Mystic Circle - Hexenbrand 1486

Band: Mystic Circle (D)
Genre: Melodic Black 'n' Death Metal
Label: ROAR
Album Titel: Hexenbrand 1486
Spielzeit: 46:43
VÖ: 31.10.2025

Mystic Circle - Hexenbrand 1486

Von manchen als kitschig und sogar peinlich abgetan, scheren sich die Ludwigshafener Mystic Circle wenig um solche Aussagen, sondern gehen konsequent ihren Weg. Mit Alben wie "Drachenblut" oder auch "Infernal Satanic Verses" haben die Mannen um Beelzebub in den 90ern Alben erschaffen, welche mittlerweile einen gewissen Kultstatus in der Szene haben. Und auch wenn das "ungeschliffene", recht holprige Debüt-Album "Morgenröte - Der Schrei nach Finsternis" ein eher schwacher Einstand war, so sollte es doch heute in jeder Sammlung des geneigten Fan zu finden sein. Denn eine bessere Referenz zur Entwicklung der Band kann man kaum finden. Zugegebenermaßen sorgte auch dieses Album dafür, dass es eben immer noch Leute gibt, die die oben genannte Aussage treffen. Wobei es heute eher die "Neider" sind, die das sagen.

Nach Album Nummer sieben (2006) war erst mal Schluss, bis Beelzebub und Blackwar 2021 mit der "Letters From The Devil" 7" Single wieder auf der Bildfläche erschienen, was die alten Fans direkt aufhorchen ließ. Nachdem man 2022 mit dem selbstbetitelten achten Album aufwartete, war klar: Die Jungs sind zurück, erwachsener und reifer, was man auch der Musik anhörte. Aber vor allem konnte man vernehmen, dass Mystic Circle immer noch wie Mystic Circle klingen. Sie gehen nun mal, wie oben schon erwähnt, konsequent ihren Weg. Ja, das "Comeback"-Album war etwas glattpoliert, aber die Melodik, die Riffs und die Arrangements wiesen schon eine Old-School-Note auf, welche nur durch die Produktion etwas getrübt wurde, da etwas zu hell und ohne den rauen Charme. Der Nachfolger "Erzdämon" zeigte dann eindrucksvoll, dass die Jungs noch einiges in petto haben. Die Songs waren noch schwärzer und auch eine Spur eingängiger als beim Neustart 2022.

Jetzt kommt das Duo mit "Hexenbrand 1486" pünktlich in der "Season Of The Witch", an Halloween, mit Album Nummer 10 um die Ecke, respektive zum Händler eures Vertrauens. Die Scheibe beschäftigt sich, wie der Titel schon erahnen lässt, mit einem der dunkelsten Kapitel des Christentums, der Hexenverfolgung durch die Inquisition. In der zweiten Hälfte dann speziell mit Heinrich Kramers "Malleus Maleficarum", dem sogenannten "Hexenhammer".

Mystic Circle-typisch gibt es hier eine Mischung aus Black- und Death Metal Riffs, viel Melodik und mit Keys erzeugte Atmosphäre, was symphonische Momente durchscheinen lässt. Auch das eine oder andere klassische Heavy Metal Riff gibt es zu vernehmen. Vor allem in einem Stück wie "The Scarlet Queen Of Harlots", welches fast wie eine Reverenz an Cradle Of Filth klingt, kommt diese symphonische Note schön durch. Nichtsdestotrotz werden die Stücke immer kräftig von den Drums angeschoben, auch wenn gelegentlich eine Spur zu viel getriggert wird. Dies ist dann aber wie so oft am Ende Geschmacksache des jeweiligen Hörers. Am besten kommt die Kombi aus Black, Death und Heavy Metal in "Blutschande, Unzucht, Sodomie" zum Tragen. Hier setzt besonders der Death-Anteil Akzente und auch klassische Heavy Riffs und Soli wissen zu gefallen. Hier gibt es gar einen Part, der einen Elektro- und "Synth-Pop" Anstrich hat und für einen Aha-Moment sorgt.
Neben den garstigen, aggressiven Vocals kommt Beelzebub auch mit Death-Growls daher, zu denen die female Vocals einen feinen Kontrast bilden. Auch wenn diese weiblichen Vocals wieder häufig auf der Platte vertreten sind, so wird es doch nicht übertrieben und immer passend integriert.
Der Bass könnte etwas mehr in Erscheinung treten, wodurch die Songs noch druckvoller ausgefallen wären, gerade auch wegen der erneut etwas zu glatten Produktion. Der Sound des Ganzen passt zwar recht gut, hätte durch eine rauere Note aber etwas authentischer gewirkt.

Was wiederum sehr gefällig daherkommt, sind die immer wieder auftauchenden "Movie"-Momente, wie in "Boogeyman". Dort gibt es dann auch mal ein paar Dissonanzen zu vernehmen, was auch hier für einen Aha-Moment sorgt. Vor allem "Institoris (Heinrich Kramer)", das Intro zum "Kramer-Kapitel", könnte man als Prolog für einen entsprechenden Film hernehmen. Hier gibt es eine orchestrale Note, ähnlich wie man sie im Bombast-Black Metal vernehmen kann. Zumindest Teile des Albums würden definitiv als Soundtrack für entsprechende Geschichten taugen.
Genauso erwähnenswert ist die Abwechslung auf dem Album. Hier gibt es Breaks, Tempowechsel, Soli und nicht zu vergessen, die variablen Vocals, sowie das Wechselspiel zwischen den garstigen Black- und Death Vocals und dem weiblichen Gesang. Die "Spoken Words" sorgen dann für zusätzliche Akzente.

Dass im Vorfeld bereits vier Singles ausgekoppelt wurden, zeigt auch, dass die Songs trotz des stimmigen Gesamteindrucks des Albums, durchaus Alleinstellungsmerkmale besitzen, welche sie mehr oder weniger einzigartig machen. Mit "Dance On The Wings Of Black Magic" hat man im Übrigen den 100. Song geschrieben, worauf die beiden Protagonisten sehr stolz sind. Zurecht, wie ich finde.
Da, wie zuvor erwähnt, jeder Song seine Alleinstellungsmerkmale aufweist und hier wahrscheinlich jeder als Anspieltipp taugt, stehen am Ende meine persönlichen Favoriten.

Fazit:
"Hexenbrand 1486" zeigt eindrucksvoll, dass Mystic Circle auch im Jahre 2025 immer noch die Fahne hochhalten, die sie 1992 in die Hand genommen und nach einer längeren Pause wieder aufgenommen haben. Mit dem historischen Thema nimmt man den "Neidern" auch ein wenig den Wind aus den Segeln, von wegen die Band sei kitschig und klischeebeladen. Zumal es gerade im Black Metal wohl kaum eine Band gibt, die dies nicht mindestens einmal in ihrer Geschichte war. Die Old School-Note des Black und Death der 90er, ist trotz hoher Melodik und Eingängigkeit noch immer zu vernehmen. Diese verschmilzt mit einem gewissen Grad an symphonischer Atmosphäre, zu einer düsteren Anklage gegen die Kirche, aus der aus jeder Note die Ablehnung selbiger sickert.

Punkte: 8,5/10

Anspieltipp: The Scarlet Queen Of Harlots, Ghost Of Whitechapel, Blutschande, Unzucht, Sodomie

Tracklist

01. Luciferian
02. The Scarlet Queen Of Harlots
03. Boogeyman
04. In The Sign Of The Goa
05. Ghost Of Whitechapel
06. Institoris (Heinrich Kramer)
07. The Bible Of Witch Chase
08. Blutschande, Unzucht, Sodomie
09. Dance On The Wings Of Black Magic
10. Zeugnis Der Verachtung (Outro)

Lineup

Beelzebub - Vocals, Guitars, Bass, Keyboards
Blackwar - Drums, Guitars, Keyboards

Guest Musician:
Sarah Jezebel Deva (ex. Cradle Of Filth, The Kovenant) - add. female Vocals
Karo Hafke (Umbra et Imageo, Giants Causaway) - add. female Vocals
Natalie Ostermaier (Author & Illustrator of the Book "Kramer") - add. female Vocals

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