KHNVM - Cosmocrator
Band: KHNVM (D/BD)
Genre: Death Metal
Label: Testimony Records
Album Titel: Cosmocrator
Spielzeit: 36:52
VÖ: 29.08.2025
Wenn man ein Album von KHNVM auflegt, kann man sich auf zwei
Dinge verlassen. Erstens gibt es immer kräftig auf die Rübe und
zweitens wird es nie in die Länge gezogen. Die Alben der Band
pendeln immer im Wechsel von knapp einer halben Stunde und knapp 40
Minuten. Somit ist Album Nummer vier "Cosmocrator", mit knapp 37
Minuten wieder ein "längeres" geworden.
Das Thema der Platte
beschäftigt sich erneut mit der menschlichen Dunkelheit. Um zu
verdeutlichen, dass es sich nicht um klischeehafte Schnellschüsse
handelt, zitiere ich hier mal die Label-Info.
Zitat: "Mit ihrem
vierten Album "Cosmocrator" begeben sich KHNVM auf eine
Abwärtsspirale in den Abgrund der menschlichen Erfahrung. Die
Death-Metal-Intellektuellen erkunden die Schnittstellen zwischen
Psychologie, Philosophie und Spiritualität. "Cosmocrator" ist stark
inspiriert von Christopher Hitchens' vernichtender Abhandlung "God
Is Not Great" und Carl Jungs "Mysterium Coniunctionis" und
untersucht Themen rund um die Spannung zwischen Rationalität und
Mystik, während es konventionelle Glaubenssätze infrage stellt. Der
Albumtitel "Cosmocrator" hat eine doppelte Bedeutung. Er
symbolisiert den "Herrscher der Welt" und steht im religiösen
Sprachgebrauch auch für "Satan"."
Die Platte wartet mit sechs
Stücken und einem Intermezzo auf und verpackt die Themen, genau wie
schon auf den vorherigen Outputs, in ausgeklügeltem Songwriting. Wie
gewohnt, knüppelt man sich nicht einfach durch die Nummern und legt
kernige Death-Riffs drunten, sondern verknüpft die brutalen Riffs
geschickt mit Dissonanzen und einem Schlagzeugspiel, welches mal aus
allen Rohren feuert, mal einen schweren Groove erzeugt oder auch
einfach schwer und zäh wie eine Walze durch die Anlage kriecht. Auch
der Bass hat wieder viel Raum, um für eine dunkle Tiefe zu sorgen,
wird aber nie aufdringlich.
Gleich im Opener "Purgatorial Pyre"
zeigt sich das Gespür dafür, den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Das
Stück baut sich über 2 Minuten lang mit einem "orientalisch"
mystisch anmutenden Sample auf, welches eine beklemmende Atmosphäre
erzeugt. Dann jedoch bricht es schwer und mächtig über dich herein:
Tiefe, grollende Growls, knarzige Death Metal Riffs und ein
treibender Groove schieben die Nummer durch die Boxen, und wenn dann
das Tempo angezogen wird, weißt du, es gibt kein Entrinnen mehr. Das
Album startet also schon direkt mit einem Monster, welches allein
dieses Album lohnenswert macht.
Wer jetzt aber denkt, damit
haben KHNVM ihr Pulver schon verschossen, sieht sich schnell
getäuscht. Im weiteren Verlauf geht es nicht weniger gewaltig
vonstatten. Man kommt dann noch zusätzlich mit doomigen Momenten
daher, weiß immer wieder geschickt mit dem Tempo zu spielen ("Fetid
Eden"), pflegt gelegentlich Dissonanzen ein und weiß mit Soli
Akzente zu setzen. Dabei zaubert man auch immer wieder kleine
Melodien hervor, welche sich aber nie aufdrängen oder das Ganze gar
melodisch werden lassen.
In der Mitte des Albums gibt es dann das
Intermezzo "Fathomless Enigma", eine akustische Atempause, welche
wieder eine atmosphärische Stimmung verbreitet, bevor mit dem
Titeltrack die zweite Hälfte der Scheibe gnadenlos zuschlägt.
"Cosmocrator" zelebriert hier für meinen Geschmack die Kombi aus
harten Death Riffs und Dissonanzen am besten. Diese dissonanten Züge
liegen sogar unter dem Soli und harmonieren sogar mit selbigem, was
an sich ja einen Widerspruch darstellt. Apropos Solo: Im folgenden
"Venom Spawn", welcher wieder mit einem leicht atmosphärischen Intro
eingeläutet wird, gibt es ein Solo von Ekaitz Garmendia zu
vernehmen, welches wohl mit zu den besten Solos im Death Metal der
letzten Jahre zählen dürfte. Ganz stark! Nicht nur deshalb, ist
diese mächtige Nummer das Highlight der Platte. Auch wenn es am Ende
nur Nuancen sind, die ihn dazu machen.
Da sich durch das
erstklassige Songwriting die Abwechslung schon von selbst ergibt,
braucht man eigentlich gar nicht erwähnen, dass hier alles dabei
ist, was diese ausmacht. Ob Breaks oder Tempowechsel, ob Soli oder
Dissonanzen und auch der eine oder andere Aha-Moment, die Jungs
geben es dir. Dies wird dann auch noch mit einer fetten, druckvollen
Produktion gekrönt, welche das alles auch authentisch klingen lässt.
Fazit:
Eigentlich nur als Projekt gestartet, hat man sich
mittlerweile so fest in der Szene etabliert, dass KHNVM gar nicht
mehr aus dieser wegzudenken ist. Das neue Album "Cosmocrator" ist
ihr bisher stärkstes Werk. Man geht konsequent seinen Weg, vermeidet
Experimente, wiederholt sich aber auch nicht, sondern erweitert die
eigenen Trademarks. "Cosmocrator" vereint die melodische Seite von
"Portals To Oblivion" mit der Wucht und Mächtigkeit von "Visons Of A
Plague Ridden Sky". Ein dunkles, mächtiges und intelligentes Stück
Todesblei, das in jedes gut sortierte Death-Metal-Regal gehört.
Punkte: 9/10
Anspieltipp: alles
01. Purgatorial Pyre
02. Fetid Eden
03. Mercurial Remnants
04. Fathomless Enigma
05. Cosmocrator
06. Venom Spawn
07.
Haunting Blight
Obliterator - Vocals, Guitars, Bass, Synths
M. - Drums
Guest Musicians:
Ekaitz Garmendia (SIJJIN) - Guitar solo in
"Venom Spawn"
- Download Review in deutsch
- Bandcamp
Autor: Thomas







