...And Oceans - The Regeneration Itinerary

Band: ...And Oceans (FIN)
Genre: Symphonic Experimental Black Metal
Label: Season Of Mist
Album Titel: The Regeneration Itinerary
Spielzeit: 46:32
VÖ: 23.05.2025

...And Oceans - The Regeneration Itinerary

Mit ...And Oceans habe ich erneut eine Band mit ihrem neuen Album im Player, die mich schon seit bald 30 Jahren begleitet. Die Finnen habe ich mit ihrem 98er-Debüt "The Dynamic Gallery Of Thoughts" für mich entdeckt und sie seitdem immer auf dem Zettel gehabt. Auch als sie sich 2005 auflösten, in Teilen als Havoc Unit weitermachten und auch mehr oder weniger das Genre wechselten, riskierte ich ein Ohr und habe mir das einzige Album "h.IV+(Hoarse Industrial Viremia)" ins Regal gestellt. Zugegebenermaßen musste man schon ein "offener Geist" sein, um wirklich in dieses Album einzutauchen, was sich dann aber wirklich lohnte.
Doch hier geht es um die "alten" und "neuen" ...And Oceans und ihr siebentes Studioalbum "The Regeneration Itinerary". Warum die "alten"? Ja, weil halt zwei der ursprünglichen Member auch jetzt noch mit dabei sind.

Wer wie ich die Band seit ihren Anfängen verfolgt, der wird auch auf dem neuen Album eindeutig die Trademarks erkennen, welche sich in jedem ihrer Werke ausmachen lassen. Auch hier lassen sich die Querverweise zu "alten" Dimmu Borgir anbringen. Aber man kopiert halt nicht, sondern geht nur in dieselbe Richtung, was hauptsächlich in den ruhigen Keyboardpassagen hörbar ist. Aber schon im Opener "Inertiae" gibt es eindeutige ...And Oceans-Züge, die unverkennbar den Finnen zuzuordnen sind. Die spacig, experimentellen Parts, welche eher im Electro-Bereich zu finden sind, werden so geschickt mit dem wuchtig-mächtigen Black Metal verwoben, dass es die Nummer in keiner Weise aus dem Gleichgewicht bringt.
"Förnyelse I Tre Akter" kommt dann mit einer extrem hohen Melodik ums Eck, welche sich im Verlaufe des Songs immer mehr aufbaut. Hier wird eine mächtige Soundwand aufgebaut, welche sich aus schwarzen Riffs, Blastbeats und Keyboards auftürmt, vom Bass einen finsteren Mantel umgeworfen bekommt und von kalten, brutalen Vocals gekrönt wird. Hier und auch an anderen Stellen des Albums bekommt man das Gefühl, einem ganzen Orchester und nicht einem Sextett zu lauschen.

Manchmal gibt es auch eine hintergründige Melodie, welche unter dem Song liegt und eine gewisse Atmosphäre aufbaut. "Prophetical Mercury Implement" ist dafür ein gutes Beispiel. Diese flirrenden Gitarren fräsen sich regelrecht ins Hirn, auch wenn diese bei ...And Oceans rauer klingen als sonst üblich.
Ein Song wie "The Fire In Which We Burn" klingt dann, vor allem zu Beginn, wie eine Hommage an die norwegischen Kollegen Dimmu Borgir. Hier gibt es Doublebass bis zum Abwinken, welche allerdings auch etwas viel getriggert klingen.
"I Am Coin, I Am Two" hingegen kommt dann zu Beginn eher getragen und im Down-Tempo daher, baut sich dann aber zu einem mächtigen Symphonic Kracher auf, in dem Mathias auch mal variabler sein Organ einsetzen kann. Natürlich dürfen auch hier die kleinen experimentellen Einsprengsel nicht fehlen, mit denen die Songs immer wieder als ...And Oceans Nummern identifizierbar bleiben.
"Towards The Absence Of Light" zeigt uns Kauko am Schlagwerk in Höchstform und Mathias mit verzweifelten Vocals, die so voller Emotionen sind, dass diese Verzweiflung fast in dich eindringt.Der Albumabschluss "The Terminal Filter" ist ein mächtiger Melodik-Black-Metaller, welcher mit garstigen Vocals daherkommt und mich mit seinen symphonisch-orchestralen Parts an die italienischen Power-Metaller Skylark erinnert, nur halt viel dunkler.

Für die, die sich gern die limitierte Digibox in die Sammlung stellen, gibt es noch zwei Bonustracks als Zugabe, wodurcch sich die Spielzeit auf 54:22 min ausweitet. Zum einen ist da "Copper Blood, Titanium Scars", ein variabler Nackenbrecher, der mal in Highspeed über dich hinwegrollt, dich aber auch wieder einsammelt, um mit dir zu grooven. Am Ende des Tages bläst dich aber auch er gegen die Wand. Zum anderen gibt es mit "The Discord Static" ein Stück, welches wie eine Mischung aus ...And Oceans und Havoc Unit klingt und vor allem für Leute spannend ist, die mit beidem was anfangen können. Hier empfinde ich vor allem den Schluss als sehr interessant.

Einen Haken habe ich aber auch gefunden. Sicher ist es nicht immer einfach, ein Album, das so viele Elemente in sich vereint, perfekt in Szene zu setzen, auch wenn es hier sehr gut gelungen ist. Das Mächtige kommt sehr gut zur Geltung und auch die dunkle Ausrichtung überzeugt. Das Symphonische, was nicht selten diesen orchestralen Touch aufweist, wird zwar auch schön betont, doch dies geht leider etwas auf Kosten des Gesamtsounds. Der wirkt bedauerlicherweise immer wieder etwas überladen und macht es dann schwer, die Details auszumachen.

Fazit:
"The Regeneration Itinerary" ist ein mächtiger Black Metaller, voller Dunkelheit, der mit seiner symphonisch-orchestralen Ausrichtung wuchtige Soundwände aufbaut und mit experimentellen Einschüben für Aha-Momente sorgt. Das Album ist in gänze so stimmig, dass es seine größte Wirkung erzielt, wenn man es am Stück hört. Die ausgefeilten Kompositionen lassen für Leute, die die Musik auch erkunden und nicht nur konsumieren möchten, kaum Wünsche offen.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: Alles

Tracklist

01. Inertiae
02. Förnyelse I Tre Akter
03. Chromium Lungs, Bronze Optics
04. The Form And The Formless
05. Prophetical Mercury Implement
06. The Fire In Which We Burn
07. The Ways Of Sulphur
08. I Am Coin, I Am Two
09. Towards The Absence Of Light
10. The Terminal Filter
11. Copper Blood, Titanium Scars (Bonus Track)
12. The Discord Static (Bonus Track)

Lineup

Mathias Lillmåns - Vocals
Teemu Saari - Guitars
Timo Kontio - Guitars
Pyry Hanski - Bass
Antti Simonen - Keyboards
Kauko Kuusisalo - Drums

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