Helge - Gidinawendimin

Band: Helge (DK)
Genre: Black Metal
Label: Self-Release
Album Titel: Gidinawendimin
Spielzeit: 56:02
VÖ: 01.11.2024

Helge - Gidinawendimin

Mit ihrem 2022er-Debüt "Neuroplasticity" setzten die Dänen Helge direkt ein Zeichen im zeitübergreifenden Black Metal. Die Kombination aus Old School, Moderne und den eigenen Vorstellungen von Black Metal, verlieh dem Album viel Eigenständigkeit.
Bereits als die Gitarrenspuren für dieses Album aufgenommen waren, arbeitete Mastermind Helge Nørbygaard direkt an neuem Material, aus dem das nun erscheinende zweite Album "Gidinawendimin" entstand. Grob gesehen befasst sich das Album mit dem Leben und all seinen Facetten, Licht und Schatten, die Leichtigkeit des Seins, die Schönheit der Dinge, aber auch deren Vergänglichkeit und das Sterben.

Musikalisch sind Helge weiter gewachsen und haben das Klang-Spektrum nochmal erweitert. Man kommt mit zerbrechlichen, melancholischen Parts daher, welche dich sanft und emotional berühren und den einen oder anderen Hörer vielleicht fast in eine Art Trance versetzen können. Gelegentlich gibt es spacige Samples, welche sich geschickt in die Songstrukturen einbinden und extra Akzente setzen.
Auf der anderen Seite gibt es brachiale Black Metal Ausbrüche, welche mit schreddernden Riffs, schweren Schlagzeug-Salven und kehlig-gurgelnde Vocals, garstig und wütend durch die Boxen knallen. Als Kontrast dazu gibt es aber auch mal klare Vocals oder weibliche Wikinger-Chöre/Gesänge im Hintergrund. Wenn man gar Death-Growls einsetzt, so erzeugt man auch schon mal, mit einem darauf gelegten Hall, eine besonders bedrohliche Atmosphäre.

Was Helge wieder geschickt hinbekommen, ist, dies alles immer mit einem gewissen Grad an Melodie zu unterlegen, ohne dabei verspielt zu wirken oder an Härte und Wucht zu verlieren. Manchmal bekommt das alles sogar einen leicht symphonischen Touch à la Dimmu Borgir und Co. Auch die immer wieder auftauchenden flirrenden Gitarren, verfehlen ihre Wirkung nicht. Der Bass kommt nicht so zum Tragen wie bei manch anderen Veröffentlichungen des Genres, was der Platte aber gut zu Gesicht steht. Mehr Wucht würde diesem Album seiner Atmosphäre berauben.
Auch das Spiel mit dem Tempo wird geschickt eingesetzt, so gibt es neben den zarten, manchmal zerbrechlichen Momenten, von schleppend schwer bis hin zu rasant und wild, alles zu verzeichnen, was man sich in diesem Genre vorstellen kann. Schön auch die verträumte Interlude "Another Home". Das eine oder andere Soli, der Einsatz des Cellos, Breaks und nicht zuletzt die verschiedenen Gesangsstile sorgen ebenfalls Abwechslung.

Dass man mit einer gewissen Monotonie genauso berühren kann, zeigt man in "Fading Relatives Pt. 1", hier sind auch die flirrenden Gitarren schön zu vernehmen. Durch den Gesang legt sich eine melancholisch-verzweifelte Atmosphäre auf das Stück, welche dann in Part 2 regelrecht aufgebrochen wird und rasant über den Hörer hereinbricht. Die Atmosphäre bleibt dabei erhalten, schlägt aber in eine aggressivere Richtung um.

Dass das Ganze gelegentlich etwas chaotisch wirkt, wenn sich die verschiedenen Stile mischen, steht dem Thema der Platte sehr gut. Verdeutlicht es doch auch das Chaos, was jeder wohl früher oder später mal im Leben hat oder haben wird. Am Ende ist das aber Geschmackssache. Produktion und Mix sind richtig gut gelungen und geben der Scheibe einen ausgewogenen Sound. Dieser passt ebenfalls sehr gut zum Thema der Scheibe und ist genauso facettenreich wie die Musik an sich.

Fazit:
Nicht jeder wird direkt Zugang zu "Gidinawendimin" finden, ist es doch ein Album, was Zuhören erfordert und nicht entdeckt werden kann, wenn es nebenher läuft. Mit jedem Durchgang entfaltet diese Scheibe ihr Spektrum mehr und lässt den aufgeschlossenen Metal Head immer wieder neue Feinheiten erkennen. Helge zeigen auf dem Album eindrucksvoll, dass das Debüt mehr als nur ein Aufflackern am Black Metal-Horizont war. Sie gehen ihren Weg konsequent weiter, fächern das Genre noch weiter auf, vermischen die verschiedenen Stile geschickt mit- und untereinander und erhöhen ihr Eigenständigkeit-Level weiter. "Gidinawendimin" könnte man mit vielen Metaphern beschreiben, am Ende ist das Album aber wie das Leben selbst und erzeugt Stimmungen und Atmosphäre von "himmelhochjauchzend" bis "zu Tode betrübt". Eine mal zarte, mal wilde, tiefschwarz gefärbte Reise durch das Leben, eine Reise von Unsterblichkeit über Vergänglichkeit bis hin zum Tod.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: Alles

Tracklist

01. Den Indre Ild
02. Zoongide'e
03. Contagious Dreams
04. Another Home
05. Sprout
06. Under A Hollow Sun
07. Fading Relatives Pt. 1
08. Fading Relatives Pt. 2
09. Keep The Fire Burning

Lineup

Danny Woe - Vocals
Torsten Madsen - Vocals
Helge Nørbygaard - Guitars
Balder Smed - Guitars
Henrik Jørgensen - Bass
Christoffer Djurhuus - Drums

Guest Musician:
Nanna Barslev - Vocals on Sprout and Zoongide'e
Sonja Rosenlund - Vocals on Sprout
Inger Jul - Cello

Informationen