Drud - Omega
Band: Drud (D)
Genre: Post Black Metal
Label: Self-Release
Album Titel: Omega
Spielzeit: 37:45
VÖ: 20.12.2024
Es gibt Umstände, die es erfordern, dass ich für diese Review
etwas weiter aushole.
Nachdem sich die großartigen Symphonic
Black Metaller Totengeflüster 2020 aufgelöst hatten, formierten sich
im Folgejahr die ehemaligen Bandmitglieder Egregor, Teufeskald und
Nihilis, um etwas Neues zu kreieren. Hinzu kam Varna, den man aus
anderen Projekten kannte, und Drud wurde geboren. Die Musik Druds
wurde durch ihre Ausrichtung weg vom symphonischen hin zum Black
Metal mit Old-School-Note und Einflüssen aus Death Metal und Post
Rock geprägt.
Viele Fans, die Totengeflüsters Ende nachtrauerten,
waren in großer Vorfreude auf das, was nun kommen wird. Auch wenn
Drud 2023 ihr live Debüt im Backstage München feierten, kam es in
dieser Konstellation lediglich zu drei digitalen
Single-Veröffentlichungen, nur "As We Gaze Into The Abyss" erinnert
auf dem jetzt erscheinenden Album "Omega" noch an die Anfänge der
Band. Nachdem das Gründungsmitglied und Hauptsongwriter Egregor 2023
seinen Abschied nahm und mit Lupi ein neuer Gitarrist ins Boot
geholt wurde, änderte sich erneut die musikalische Ausrichtung, was
nicht zuletzt auch dem Neuzugang zuzuschreiben ist. Somit stellt das
jetzt erscheinende Album mehr oder weniger wieder einen Neuanfang
dar, da man musikalisch noch breiter aufgestellt ist und Einflüsse
der verschiedensten Genres verarbeitet.
Auf "Omega" versetzt
dich die Band lyrisch in eine "kranke" und "einengende" Welt. Zitat:
"Das lyrische Ich beim Album „Omega“ durchlebt Phasen der Wut und
Verzweiflung, aufgrund sozialer Ungerechtigkeit und menschlichen
Versagens („The age of ignorance“). Es ist konfrontiert mit der
Realität, dass Menschenmassen unweigerlich folgen und Individuen nur
schwer aus der Gesellschaft ausbrechen können („Theodyssee“ und
„Larvenmaske“). Die Erinnerung an eine frühe, bessere Zeit („Was
einst mal war“) verstärkt das Gefühl der Einsamkeit („Another day in
paradise“), was sich schlussendlich im Titel „John Doe“ entlädt."
Man kann das Ganze als Konzeptalbum begreifen, auch wenn hier
jeder Song für sich allein stehen kann. Selbst "As We Gaze Into The
Abyss", welches wie bereits erwähnt am meisten an die Anfänge Druds
erinnert, fügt sich in den sehr stimmigen Gesamteindruck des Albums
ein.
Die Songs werden vornehmlich von sägenden Riffs, druckvollen
Drums und vor allem von den ausdrucksstarken Vocals Nihils'
getragen. Der Bass sorgt für die nötige Tiefe und immer wieder gibt
es "flirrende" Leads, welche für eine feine Melodie sorgen und eine
gewisse Eingängigkeit erzeugen, ohne der Musik ihrer finsteren,
melancholischen und kalten Ausrichtung zu berauben. Wie toll das
funktioniert, kann man schön in "Was Einst mal war" vernehmen. Ein
Song wie "Nourish My Soul" hingegen zeigt da eher die mächtige Seite
Druds, wo man auch mit Death Vocals aufwartet, welche sich irgendwo
zwischen Growls und Grunts bewegen. Hier "poltern" die Drums auch
schön, was der Nummer eine feine Old-School-Note verleiht. Das eher
im Heavy Metal Style gespielte Solo setzt dann einen feinen Akzent
und bildet einen schönen Kontrast zur brutalen Seite des Stücks.
Auch in "Theodyssee" gibt es Death Vocals. Hier kann man dann auch
mit einem gefälligen Groove punkten. "Another Day In Paradise" zeigt
dann in der ersten Hälfte der Nummer die sanfte, fast zarte Seite
Druds, was auch eine kleine "Verschnaufpause" auf dem Album
markiert.
Die Songs im Einzelnen und das Album im Ganzen
zeigen eindrucksvoll, wie vielschichtig die Band zu Werke geht.
Immer wieder gibt es Breaks, Tempowechsel und Soli. Das Riffing
bietet dem geneigten Hörer alle Facetten des harten Gitarrenspiels,
kann aber genauso mit zarten Anschlägen punkten. Was auffällt, ist
die große Harmonie der Gitarrenfraktion, egal welche Art Riffing der
Rhythmusabteilung vorherrscht, die Leads sind so geschickt verwoben,
dass man immer das Gefühl hat, das Eine funktioniert ohne das Andere
nicht.
Was aber am meisten beeindruckt, ist der Gesang bzw.
die Vocals von Nihilis. Er verleiht den Songs immer den nötigen
Ausdruck, welcher der lyrischen Seite entspricht. So extrem können
wahrscheinlich nur wenige Frontleute Emotionen ausdrücken. Wütendes
Brüllen, verzweifelte Schreie, hasserfüllte Vocals oder todesnahe,
bitterböse Growls und Grunts, das alles kommt so mächtig durch die
Boxen, dass es fast zum Fürchten ist. Selbst ein Black Metallisch
hingeworfenes "bähhh" verfehlt seine Wirkung nicht. Vor allem mit
deutschen Vocals wie in "Was Einst mal war" zeigt sich das schön,
wenn er verzweifelt fragend "warum?, warum?, warum?" ins Mikro ruft.
Die wuchtige Produktion steht dem Album hervorragend. Trotz der
hohen Sounddichte wirkt das Ganze in keiner Sekunde überladen, auch
wenn es manchmal knapp am Rande des "Überlaufens" ist. In
"Larvenmaske" ist man da gelegentlich knapp dran. Dies verleiht der
Nummer allerdings ordentlich Durchschlagskraft.
Fazit:
Drud ist mit "Omega" ein ganz starkes Debüt gelungen, welches zwar
in der Hauptausrichtung dem Black Metal zuzuordnen ist, aber
deutliche Einflüsse der verschiedensten Spielarten verarbeitet.
Trotz der Totengeflüster-Vergangenheit von Teufeskald und Nihilis
grenzt sich der Sound klar von dem der Vorgängerband ab und zeigt
Drud-eigene Trademarks, welche schon jetzt bleibende Eindrücke
hinterlassen. Als sich Drud gründeten, ließ ich gern mal, aufgrund
der Vergangenheit der Gründungsmitglieder, verlauten, dass da etwas
Großes auf uns zukommt. Wie sich nun herausstellt, ist das sogar
größer, als ich vermutet habe. "Omega" ist ein facettenreiches
Album, was eines der dunkelsten, härtesten und emotionalsten
Post-Black-Metal-Alben ist, die ich seit langem gehört habe.
Verliert euch in die melancholische, finstere, bedrohliche und
gesellschaftskritische Welt Druds, ihr werdet es nicht bereuen.
Punkte: 9/10
Anspieltipp: Alles
01. As We Gaze Into The Abyss
02. The Age Of Ignorance
03.
Theodyssee
04. Another Day In Paradise
05. Was Einst Mal War
06. Nourish My Soul
07. Larvenmaske
08. John Doe
Nihilis - Vocals
Teufeskald - Guitars
Lupi - Guitars
Varna - Bass, Backing Vocals
Stormblast - Drums
- Download Review in deutsch
- Bandcamp
Autor: Thomas