Anomalie - Riverchild
Band: Anomalie (A)
Genre: Post Black Metal
Label: AOP Records
Album Titel: Riverchild
Spielzeit: 53:39
VÖ: 01.11.2024
Wenn man über die österreichische Metal-Szene spricht, landet man
früher oder später beim Post Black Metal. Und wenn man über
(österreichischen) Post Black Metal spricht, landet man früher oder
später bei Anomalie – dem Solo-Projekt von Marrok, der als
Live-Gitarrist von Harakiri for the Sky, Schammasch,
Selbstentleibung etc. wohl keiner weiteren Vorstellung mehr bedarf.
Anomalie gibt es nun schon seit satten dreizehn Jahren und
verzeichnet mit "Riverchild" das bereits fünfte Full length Werk.
Wie bereits beim Vorgängerwerk stehen auch bei dieser Scheibe
die cleanen Vocals mehr im Vordergrund denn je. Der Opener "Mother
Of Stars" beginnt gewohnt vielschichtig mit einem routinierten Mix
aus cleanen und verzerrten Gitarren, mehrstimmigen Vocals und
einlullenden Drums.
Das erste Highlight des Albums lässt dann
nicht lange auf sich warten; mit "An Unforgiving Tide" zeigt Marrok
deutlichst seine größte Stärke: Das Wechselspiel zwischen
verträumten, ruhigen Parts und brutalen Ausbrüchen. Auch gesanglich
holt er hier alles raus, was die menschliche Stimme zu bieten hat.
Von Kehlkopfgesängen über dreckig-cleane Vocals hin zu fiesen Growls
ist hier alles vorhanden, was das Herz begehrt.
Auch der
darauffolgende Track "Perpetual Twilights" bringt eine ganz eigene
Atmosphäre mit sich. Wo zunächst noch zu schönen Klargesängen
geschunkelt werden kann, wird man plötzlich von den keifendsten,
verzweifeltsten Screams der gesamten Diskografie von Anomalie
überrascht. Auch musikalisch sind hier gekonnt zerklüftete Riffs
zwischen den einlullenden Melodien eingebaut, die stellenweise
(vordergründig durch die Synths) an alte Burzum-Scheiben erinnern.
Leider tut sich die zweite Hälfte des Albums im Vergleich zur
starken ersten Hälfte eher schwer. Der rockige Titeltrack, der
doomige Titel "Among Shadows" wie auch der melodiöse Track "A Cosmic
Truth" bringen wenig Überraschungen mit sich und klingen teilweise,
wie wenn sie auf dem Vorgängeralbum schon zu hören waren.
Auch
die Klargesänge, die monoton in einer Tonlage ohne große
Ausschweifungen nach oben oder unten gehalten sind, wirken nach
mehrmaligem Hören leider mehr anstrengend als einlullend. Dass
Marroks Stimme auch eigentlich mehr als das hergibt, zeigt er beim
abschließenden "Thoughts" deutlich, wo noch einmal mit tiefen Vocals
und Akustikgitarren Lagerfeuerstimmung aufkommt.
Technisch
gibt es bei "Riverchild" nichts auszusetzen. Die Produktion ist
fett, der Mix ist authentisch und auch instrumental bewegt sich
alles durchweg auf höchstem Niveau. Die Kompositionen sind in sich
stimmig, aber durch die extreme Monotonie des Gesangs nutzt sich die
Scheibe leider recht schnell ab.
Fazit:
Mit "Riverchild"
liefert Marrok unter dem Banner Anomalie wieder einmal ein
ordentliches Album ab, das hauptsächlich durch Atmosphäre und
grandiose Melodien glänzt. Vor allem Fans des Vorgängeralbums werden
mit dieser Scheibe voll auf ihre Kosten kommen. Leider nutzen sich
die monotonen Arrangements nach mehrmaligem Hören recht schnell ab.
Punkte: 6,5/10
Anspieltipp: An Unforgiving Tide,
Perpetual Twilights
01. Mother Of Stars
02. An Unforgiving Tide
03. Perpetual
Twilight
04. Heart To Beat
05. Awakening
06. Riverchild
07. Among Shadows
08. A Cosmic truth
09. Thoughts
Chris "Marrok" Brauch – Vocals, Guitars, Bass, Percussions,
Electronics
Lukas Schlintl - Drums
- Download Review in deutsch
- Bandcamp
Autor: Sepp