Wacken Open Air 2010 von Wackenhead

Das 21. Wacken Open Air 2010

Endlich wieder August. Wacken-Time!
Ich moechte euch diesmal nicht mit meinen persoenlichen Erlebnissen nerven, sondern werde mich auf das wesentlichste konzentrieren, die Musik! Denn davon gab es dieses Jahr wirklich reichlich gutes! Eins allerdings muss erwaehnt werden, das Metal Only Treffen im Paulaner Biergarten am Donnerstag Nachmittag. Wie jedes Jahr haben sich Hoerer und meine Person wieder verabredet um kurz vor dem Start des W:O:A ein bis zwanzig Bierchen zu verklappen. Ich habe das Gefuehl dass es jedes Jahr mehr werden. Ich habe nicht direkt durchgezaehlt, aber wir waren ca 20 Leute. Besonders hervorheben moechte ich da den User Eisemrother. Er fing einfach mal an Geld für MO zu sammeln. Es kamen knapp 90 EUR zusammen, und er rundete das ganze von sich aus auf glatte 100 EUR auf! Dafuer an Ihn und alle Spender ein dickes DANKE! Ohne eure Spenden geht es leider nicht mehr. Ihr seid klasse!

Donnerstag:
Den Anfang auf den Hauptbuehnen (Im Zelt (Wet-Stage) liefen schon seit Mittwoch div Bands) sollten dieses Jahr auf der Black-Stage die Lokalmatadoren Skyline zelebrieren. Zur Erinnerung: Bei Skyline hiess frueher mal der Bassist Thomas Jensen. In diesen Zeiten kam damals die Idee auf ein Festival zu starten, das Wacken Open Air. Skyline hatten viele Prominente Gaeste mit auf der Buehne, u.a. Doro, und die Jungs von U.D.O.. Nicht meine Musik, war aber nett gemacht.

Um 17:30 Uhr war es dann soweit......das erste grosse Highlight dieses Jahres. Auf der True Metal Stage erschien Mr. Alice Cooper. Alle alten Hits, und eine Horror-Show wie zu seinen besten Zeiten. Ich war anfangs skeptisch was uns die Saturn-Werbeikone wohl schon noch grossartiges bieten koenne, aber ich wurde positiv ueberrascht! Eine geile Show voller Power & knallhartem Hard-Rock. Mich hat der Rock-Opa ueberzeugt. Und zwar zu 100%.

20:00 Uhr. Auf der Black Stage kamen jetzt meine Ur-Idole schlechthin. Eines meiner ersten Rock-Alben war von Motley Crue. Die vier Glam-Rocker aus Los Angeles haben nichts verlernt. Viele alte Titel die einen etwas Melancholisch werden, aber auch gewaltig die Birne schuetteln lies. Ich kam aus dem Headbangen gar nicht mehr raus. Aber sie schmetterten nicht nur ihre Klassiker, sondern gaben auch die Kracher ihres im Juli 2008 erschienenen Albums "Saints of Los Angeles" zum besten. Ein wahrer Ohrenschmaus fuer Kenner!

21:30 Uhr. Ganz anders da die Jungs von Iron Maiden. Sie ueberzeugten zwar mit ihrer Buehnenshow, hatten aber kaum alte Hits mit im Gepaeck. Bruce Dickinson und seine eisernen Jungfrauen promoteten lieber ihr aktuelles Album "The Final Frontier". Bei solch einem Albumtitel kann man wohl auch schonmal damit rechnen das sie bald den Weg der Scorpions einschlagen werden, und sie sich demnaechst auf ihr Altenteil begeben. Wir duerfen wohl gespannt sein was passiert.

Der Donnerstag war ok. Zwar hatte ich mir etwas mehr von Iron Maiden erhofft, aber was Onkel Alice & Motley Crue lieferten entschaedigte für alles was von nun an vielleicht noch schief gehen koennte.

Freitag:
11:00 Uhr. Die erste Entscheidung des Tages sollte anstehen. Schaue ich mir Dew-Scented (Black Stage) oder End Of Green (Party Stage) an? Ich entschied mich fuer den "Depressed Subcore" der Stuttgarter Jungs von End Of Green. Wer auf Schmerz, Depressionen, und Einsamkeit in einer duesteren Welt steht, der muss diese Jungs lieben! Zwar kommt ihr neues Album "High Hopes In Low Places" erst am 20.August raus, aber den ein oder anderen Vorgeschmack haben wir bereits bekommen. Meine Empfehlung: Kaufen!

13:00 Uhr. Wenn der Wackenhead ploetzlich nervoes und hippelig wird, dann liegt Spannung in der Luft. Eine Spannung die kaum mehr auszuhalten war. In meinen Augen eines der geilsten Bands der Welt betraten die Black Stage. Orphaned Land aus Israel. Diese Band schafft etwas wovon Politiker bisher nicht mal zu Traeumen gewagt haetten. Sie Vereinen in ihrer Musik juedische, muslimische, und christliche Traditionen und Geschichten. Aus all diesen Volkskulturen setzen sich auch ihre Fans zusammen. Ich gebe zu das ich etwas bewegt war zu sehen wie Juden, Moslems, und Christlich gepraegte Metalheads Arm in Arm ihre musikalischen Idole feiern, waerend sie sich am Gaza den Arsch weg schiessen. Die Botschaft von Orphaned Land heisst: Frieden & Heavy-Metal. Vorbildlich!

Ich brauchte eine kleine Pause und wanderte "essender Weise" etwas ueber das Festivalgelaende. Ich schaute mir ein Teil von Voivod, Die Apokalyptischen Reiter, Job For A Cowboy, und auch Hackneyed an. Waren alle ok. Besonders gut gefielen mir Hackneyed. Sie gelten zu Recht als die groessten Newcomer der deutschen Death Metal Szene. Diese Mitte Zwanziger Jungs haben eine Power die sich nicht hinter anderen Groessen der Deather-Szene zu verstecken braucht.

20:30 Uhr. Nun sollte ich die Frau sehen die mich immer wieder ins Traeumen geraten laesst seit ich sie zum ersten mal sah: Angela Gossow mit Arch Enemy. Alles was das Fanherz begehrt! Alle Hits und Circle-Pit-Provozierer waren dabei. Schoen sie noch einmal Live sehen zu koennen bevor sie sich dann im Herbst ins Studio zurueck ziehen um Material fuer ein neues Album zu schmieden.

21:45 Uhr. Um die Zeit zu ueberbruecken ging ich zur True Metal Stage, um mir die Show zum 30. Buehnen-Jubilaeum von Grave Digger anzusehen. Wer mich kennt weiss dass das nun ganz und gar nicht meine Musik ist, aber ich erwartete zu diesem Ereignis eine Buehnenshow die ihres gleichen suchen wuerde. Fehlanzeige! Haette es den Buehnenbeleuchter nicht gegeben, waere der Bewegungsanteil auf der Stage gleich Null gewesen. Gastmusiker wie z.B. Van Canto haben das ganze eher noch unertraeglicher werden lassen. Als dann noch Frontmann Chris "The Reaper" Boltendahl im Duett mit Doro die Ballade "Silence" raus kloppten, schliefen mir sogar die Fuesse ein. Nie wieder Grave Digger!

23:15 Uhr. Gut erholt von der Valium-Vorstellung zuvor ging es ab zur Black Stage. Es war schliesslich Zeit fuer Slayer. Endlich richtige Musik! Party pur & alle Hits waren dabei! Zu diesen Kult-Thrash-Goettern muss ich wohl nicht viel sagen. Ausser: Gigantisch! Sie sind und bleiben "The Godfathers of Thrash". Und das absolut Konkurrenzlos!

Dieser Freitag war wahrlich ein unvergesslicher Tag. Mal von dem Grave Digger Desaster abgesehen, konnte ich zufrieden schlafen gehen.

Samstag:
12:00 Uhr. Aufstehen, pinkeln, Bier aufmachen, und ab zur Black Stage. Mein Fanherz sollte mir bis zum Hals schlagen als die Ungarischen Ektomorf die Stage betraten. Alles, aber auch wirklich alles was die Fans an dieser Band lieben haben Zoltan Farkas & Co im Gepaeck gehabt. "Show Your Fist", "Outcast", "Fuck You All", "I Can See You", und vieles mehr. Trotz der Aufforderung auf den Grossbildschirmen "Please No Circle Pit" rotierte die Fan-Menge unaufhoerlich. Diese Jungs habens echt drauf. Die Mischung aus Thrash & Metalcore laesst auch keinen Kenner Cool bleiben. Party pur! Uebrigens mein ganz persoenliches Jubi: Ich sah Ektomorf zum 10. mal Live!! Herzlichen Glueckwunsch Wackenhead. Danke!

15:45 Uhr. Achtung: Kult! Vor 25 Jahren machten sie zum ersten mal auf sich aufmerksam. Mit dem Album "Feel The Fire" haben die New Yorker Jungs von Overkill ihren zukuenftigen Weg geebnet. Eine Mischung aus Power & Thrash Elementen machen diese Band unverkennbar. Im typischen Overkill-Sound ballerten sie ihre Klassiker, aber auch einiges vom aktuellen Album "Ironbound" in den Nachmittagshimmel von Wacken.

18:15 Uhr. Der Begriff "Skandal-Rocker" wurde in den 80ern hauptsaechlich von der Band W.A.S.P. Gepraegt. Drogen, Alkohol, Sexorgien, und zertrümmerte Hotelzimmer pflasterten ihre Karriere. Daran zerbrach die Band dann auch schliesslich. Heute sind sie wieder da. Und wie! Hammer Songs, und geile Show! Die Fans kamen auf ihre Kosten. Bezeichnend: Kaum juengeres Publikum hatte Interesse an den Altrockern. Die Zuschauer waren etwa genau so alt wie die Musiker selbst. Nette Atmo! ;)

19:35 Uhr. Ab ins miefige Zelt wo die Wet Stage steht. Nun stand Debauchery auf meiner eigenen Running Order. Diese Band aus dem Sueddeutschen Raum verwundert die Fans immer wieder mit merkwuerdigen Genrespruengen. Death Metal und Hard Rock. Klingt seltsam, ist aber so. Wer ihr letztes Album "Rockers And War" kennt weiss was ich meine. Genau in dieser Mischung praesentierten sie sich auch auf dem W:O:A. Kann man moegen, muss man aber nicht. Ich fand es ok.

22:00 Uhr. Auf der Black Stage gingen Immortal in Stellung. Die Nordmaenner lieferten wieder alles was man auch erwartet. Schwerpunkt war aber hier das Album "All Shall Fall". Leider konnte ich das Spektakel aber nur 45 Minuten geniessen. Es war naemlich schon fast:

22:45 Uhr. Wet Stage (In meinen Augen ein Skandal): Rotting Christ brachten die Zeltbuehne zum kochen! Die Jungs aus Griechenland bestachen mit ihrem Mix aus Grindcore, Black, Gothic, und Post-Industrial Elementen. Leider war die Wet Stage aber nicht das passende Umfeld für diese Urgesteine (since 1987) des Metal. Geiler Auftritt, falsche Location. Das naechste mal bitte auf die Black Stage!

Den Abschluss dieses Wacken Open Air's machten Bands wie Soulfly, Fear Factory, Tiamat, Killing Machine, U.D.O., und Subway To Sally.

Mein Fazit W:O:A 2010
Ich staune jedes Jahr aufs neue was sich die beiden Macher des W:O:A (Thomas Jensen & Holger Huebner) wieder haben einfallen lassen. Inzwischen gibt es auf Wacken 3 Hauptbuehnen, die Wet Stage (im Zelt), die Biergarten Stage, und im Wackinger Village die Wackinger Stage. Mitgezaehlt? 6 Buehnen sorgen fuer die Bespassung der knapp 75.000 Metalheads. Die Infrastruktur ist beeindruckend organisiert. Die Anfahrtswege sind gut und deutlich ausgeschildert, so das man kaum lange Wartezeiten bei der Anreise erdulden muss. Die sanitaeren Einrichtungen sind grösstenteils sauber, und reichlich vorhanden. Rundum: Alles gut! Hinzu kam dieses Jahr das die Wetterberichte Dauerregen ankuendigten. Dieser blieb aus. Viel Sonne und angenehm warm!

Einziger Kritikpunkt: Die Loveparade 2010 zieht ihre Kreise. So wurde bei jeder Gelegenheit auf den Grossbildschirmen "Please No Circle-Pit" eingeblendet. Das erzeugte bei den Metalheads natuerlich eine Trotzreaktion. Selten habe ich so viele Circle-Pits geniessen duerfen. Und es ist dabei natuerlich nichts passiert. Metalheads bevormunden zu wollen halte ich fuer keine gute Idee, und sollte beim naechsten mal bitte auch unterlassen werden. Wir feiern wie wir es immer tun, und lassen uns das ungerne vorschreiben.

In einem persoenlichen Gespraech sagte auch Thomas Jensen zu mir das es ja kaum moeglich sei es allen Recht zu machen. Ich meine aber das sie dicht dran sind das zu erreichen. Ich bin begeistert!

Meine Empfehlung: Jetzt schon das Ticket fuer 2011 ordern! Der Vorverkauf startete am 9. August.

See Ya In Wacken 2011. Rain or Shine!

Euer Wackenhead