ColdCell - Age Of Unreason
Band: ColdCell (CH)
Genre: Black Metal
Label: AOP Records
Album
Titel: Age Of Unreason
Spielzeit: 46:49
VÖ: 26.07.2024
Die ersten Töne des Intros vom Opener, "Hope And Failure", des
neuen Albums der Schweizer ColdCell vermitteln direkt eine dunkle,
kalte und bedrohliche Atmosphäre. "Age Of Unreason", das fünfte Werk
seit Gründung 2012, beginnt also schon mal passend zu Albumtitel und
Bandnamen. Die sich dazu gesellenden tief-gestimmten Riffs machen
das Ganze dann noch bedrohlicher, der Bass bringt ordentlich Tiefe
in das Geschehen und die Drums machen mächtig Druck und erzeugen
eine erdrückende Schwere.
Der von ColdCell zelebrierte Black
Metal hat dabei eine ganz spezielle Note, welche sich gar nicht so
leicht einordnen lässt. Zwar kommen dir immer wieder andere Genre
Vertreter in den Sinn, vordergründig bei den Vocals und den mehr
oder weniger melodischen Sequenzen, aber alles behält auch immer den
ColdCell eigenen Anstrich. Dieser verhält sich wie einer
Effektfarbe, die mal die eine, mal die andere Facette zum Vorschein
bringt. Und dazwischen immer eine Kombi aus beiden. So hört man in
jeder Sekunde den Old-School Charakter, trägt aber auch immer
moderne Einflüsse in sich. Teils spacige Nuancen, gepaart mit
sphärischer Atmosphäre, aber auch immer Genre-typische Drums, sowie
schredderndes Riffing und eben gurgelnd-krächzende Vocals.
Was auch gut gefällt, ist die Variabilität des Ganzen. So spielt man
immer geschickt mit dem Tempo und entwickelt einen Hauch
"Langsamkeit des Seins". In "Solidarity Or Solitude" hat man das
Gefühl gleich stehenzubleiben, was die Nummer noch schwerer macht,
als sie ohnehin schon ist. Zwischendrin gibt es dann im Verhältnis
zu vorher einen wahren Ausbruch, um dann wieder in tiefe Schwere zu
versinken. Hier wird der Black Metal fast zum Stehen gebracht, ohne
dabei einen Schwenk zum Doom zu vollziehen. Die flirrenden Gitarren
im hinteren Teil lockern das Ganze auf, ohne aber die bedrohliche
Note zu gefährden.
Vor allem bei den Vocals kommen mir immer
wieder Erinnerungen an andere Szenegrößen. So gibt es Momente, die
auch von Ishahn (Emperor) sein könnten, oder in denen mir Satyr von
Satyricon im Ohr klingt. Am meisten kommen mir aber Shining oder
auch Lieflover in den Sinn, wenn S mit seinen verzweifelten Vocals
durch die Boxen halt.
Das fünfte Stück "Meaningless" wird dann
Gesangs-technisch von Ines Brodbeck (INEZONA) veredelt, welche auch
für die Lyrics dort mitverantwortlich zeichnet. So wie in der Stimme
von S immer ein gewisser Grad an Verzweiflung vorherrscht, ist hier
ein Hauch von Hoffnung zu vernehmen. Dieses Stück lockert das Album
zwar zusätzlich auf, könnte aber auch ein Song sein, an dem sich die
Geister scheiden. Mir persönlich gefällt dieser Kontrast zum Rest
des Albums, der hauptsächlich durch die Vocals von Ines zustande
kommt.
Nicht nur lyrisch, sondern auch Produktions-technisch
wird das "Zeitalter der Unvernunft" ziemlich gut in Szene gesetzt.
Durch die leicht raue Note klingt das Album sehr authentisch und
schafft zu guter Letzt den Spagat zwischen Old School und New School
Black Metal, immer versehen mit ColdCell eigenen Trademarks.
Fazit:
"Age Of Unreason" ist ein starkes, emotionales Black Metal
Album, welches immer eine dunkle, erdrückende und bedrohliche
Atmosphäre versprüht. Dabei verstehen es ColdCell ihre eigene
Interpretation von Black Metal zutage zu fördern, aber gleichzeitig
Old- und New School zu bedienen. Wo andere immer im gleichen
Genre-Korsett gefangen bleiben, brechen ColdCell aus und finden neue
Wege, um sich zu verwirklichen.
Punkte: 8/10
Anspieltipp: Dead To This World, Solidarity Or Solitude, Sink Our
Souls
01. Hope And Failure
02. Dead To This World
03. Left
04.
Solidarity Or Solitude
05. Meaningless
06. Discord
07. Sink
Our Souls
S - Vocals
DmL - Guitars
Ath - Guitars
In - Bass,
Samples
aW - Drums
Guest Musician:
Ines Brodbeck -
Vocals on Meaningless
- Download Review in deutsch
- Bandcamp
Autor: Thomas