An Abstract Illusion - The Sleeping City

Band: An Abstract Illusion (S)
Genre: Atmospheric Progressive Death Metal
Label: Willowtip Records
Album Titel: The Sleeping City
Spielzeit: 60:40
VÖ: 17.10.2025

An Abstract Illusion - The Sleeping City

Nachdem man bereits mit Album Nummer zwei "Woe" (2022) ein Meisterwerk in Sachen progressiven Death Metal auf die Metal-Gemeinde losgelassen hatte, war ich auf das Mitte Oktober erscheinende dritte Werk der schwedischen Deather "An Abstract Illusion" mehr als gespannt. Mittlerweile auf ein Quartett angewachsen, erkundet man auf "The Sleeping City" die Tiefen der menschlichen Psyche und des Leidens. Das Geschehen findet dabei in einer verfallenen, aber monumentalen, schlafenden Stadt statt.

Der Sound auf dem Album ist um einiges atmosphärischer geworden als auf dem Vorgänger, was den Science-Fiction-Charakter des Ganzen bestens betont. Zitat der Band: "Als wir "The Sleeping City" geschrieben haben, wollten wir erforschen, wie der Soundtrack zu einem dystopischen Science-Fiction-Film wie "Blade Runner" oder "Terminator" klingen würde, wenn er von einer Death-Metal-Band geschrieben worden wäre." Ich muss sagen, das Ergebnis kann sich mehr als nur hören lassen.

Die Songs sind dieses Mal mehr in sich geschlossener als auf dem letzten Album, als ich davon sprach, dass man das Album auch wie einen großen Track ansehen kann. Hier empfehle ich zwar erneut, das Album am Stück zu hören, aber nur, damit ihr nichts verpasst. Denn jeder Song ist ein grandioses Konstrukt aus erhabenen Melodien, brachialen, schwarz angehauchten Death Metal-Ausbrüchen, versehen mit einer Atmosphäre, die immer wieder wie ein Schleier über dem Ganzen liegt und die spärische Science-Fiction-Note betont.

Wie nicht anders zu erwarten, ist auch dieses Album mit einem großen Instrumentalanteil versehen. Das sorgt für einen sehr erhabenen Sound, welcher seine Wirkung ähnlich einer Klassik-Symphonie entfaltet. Die Vocals tauchen dabei immer in den passenden Momenten auf, verfehlen nie ihre Wirkung und machen die entsprechende Nummer nur noch opulenter. Dabei gibt es immer wieder ein Wechselspiel zwischen tiefen Death-Growls, klarem, fast zerbrechlichem Gesang und Black Metal Vocals zwischen Aggression und Verzweiflung. Ein Stück wie "Frost Flower" spiegelt dies so extrem wider, dass ich es als absolutes Meisterwerk bezeichnen möchte. Auch wenn die anderen Stücke des Albums dieser Nummer kompositorisch in Nichts nachstehen: Der Gesamteindruck von "Frost Flower" ist einfach phänomenal und thront am Ende des Tages nicht nur über dem Album, sondern dem ganzen Genre. Im krassen Gegensatz dazu steht ein Stück wie "Like A Geyser Ever Eruption", welches, wie der Titel schon vermuten lässt, einer Eruption gleicht. Hier wird progressives Chaos erzeugt und mit vertrackten Death Metal Riffs und Highspeed-Salven an den Drums, alles in Grund und Boden geprügelt, aber auch mit etwas verhaltenen Momenten Dampf herausgenommen.

Der höhere atmosphärische Anteil der Scheibe ist nicht zuletzt dem etwas größer ausgefallenen Keybordeinsatz zu schulden, welcher dem einen oder anderen an einigen Stellen vielleicht etwas zu hoch erscheint, allerdings hervorragend zum Thema des Albums passt. Dass das alles auch durch diverse Streichereinsätze verstärkt wird, erscheint dabei nur logisch. Des Weiteren wird dies mit einer erneut saustarken Produktion und feinem Mix in Szene gesetzt. Dass es den Songs an sich und dem Album im Allgemeinen nicht an Abwechslung fehlt, braucht man angesichts der bereits beschriebenen Faktoren wohl nicht zu erwähnen.
Hier gibt es Breaks, Tempo- und Rhythmuswechsel ohne Ende, man bewegt sich zwischen zarter Melancholie und brachialen Ausbrüchen und verknüpft erhabene Melodien mit Dissonanzen, vertrackten Death Metal Riffs und progressivem, gewolltem Chaos. Neben besagter Atmosphäre gibt es darüber hinaus auch immer wieder einen amtlichen Groove und man schafft es, einerseits zerbrechlich und andererseits schwer, dunkel und mächtig zu klingen.

Fazit:
An Abstract Illusion setzen ihren Siegeszug im Genre fort und übertreffen sich selbst. Dieses Album ist erneut ein Meisterwerk im progressiven Death Metal und wird so manchen Fan mit offenem Mund zurücklassen. Vielleicht lehne ich mich auch etwas zu weit aus dem Fenster, aber wenn man die Schweden ins 19. Jahrhundert beamen könnte, würde man sie wohl mit Johann Strauß und Co. in einem Atemzug nennen. "The Sleeping City" ist ein opulentes Meisterwerk progressiver, schwarz angehauchter Death Metal-Kunst, welches brutal wie ein Orkan ist und gleichzeitig zerbrechlich wie eine Eisblume.

Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. Blackmurmur
02. No Dreams Beyond Empty Horizons
03. Like A Geyser Ever Erupting
04. Frost Flower
05. Emmett
06. Silverfields
07. The Sleeping City

Lineup

Christian Berglönn - Vocals
Robert Stenvall - Vocals, Keys
Karl Westerlund - Guitars, Bass
Isak Nilsson - Drums, Backing Vocals

Informationen