Fellwarden - Legend

Band: Fellwarden (UK)
Genre: Epic Black Metal
Label: Eisenwald
Album Titel: Legend
Spielzeit: 56:25
VÖ: 14.06.2024

Fellwarden - Legend

Fellwarden ist mit zehn Jahren Bandgeschichte durchaus kein unbeschriebenes Blatt mehr, auch wenn das Projekt, hinter dem der britische Mastermind The Watcher steckt, es bisher lediglich auf zwei full-length Scheiben zurückblicken kann. Seit dem Vorgänger "Wreathed in Mourncloud" sind ganze vier Jahre ins Land gegangen. Nun steht Fellwarden mit dem neuen Langspieler namens "Legend" in den Startlöchern.

Laut Beipackzettel handelt es sich bei diesem Album nicht etwa um eine stumpfe Aneinanderreihung von Liedern, sondern um eine Hommage an den Fantasy-Autor David Gemmell. So wird bereits mit dem das Album eröffnende Stück "Exultance" eine heroische Atmosphäre kreiert, die große Helden und mächtige Landschaften vor dem inneren Auge erscheinen lässt.

Die verschiedenen Facetten, die eine gute Heldengeschichte ausmachen, werden durchweg musikalisch gekonnt dargestellt – sei es die Verzweiflung in "Despair", wo niederschmetternde Akkorde und getragene Melodien auf den Hörer einprügeln, die neugewonnene Hoffnung in "Renewed Hope", die einen innerlich zur nächsten Schlacht reiten lässt, oder dann das bittere Ende "Death". Durch die Vielzahl an Einflüssen, die The Watcher in seine Musik einfließen lässt (von Folklore über epische Chorgesänge, von "Spoken Words" zu klassischem Black Metal) schafft er es, dass jeder einzelne Song auf dieser Scheibe auf seine ganz eigene Weise unter die Haut geht.

Eben das besagte "Renewed Hope" ist absolut mitreißend in der Art, wie aus der vorangegangenen Verzweiflung die letzte Kraft zusammengerauft wird und auf Tod und Ehre bis zum letzten Tropfen Blut gekämpft wird. Besonders im letzten Drittel des Songs harmonieren die Klar-Gesänge mit den tiefen Growls auf eine so fantastische Weise, gehen so gekonnt in die melancholischen Gitarrenmelodien über, dass die Gänsehaut gar keine Chance mehr bekommt, sich zurückzuziehen. Auch wenn hier so viele musikalische Facetten abgebildet werden, klingt die Musik zu keiner Sekunde überladen oder pathetisch. Vielmehr ist jeder Sound genau da, wo er sein muss.

Wer dann allerdings denkt, dass nach dieser Hoffnungsschöpfung direkt in die Schlacht gezogen wird, wird von der darauffolgenden Lagerfeuer-Atmosphäre in "Desperation" überrascht sein. Das stete Wechselspiel zwischen zermürbendem Black Metal und melancholisch verträumten cleanen Parts lässt den Hörer den innerlichen Kampf des Protagonisten fast schon physisch nachvollziehen. Teilweise lassen sich hier schon Doom-Einflüsse ausmachen, die ebenso gekonnt in das Gesamtgefüge integriert werden, wie alles andere bisher gehörte.

Wenn die Schlacht dann geschlagen ist und der Blick über das zerstörte Land und die verlorenen Krieger streift, ist "Death" die perfekte Vertonung für die dabei aufkochenden Gefühle. Hier kommen Verzweiflung, Melancholie, unterdrückte Wut, jedoch auch aufkeimende Hoffnung so gekonnt zum Ausdruck, dass "Legends" keinen würdigeren Abschluss hätte bekommen können.

Die CD-Version ist noch mit einem Bonus Track ausgestattet, der mir an dieser Stelle nicht vorliegt, was hinsichtlich des perfekten, runden Albums allerdings zu verkraften ist.

Insgesamt muss außerdem festgehalten werden, dass ich selten ein Album gehört habe, bei dem die Arrangements so gekonnt ausformuliert sind, dass der Übergang, wenn eine Melodie von der Gitarre an den Bass und von dort zurück über den Gesang zur Clean-Gitarre weitergereicht wird, nicht einmal wirklich auffällt. Das Album klingt nicht, als ob hier mehrere Instrumente zusammen Musik machen, sondern vielmehr wie wenn eine mächtige Einheit eine riesige Wand an Sound errichtet. Der Sound könnte passender nicht gewählt sein, der Mix und das Mastering sind perfekt; jede Facette bekommt im Gesamtgefüge genug Platz, um sich gebührend zu entfalten und wenn man dann noch das epische Artwork aus der Feder von Kris Vervimp (u. a. Dark Fortress, Dragonbreed, Lemuria, Marduk, SuidAkra) betrachtet, ist die Fantasy-Welt komplett. Wer braucht da noch irgendwelche Ringe, Schicksalsberge oder Elben in Bildform?

Fazit:
Selbst nach mehrmaligem Hören ist "Legends" absolut fesselnd. Die komplette Spielzeit über erzählt das Album eine Geschichte von Mut, Ehre, Tod und Verzweiflung und zieht den Hörer in einen magischen Bann. Eine Geschichte, die man unbedingt am Stück anhören muss, um die volle Wirkung der Musik genießen zu können. Jeder Freund der melodisch-harten Musik kann hier ohne Bedenken zugreifen. Fellwarden ist mit dieser Scheibe ein Meisterwerk gelungen!

Punkte: 10/10

Anspieltipp: Alles

Tracklist

01. Exultance (Wall 1: Eldibar)
02. Despair (Wall 2: Musif)
03. Renewed Hope (Wall 3: Kania)
04. Desperation (Wall 4: Sumitos)
05. Serenity (Wall 5: Valteri)
06. Death (Wall 6: Geddon)
07. Hope Renews Again [Bonus Track CD Edition]

Lineup

The Watcher - Vocals and all Instruments

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