Eneferens - In The Hours Beneath
Band: Eneferens (USA)
Genre: Atmospheric Black Metal
Label:
Nordvis Produktion / Bindrune Recordings
Album Titel: In the Hours
beneath
Spielzeit: 42:41
VÖ: 27.10.2017

Black Metal und seine Subgenres Atmospheric, Ambient, Avant-garde
und auch Post-Black Metal haben oft das Problem, den Spagat zwischen
ruhigen Phasen und gewaltigen Ausbrüchen hinzubekommen. Auch die
Atmosphäre, die transportiert werden soll, bleibt bei überlangen
Titeln nicht selten auf der Strecke.
Ob Jori Apedailes
Soloprojekt Eneferens diese Brücke schlagen kann und ob diese auf
einem festen Fundament oder doch nur auf Sand gebaut ist, soll
Inhalt dieser Review sein.
Bemerkenswert ruhig geht es mit
dem Song "Morning" los, der von einer einzelnen Akustikgitarre
getragen wird. Kein Ausbruch weit und breit, nur die klare
Gesangsstimme Apedailes, die seicht, fast schon brüchig, die Texte
intoniert. Erst nach sechs Minuten, als der Song schon fast vorbei
ist, begibt sich die Gitarre auf hartes Terrain. Wirklich sehr ruhig
und aufgeräumt, aber nicht schlecht. Der nächste Titel
"Chrysanthemum" startet forsch und knüpft an die musikalische
Vorlage an, die "Morning" vorbereitet hat. Dennoch kann man auch
hier nicht von wütenden Gitarren- und Schlagzeugsalven sprechen.
Beim besten Willen nicht, dafür ist selbst die harte Musik zu
kontrolliert, zu weich im Inneren (harte Schale, weicher Kern). Da
helfen auch die growligen Vocals wenig, die immer mit ein bisschen
Hall unterlegt sind.
Da nicht viele Stücke zur Auswahl
stehen, sei überdies noch erwähnt, dass sich der "kalte Black
Metal"-Anteil arg zurückhält. Ob dies nun an den vielleicht
begrenzten technischen Fähigkeiten von Apedaile liegt - immerhin hat
er den Gesang und alle Instrumente selber eingespielt - oder genau
daran, nämlich dass er alles selber gemacht hat? Die Musik bleibt
für mich häufig zweidimensional, denn obwohl sie durchaus in der
Lage ist, eine wohlige Atmosphäre zu schaffen, führt der simpel
gestrickte Aufbau dazu, dem Werk zu wenig Tiefgang und
Vielschichtigkeit beizumessen. Das sieht aber sicher jeder anders.
Nichtsdestotrotz ist der dargebotene Metal gut. Nicht überragend,
aber gut. Die Ideen sind in Ordnung, auch wenn man als Metalfan
viele Akkorde schon kennt, besonders wenn man Bands wie Alcest, Hel,
Agalloch und Konsorten mag, die eben nicht immer nur mit Härte,
sondern mit Geist zu überzeugen wussten. Letzten Endes kostet dies
aber wertvolle Punkte in der Abrechnung.
Die Produktion ist
ziemlich gut, aber nicht perfekt, was auch klar ist, wenn man
bedenkt, dass Enefenres das Album in Eigenregie via Bandcamp in 2016
veröffentlich hat und es nun dank des Deals mit Nordvis Produktion
zu einem Re-Release kommt. Da hatte man halt keine professionellen
Mitarbeiter an der Hand.
Nochmal zurück zur Musik. Das
vorletzte Stück "Upon the Black Mountain" ist nicht nur ein
Instrumentalstück, es ist ein Klavierstück. Ein ruhiges,
melancholisches Zwischenspiel auf dem Weg zum Rausschmeißer, der das
eingangs genannte Problem mit der Stimmung und der Länge gut
charakterisiert. Man merkt hier aber deutlich, dass die Lieder alle
im Herbst und Winter entstanden sind, diese Stücke haben diesen
Winterblues in ihrer DNA. Dass es "Ascencion" trotz der
vorangegangenen Kritik zum Anspieltipp geschafft hat, liegt auch
daran, dass es das Album nochmal sehr gut zusammenfasst, in dem
trotz Winterkälte kein Hass regiert (auch wieder trotz Growls und
harten Passagen). Für die nächste Full-length wünsche ich Eneferens
aber, dass es kein Soloprojekt bleibt, sondern zu einer Band mit
mehreren Musikern (und Erfahrung) weiterwächst.
Fazit:
Dieses Album ist wie ein warmer Kakao, wenn man im Kuschelpullover
am Fenster sitzt und dem Schnee beim Fallen zusieht. Unaufgeregt,
seicht, fast schon leise, obwohl es auch seine lauten Momente hat.
Es ist ein gefühlvolles Zweitlingswerk und hat seine
Daseinsberechtigung abseits des Black Metal Mainstreams. Einfach
schön.
Punkte: 7,5/10
Anspieltipp: Ascension
01. Morning
02. Chrysanthemum
03. Through the White
04.
Refuge
05. Upon the Black Mountain
06. Ascension
Jori Apedaile - Vocals, all Instruments
- Download Review in deutsch
Autor: Godshand