Waldgeflüster - Knochengesänge
Band: Waldgeflüster (D)
Genre: Black Metal
Label: AOP Records
Album Titel: Knochengesänge
Spielzeit: 58:36 + 50:35
VÖ:
07.11.2025
Vier Jahre nach ihrem "Heimat-Album" "Dahoam" kommen uns die
Bayern Waldgeflüster nun mit gleich zwei Alben daher.
"Knochengesänge" und "Knochengesänge II" werden aber nicht als
klassisches Doppelalbum, sondern in separater Form veröffentlicht.
Auf jeder Scheibe werden sieben neue Tracks präsentiert, wobei die
Stücke von "Knochengesänge II" aus denselben Fragmenten entstanden
sind wie das entsprechende Pendant auf "Knochengesänge". Durch die
unterschiedliche Herangehensweise entstand auf "Knochengesänge II"
eine komplett andere Klanglandschaft und ein relativ untypischer
Waldgeflüster-Sound.
Das erste Stück "Krähenpsalme" beginnt
dann auch, wie man es von den Bayern kennt. Akustikgitarre,
atmosphärische Samples und Krähenkrächzen leiten das Stück ein,
bevor es mit Macht über den Hörer hereinbricht. Wo wir dann auch
direkt beim Sound sind, der mit einer mächtigen Wand aus sägenden
Riffs, markanten Melodien (mit teilweise flirrenden Gitarren) und
präzisem Drumming daherkommt. Die brachialen, geschrienen Vocals von
Winterherz geben dem Ganzen dann schlussendlich noch die perfekte
emotionale Note. Mit sanften Parts, Tempowechseln, Breaks und
cleanen Vocals oder auch Chören hält man die Nummer zudem sehr
abwechslungsreich. Ganz starker Start ins Album.
Das zweite
Stück "Bamberg, 20. Juni" groovt amtlich los, ist meist im Midtempo
angesiedelt und weiß ebenso mit diesem atmosphärischen Sound Akzente
zu setzen. Auch hier gibt es wieder dieses Wechselspiel zwischen
emotionalen Black Metal Vocals und Klargesang. Was hier auffällt,
genau wie in den anderen Nummern mit diesem mächtigen Sound, ist
diese orchestrale Note, welche das Ganze immer wieder etwas
überladen klingen lässt. Besonders unterm Kopfhörer wird dies
deutlich. Einerseits macht es die Stücke sehr mächtig, andererseits
entsteht dadurch eine gewisse Monotonie im Sound, welche die große
Abwechslung in den Stücken etwas "auffrisst". Aber wie so oft, ist
dies auch wieder Geschmacksache des jeweiligen Hörers.
In
dieser Form geht es auch in den anderen Stücken auf "Knochengesang"
vonstatten, welche nicht selten epische Züge annehmen und wie Hymnen
vorgetragen werden. "Der Kleinste König Und Sein Architekt" ist ein
schönes Beispiel dafür. Auch schwebt über den Nummern immer eine
gewisse Melancholie, was hervorragend zur Thematik passt,
beschäftigt sich das Album doch mit unserer Sterblichkeit und mit
dem, was wohl von uns bleibt, wenn wir diese Welt verlassen.
Das letzte Stück, "The Parting Glass" erinnert an irischen Folk, und
man ist fast geneigt, sich ein schönes Guinness zu gönnen. Auf
"Knochengesänge II" kommt diese Nummer a capella daher. Die
Umsetzung des Stücks macht es hier zum musikalischen Epilog der
Scheibe.
Auf dem zweiten Teil der "Knochengesänge" geht man
dann getragen, mit sanften Melodien, auch akustischer
Instrumentierung und zumeist dunklem, klarem Gesang zu Werke. Hier
kommt die melancholische Note noch deutlicher zum Tragen. "Das
Klagelied Der Krähen" z.B. wird in traurig-schöne Melodien verpackt,
was durch den Gesang noch verstärkt wird, trägt aber auch mal
emotionale Ausbrüche und Verzweiflung in sich. Diesen Song lässt man
am besten mit geschlossenen Augen auf sich wirken.
Selbst die
härteren Passagen des Albums ändern nichts an der emotionalen
Atmosphäre. Allerdings kommt dann auch immer wieder dieses
"Überladene" ins Spiel. Zusätzlich gibt es hier ein paar
experimentelle Parts, wie z.B. in "The Little King And His
Architect", wenn man mit Hammond-Orgel-Samples aufwartet, welche
auch schon mal an Uriah Heeps "Rainbow Demon" erinnern.
Ein
schönes Beispiel für eine gelungene Mischung aus den verschiedenen
Herangehensweisen der Platten zeigen Waldgeflüster mit "The Crusade
In The Dark". Hier wird die mächtige, brachiale Seite genauso in
Szene gesetzt wie die getragene, atmosphärische Melancholie, welche
immer präsent ist. "In Lethes Fluten" ist dann eine perfekte
musikalische Untermalung für eine "letzte Reise" auf diesem Fluss
der Unterwelt. Die Mystik, welche in dem Titel steckt, wird hier
großartig umgesetzt. Die englische Version der Knochengesänge
"Singing Of The Bones" hat dann wieder diesen Irish-Folk-Touch,
welcher auch perfekt zu Winterherz’ Gesang passt. Hier setzen die
Streicher feine, nachhaltige Akzente.
Fazit:
Waldgeflüster
haben sich nach dem starken "Dahoam" nicht ausgeruht, sondern in gut
vier Jahren zwei ganz starke Nachfolger ausgeklügelt und umgesetzt.
Mit großen Melodien, mächtigem Sound, viel Atmosphäre, kraftvollen,
intensiven Vocals und einer ordentlichen Portion Melancholie
bescheren uns die Bayern "Knochengesänge" und "Knochengesänge II".
Die postmetallischen und ambienten Momente in den detaillierten
Kompositionen stehen der Band ausgezeichnet und "Knochengesänge II"
hat auch die eine oder andere Überraschung parat. Diese Alben sind
wie Zwillinge, welche trotz unterschiedlicher Charaktere einfach
zusammengehören und nicht wirklich trennbar sind. Einerseits
bekommen wir Waldgeflüster, wie wir es gewohnt sind, mit brachialem,
aber hochmelodiösem Black Metal, andererseits gibt es sanfte,
melancholische Verzweiflung und traurig schöne Atmosphäre.
Punkte: 9/10
Anspieltipp: alles
Knochengesänge
01. Krähenpsalme (feat. Austin Lunn of
Panopticon)
02. Bamberg, 20. Juni
03. Der Kleinste König Und
Sein Architekt
04. Von Hypnos Und Thanatos
05. Lethe - Der
Fluch Des Schaffenden (feat. Alboin of Eïs)
06. Knochengesang
07. The Parting Glass
Knochengesänge II
01. Das Klagelied
Der Krähen
02. Frankfurt, 19. März
03. The Little King And His
Architect (feat. Austin Lunn on drums)
04. Crusade In The Dark
05. In Lethes Fluten
06. Singing Of Bones
07. The Parting
Glass
Winterherz – Vocals
Dominik Frank – Guitars
Markus Frey -
Guitars
Martin Schirmann - Bass
Thomas Birkmaier - Drums
- Download Review in deutsch
- Homepage
Autor: Thomas







