Stargazer - Stone Cold Creature

Vor zwei Jahren konnten mich die norwegischen Hardrocker mit dem letzten Werk "Life Will Never Be The Same" schon sehr gut überzeugen und mancher Titel blieb mir bis heute gut im Gedächtnis. Nun legen die Jungs ihr viertes Studiowerk vor und setzen stilistisch konsequent fort, was es auf dem letzten Werk schon zu bestaunen gab. Feinster melodischer Hard Rock mit knackigen Riffs, überwiegend im Midtempo angesiedelt und stets durch atmosphärische Keyboards gestützt. Dazu verfügt Frontmann Tore André Helgemo über eine angenehme Stimme, die meist kraftvoll die Songs trägt, bisweilen aber auch höhere Tonlagen erstaunlich gut meistert.

Stilistisch frönt man den klassischen Vorbildern, und hört auch Einflüsse heraus, ohne dass die Stücke dabei zur plumpen Kopie verkommen.
So besitzt unter anderem die stampfende, hymnische Nummer "New Hope" feine T.N.T.-Nuancen, liefert "Winter is Coming" beste KISS-Vibes zu "Creatures of the Night"-Zeiten und eine Nummer wie "Burning Up Inside" hätten auch Whitesnake 1987 nicht anders umgesetzt.
Mein Favorit ist allerdings die gelungene Hymne "Writings On The Wall", die mich an beste Glanztaten der alten House Of Lords Alben erinnert.
Das sind große Vergleiche, doch sie werden tatsächlich gut gehalten, denn die Produktion des neuen Albums drückt amtlich aus den Boxen und sorgt für ein angenehm rockiges Hörvergnügen.

Leider ist aber nicht alles Gold, was glänzt. So sind mir manche Songs einfach zu kurz und bleiben unter der 3-Minuten-Marke.
Zwei Stücke entpuppen sich als kurze Intro/Instrumentals, und ausgerechnet die mit einem Dokken-Erinnerungs-Riff ausgestattete Nummer "Ice Walker" bot Potenzial für einen Ohrwurm-Favoriten, bleibt aber leider ein pures Instrumental. Für mich ein wenig verschenktes Potenzial, bei so einem geilen Hauptriff.

Davon abgesehen gab es nix zu meckern. Daher ist das alles natürlich subjektiv, und rein technisch überzeugt das Album mit geilen Riffs, wunderschönen Soloeinlagen (man höre das fast verträumte Solo von "Looking For A Star") und stets eingängigen Refrains, die gut im Ohr bleiben.

Fazit:
Das neue Stargazer Album knüpft qualitativ definitiv am Vorgänger an, und wer sich nach klassischem Hard Rock sehnt, wie er in den 80ern zelebriert wurde, sollte definitiv zugreifen. Genau genommen klingt die Scheibe, als hätten wir es mit einem neuen Werk einer seit den frühen 80ern aktiven Band zu tun, und das sollte als Qualitätsmerkmal doch ausreichen für eines der eingängigsten Rock-Alben des bisherigen Jahres.
Stargazer sollte man als Fan der Stilrichtung auf jeden Fall im Auge und im Ohr behalten.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: Burning Up Inside, Winter Is Coming, Writings On The Wall