Crystal Viper - Queen Of The Witches

Die polnischen Crystal Viper melden sich mit ihrem sechsten Studioalbum eindrucksvoll zurück. Nach gesundheitlichen Problemen von Frontfrau Marta Gabriel geht es nun wieder in die Vollen, und dies stellt man direkt mit dem Opener, der auch als Single ausgekoppelt wird und zu dem es auch ein Musikvideo zu begutachten gibt, unter Beweis.

Ein greller Schrei und schon donnert "The Witch Is Back" mit Vollgas aus den Boxen. Satter Heavy Metal traditioneller Prägung mit kraftvollen weiblichen Vocals und messerscharfem Riffing sowie ein gelungenes Solo fehlt nicht und so kann man höchstens kritisch anmerken, dass der Nummer ein eingängiger Mitsing-Refrain fehlt.

Die Scheibe hält qualitativ das hohe Niveau durchgängig bei, bietet aber auch genügend Abwechslung. So beginnt der flotte Song "I Fear No Evil" zunächst leicht Hard Rock-lastig, wechselt dann aber zu klar erkennbaren Maiden Einflüssen. Im Mittelteil drosselt man das Tempo und bietet einen hymnischen Instrumentalpart, der sehr interessant geraten ist.

Derartige nette Kleinigkeiten finden sich immer wieder hier und da auf dem Album verstreut und somit kann man sagen, es gibt so manches für den geneigten Fan des klassischen Heavy Metals zu entdecken.

Man holte sich zudem auch einige Gaststars an Bord. So begleitet Manowar Mitbegründer Ross The Boss mit seinem Saitenspiel den galoppierenden Rocker "Do Or Die", bei dem auch zum ersten Mal ein mehrstimmiger Chorus zu hören ist. Als nächstes gibt sich Venom Klampfer Mantas die Ehre und steuert beim speedigen "Flames And Blood" ein schickes Solo bei. Der Dritte im Bunde ist Saracen Sänger Steve Bettney, der sich mit Marta Gabriel in der Ballade "We Will Make It Last Forever" ein schönes Duett liefert. Diese ist aber nicht die einzige Ballade, denn mit "Trapped Behind" hören wir die Frontfrau am Piano eine dramatische Nummer vortragen, die einem ein wenig unter die Haut geht. Für mich noch als Highlight zu nennen ist die schleppende Hymne "When The Sun Goes Down", die auch mit einem angenehmen Refrain – wenn auch allein vorgetragen – ausgestattet ist.

Etwas verunglückt empfand ich die Sache mit den Bonustracks. So entschied sich die Band für zwei Coverversionen. Zum Einen der Grim Reaper Klassiker "See You In Hell", den man wirklich gekonnt neu intonierte, zum anderen Exciters Kult-Kracher "Long Live The Loud". Letzterer lag mir aber nicht vor, denn man entschied sich, dieses Cover nur auf die Vinyl Version zu packen, während Vinyl Puristen der Grim Reaper Song vorenthalten wird. Das riecht mir ein wenig zu sehr nach Geldmacherei, zumal es keinen mal Sinn macht, denn nicht jeder hat auch das Equipment, jedes Medium abzuspielen. Schade.

Fazit:
Für mich klangen Crystal Viper schon immer so, als hätten Warlock nie die Pfade ihrer ersten beiden Alben verlassen. Daran hat sich dankenswerterweise auch auf dem neuesten Silberling nichts geändert.
Fans bekommen genau das, was sie sich wünschen und es ist eine Freude, zu hören, dass Frontfrau Marta Gabriel nichts von ihrem Stimmvolumen eingebüßt hat. Leider fehlt es manchen Songs an der "großen Melodie" und auch an eingängigen Refrains mangelt es hier und da. Dennoch für Fans des Genres ein tolles Werk und für Anhänger der Band ohnehin ein Muss.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: When The Sun Goes Down, Do Or Die, We Will Make It Last Forever