Heretoir - The Circle

Band: Heretoir (D)
Genre: Post Rock / Black Metal
Label: Northern Silence Productions
Album Titel: The Circle
Spielzeit: 65:43
VÖ: 24.03.2017

Heretoir - The Circle

Um Heretoir ist es ziemlich still geworden in den letzten Jahren, zumindest was neue Musik anbelangt. Nun aber ist neues Material geschrieben und aufgenommen worden und die Band aus Augsburg legt mit ihrem Zweitwerk "The Circle" nach.

Innerhalb der Band hat sich indes viel getan in den sechs Jahren, die zwischen dem Debüt "Heretoir" und dem jetzigen Werk vergangen sind. Denn Heretoir ist kein Ein-Mann-Projekt mehr und ein festes Bandgefüge hat sich etabliert.

Eines vorweg, man braucht mehrere Durchläufe des Albums, bevor man sich diesem ganz geöffnet hat. Heretoir liefern nämlich eine spannende Reise durch die Gefilde der atmosphärischen Musik.
Schon zu Beginn zeigt sich in "The White", dass an einem ausgeklügelten Songwriting gefeilt wurde. Die Drums sind progressiv anmutend und paaren sich mit umherschwirrenden Gitarrenriffs. Dort reiht sich zunächst ein ruhiger Part ein. Klarer, definierter Gesang kommt zum Vorschein, der begleitet wird von einem sanften Riff und Doublebass. Danach der Ausbruch, der noch am ehesten Black Metal Anteile mit sich trägt. Die Gitarren werden scharfsinniger und wehleidiges Schreien findet seinen Weg in die Gehörgänge. Zum Abschluss ein ausschweifender Part mit wieder progressiven Drums und Hintergrundgesang, der sich sanft im Hintergrund zu der verwaschenen Gitarre einreiht. Allein im zweiten Song wird die Messlatte schon ziemlich hochgelegt.

Und das hohe Niveau kann weiterhin gehalten werden. Jeder der einzelnen Songs weiß zu überzeugen. Mal sind sie stürmisch und man merkt förmlich, wie sie sich entfalten wollen, mal wird aber auch den post-rockigen Anteilen mehr Platz gegeben, wie etwa in "Golden Dust". Zwar wird auch hier das musikalische Bild von ausschweifenden, schwirrenden Gitarren dominiert, jedoch auf eine beruhigende Art. Irgendwo in dem Meer an Klängen ragt ein klar definiertes Riff heraus, welches einem zusammen mit dem ebenfalls definierten Gesang Halt gibt. Hier ist nichts mehr zu spüren von Black Metal-Ausbrüchen oder wehleidigem Gekreische.

Allgemein wird es im mittleren Teil des Albums sehr ruhig. Man bewegt sich immer weiter weg vom extremen Metal hin zu melancholietriefendem Post-Rock. Das Instrumental "My Dreams Are Light In The Sky" fügt sich ebenso wie der Ambient-Zwischenspieler "XIX XXI XIV" perfekt in das Gesamtbild des Albums ein und gibt dem Zuhörer eine kurze Verschnaufpause. Denn danach nimmt das Album wieder an Fahrt auf.

Und zwar geht's erstmal getragener weiter. Mid-Tempo-Passagen bestimmen zunächst das weitere Bild, die sich dann aber oft auflösen, um schnellen Ausbrüchen den nötigen Platz zu geben.

Plötzlich werden Assoziationen mit Alcest erkennbar. "Laniakea Dances" ähnelt sehr dem Songwriting der französischen Blackgaze-Pioniere. Kein Wunder, hat auch Neige, Sänger von Alcest, einen Beitrag zum Album beigesteuert. Verspielte Gitarren leiten in das Stück ein und umgarnen den Zuhörer, bis sich leichte Blastbeats dazugesellen. Zunächst erklingt Neiges Gesang, wie man ihn kennt. Kraftvoll und emotionsgeladen passt er sich perfekt den gegebenen Songstrukturen an. Danach endet das Lied in sich nicht auflösendem Spannungsaufbau, welcher durch ein erklingendes Klavier getragen wird.

Danach geht es mit zwei schnelleren Nummern dem Ende entgegen und der Kreis scheint sich zu schließen. Denn hier hört man erstmals wieder die größten Ähnlichkeiten zum Debüt aus dem Jahr 2011. Nochmals findet eine Gratwanderung zwischen verspielten Post-Rock-Elementen und rasenden Black Metal-Ausbrüchen statt, in denen sich verzweifeltes Schreien hineinbettet.

Fazit:
Heretoir haben mit "The Circle" ein beindruckendes Album kreiert, welches einer Reise durch die menschliche Seele und die Spektren der atmosphärischen Musik gleicht. Um sich dem Album ganz zu öffnen, braucht es ein paar Durchgänge. Diese aber lohnen sich!

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. Alpha
02. The White
03. Inhale
04. Golden Dust
05. My Dreams Are Lights In The Sky
06. XIX XXI XIV
07. Exhale
08. Eclipse
09. Laniakea Dances (Soleils Couchants)
10. Fading With The Grey
11. The Circle

Lineup

David S. - Vocals, Guitars
Max F. - Guitars
Matthias S. - Bass
Nils Groth - Drums

Informationen