findet.
Auf die Sperrigkeit des dritten Songs folgen mit "Ad Infinitum"
und "The Beast We Have Created" ein paar sehr geile, dystopische
Titel, die vor allem durch ihren hohe Geschwindigkeit beeindrucken.
In diesen Songs steckt wesentlich mehr Black Metal, der mir sehr
ursprünglich und daher auch angehaucht punkig erscheint, was
zusammen mit den jetzt gut verständlichen Vocals für eine deutliche
Entspannung beim Hörer sorgt. Umso diffuser ist das darauffolgende
Stück "Agitation - Consent - War", welches nur hallendes Geflüster,
Drums und ganz viel Synth-Elemente aufweist. Die Bedeutung dieses
Liedes erschließt sich nur im Kontext des Gesamtkonzeptes des
Albums, in dem es um verschiedene Aspekte und Gedankenkonstrukte zum
Thema Evolution der Technik mit der Natur geht, die im Einklang
steht. Die Überwindung der Sterblichkeit wird ebenso thematisiert,
wie Androiden aus Philip K. Dicks Geschichten, denen Menschlichkeit
"eingepflanzt" werden und die dann menschlicher sind als ihre
Erschaffer.
Je weiter "Hologram Temple" voranschreitet, umso
mehr dominiert der Black Metal. Der vorletzte Song "The Secret Of
Neverending Chaos" geht als reine Blackgranate durch und auch schon
"Black Hole Dementia" davor war fast Doom Metal-frei. Mit "Tetragon"
haben wir als Rausschmeißer einen heftigen Titel vor uns, der vor
allem erstmal heftig lang ist. Mit über 15 Minuten Spielzeit deckt
er allein ein Viertel der Gesamtspielzeit ab und ist selbstredend
auch der längste Titel auf dem Album. Der Song nimmt sich aber auch
sehr viel Zeit. Erst nach über drei Minuten, die fast nur mit Drums
ausgefüllt sind, gibt es einen kleinen Gefühlsausbruch in
erstklassiger, kalter Black Metal-Manier. Nachdem dieses
Bastbeatgewitter vorübergezogen ist, geht es mit Phase eins weiter,
bis nach fünfeinhalb Minuten wieder gebolzt wird. Ab jetzt beruhigt
es sich nicht mehr so leicht und der Song geht weiter ab. Nach
wenigen Minuten steigen wir wieder in Phase eins ein, die
Ähnlichkeiten zu Slayers "Raining Blood" aufweist, was aber nur auf
die vereinzelten Drums im Intro des Songs zutrifft. Der Titel bleibt
anschließend blass und döst die restlichen 6-7 Minuten vor sich hin,
ohne dass noch etwas passiert. Da wäre weniger mehr gewesen und ein
knackiger oder doomiger Titel mit halber Länge hätte das Album
meiner Meinung nach besser abgeschlossen.
Fazit:
Mal
wieder großes Kino bei SME. Der Platte sind kaum Makel vorzuwerfen.
Lediglich der schwache letzte Titel und das immer größer werdende
Übergewicht des Black Metals zum Ende hin, was ein fast
vollständiges Verschwinden des Dooms bedeutet, machen die Bewertung
ein wenig madig. Aber wer vor allem mit dem zweiten Kritikpunkt
leben kann, darf sich die Platte gerne blind vorbestellen.
Punkte: 9,5/10
Anspieltipp: Freewill Decrypted, Ad Infinitum,
The Secret Of Neverending Chaos
01. Null
02. Freewill Decrypted
03. Apocalypsis
04. Ad
Infinitum
05. The Beast We Have Created
06. Agitation -
Consent - War
07. Black Hole Dementia
08. The Secret Of
Neverending Chaos
09. Tetragon
D. F. - Guitars, Synthesizer
T. N. - Bass
M. S. - Drums,
Vocals
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Autor: Godshand