The Great Sea - Noble Art Of Desolation
Band: The Great Sea (D)
Genre: Black Metal
Label: AOP Records
Album Titel: Noble Art Of Desolation
Spielzeit: 41:42
VÖ:
25.04.2025

Es gibt einen neuen Schatten am Horizont des deutschen Black
Metal: JR (Long Distance Calling) und SH (Ordeal & Plight) haben
sich zusammengetan und ein Projekt gegründet, welches laut
Beipackzettel die majestätische Atmosphäre der Berge mit der nie
endenden Dunkelheit der schrecklichen Tiefen der Meere verbinden
will. Die Debüt-Scheibe wird auf den Namen "Noble Art Of Desolation"
hören.
Das Album beginnt erstaunlich leise. "The Water
Remains" erscheint aus dem Nichts, indem sich stetig ein Instrument
nach dem anderen erhebt, bevor dann das eröffnende Riff mit
brachialer Gewalt aus den Boxen erklingt.
Das Duett zeigt schnell
sehr deutlich, in welche Richtung das Ganze gehen soll. Gnadenlos
prügelnde Riffs wechseln sich gekonnt mit überraschend leisen,
melancholischen Passagen ab und eingängige Melodien werden mit
unglaublicher Brutalität nieder geprügelt.
Allerdings zeigt
sich auch schnell (erstmals gegen Ende des besagten Openers) das
große Manko der Scheibe. Die Melodie ist zwar eingängig, jedoch
gleichzeitig auch irgendwie einfallslos und klingt nach "schon oft
gehört". Genauso das Riffing, beispielsweise in "The Maze" oder "No
Peace Among Men". Die Songs sind zwar unbestreitbar gut, jedoch
fehlt hier und da ein gewisses Alleinstellungsmerkmal.
Da
weder SH noch JR die Vocals beisteuern, wurde zahlreiche
Unterstützung ins Boot geholt, was die Vocals im Allgemeinen
erfrischend abwechslungsreich gestaltet. Vor allem in "Eden
Unfolded" und "Upright In Nothing" (ersteres von Phil "sG" Jonas
gebrüllt, zweiteres von A) klingt der Gesang absolut authentisch und
mitreißend.
Ein weiteres Highlight könnte das Album-abschließende
Epos "Walking At The Edge Of Death" sein, das vor allem durch ein
mächtiges Arrangement, vielschichtige Klänge und unglaublich
melancholische Parts glänzt. Allerdings kommen hier stellenweise
"heulende" Vocals zum Einsatz, die in keiner Weise authentisch sind,
sondern vielmehr so klingen, als hätte man an deren Ende noch einen
Lacher weggeschnitten. Dies geht leider sehr auf Kosten der
Authentizität des sonst eigentlich grandiosen Songs, der im Kopf
bleibt.
Ich könnte mir vorstellen, dass das Gesamtkonstrukt
runder klingen würde, wenn sich das Duo auf einen Sänger festlegen
und mit diesem gemeinsam schreiben würde, um sicherzugehen, dass dem
Sänger der Song auch liegt und er diesen auch fühlt. Aber wer weiß,
was die Zukunft da noch bringt?
Technisch ist das Album auf
AOP-Records-typisch hohem Niveau. Die Herren beherrschen alle ihre
Instrumente und auch das Zusammenspiel harmoniert auf ganzer Linie.
Der Sound ist durchweg fantastisch, wenn auch stellenweise hart an
der Grenze zum Überladenen. Es kommen viele Synths und Keys zum
Einsatz, die oftmals im Gesamten recht verwaschen klingen, was
allerdings auch so gewollt sein könnte. Zur Atmosphäre passt es
zwar, ist aber auch Geschmackssache.
Fazit:
"Noble Art Of
Desolation" ist alles in allem ein starkes Debüt. Die Songs haben
Potenzial und sind überwiegend mitreißend und authentisch. Freunde
des melodischen Schwarzmetalls werden mit dieser Scheibe auf jeden
Fall ihren Spaß haben. Wer jedoch eine innovative Scheibe mit
Wiedererkennungswert erwartet, die aus der Masse heraussticht,
sollte dieses Album mit Vorsicht genießen.
Punkte: 6,5/10
Anspieltipp: Eden Unfolded, Upright In Nothing
01. The Water Remains
02. Eden Unfolded
03. The Maze
04.
No Peace Among Men
05. Fading (Instrumental)
06. Upright In
Nothing
07. Walking At The Edge Of Death
SH - Guitars, Keyboards, Backing Vocals
JR - Guitars, Bass,
Keyboards, Drums, Backing Vocals
Guest Musician:
A -
Vocals (The Water Remains, The Maze, Upright In Nothing, Walking At
The Edge Of Death)
Azathoth - Vocals (No Peace Among Men)
Phil
"sG" Jonas - Vocals (Eden Unfolded)
HW - Bass (The Water Remains,
The Maze, Upright In Nothing, Eden Unfolded)
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Autor: Sepp