Pronostic - Chaotic Upheaval
Band: Pronostic (CDN)
Genre: Technical Melodic Death Metal
Label:
Self Release
Album Titel: Chaotic Upheaval
Spielzeit: 39:40
VÖ:
12.05.2023

Pronostic ist ein kanadisches Trio, welches sich bereits vor
dreizehn Jahren dem technisch ansprusvollen, zeitweise auch
progressiven Melodeath Metal verschrieben hat. Nach dem Debütalbum
sind inzwischen acht Jahre ins Land gegangen, bis sich die Jungs mit
dem in Eigenproduktion entstandenen Nachfolgewerk "Chaotic Upheaval"
zurückmelden.
Bereits die ersten Takte lassen mein Herz höher
schlagen, da die Scheibe direkt mit einem Basssolo beginnt. Nachdem
dann die Gitarren zunächst clean einsetzen, wird kurz darauf auch
schon kompromisslos drauf losgeprügelt. Pronostic glänzen von der
ersten Minute an durch hochkomplexe Songstrukturen und Rhythmen,
aber auch mit mitreißenden Grooves und gefühlvollen Melodien.
Dass jeder, der seinen Beitrag zu diesem Album geleistet hat,
sein Instrument in Perfektion beherrscht, dürfte jedem ziemlich
schnell klar werden, zumal die Kompositionen einem jeden Musiker
genügend Platz für virtuose Soli bieten. Auch eher genreuntypische
Instrumente, wie beispielsweise ein klassisches Klavier oder auch
ein Saxophon ("Massive Disillusion") werden gekonnt in die einzelnen
Tracks eingebaut, ohne dass sie erzwungen oder fehl am Platz wirken.
Ebenso schafft es der (fretless) Bass in fast jedem Track in den
Vordergrund, indem Sperduklis ein technisch grandioses Solo zum
Besten gibt oder einfach nur mit fetten Licks die Gitarrenfraktion
unterstützt.
Allerdings ist auch der Bass eines der größten
Mankos dieses Albums, da er sich durch seinen eigenwilligen,
höhenlastigen Sound (teilweise klingt es, als wäre konstant ein
leichter Wah-Effekt auf der Spur) leider nicht wirklich in das
Gesamtgefüge einzubringen vermag. Vielmehr quäkt er dauerhaft neben
dem eigentlichen Sound her, anstatt ihm die Tiefe und das Fundament
zu verleihen, das musikalisch eigentlich gefordert wird. Dass es
auch anders geht, zeigt das Trio in "The Pure Celestial Being", wo
der Bass sich wundervoll in die Soundwand einbettet, ohne sich dabei
zu verstecken.
Ebenso gilt es anzumerken, dass Pronostic auf
diesem Album eine ganze Latte an Gastmusikern auffahren, die auch
teilweise so namhaft in der Branche sind, dass es sich definitiv gut
liest, jedoch die pure Masse schon etwas stutzig macht. Dass ein
Session-Drummer angestellt wird, ist ja noch zu verkraften, zumal
dieser einen fantastischen Job macht. Und auch das Saxophon ist
fantastisch eingebaut. Allerdings bringen alle anderen Gastmusiker
ihren eigenen Stil mit in das Album, was leider dazu führt, dass das
ganze Werk an sich nichts wirklich Individuelles hat. Die Songs sind
an sich wirklich stark komponiert und grandios dargeboten, aber
insgesamt wirkt die Scheibe in sich nicht rund. Besonders der
Einfluss von Fleshgod Apocalypse (vor allem "Concealed Parasite")
ist konstant nicht zu überhören. Irgendwie passt das zwar
kompositorisch alles zusammen, aber alles in allem springt nicht der
Funke über, der Pronostic zu einer eigenständigen,
wiederzuerkennenden Truppe macht.
Sich auf Anspieltipps
festzulegen, die die Band repräsentieren, gestaltet sich demnach
etwas schwierig, da es insgesamt keinen repräsentativen Stil gibt.
Allerdings lohnt es sich definitiv, in "Massive Disillusion"
reinzuhören, wo von epischen Orchestrations bis zum Saxophon-Solo
alles vorhanden ist. Außerdem sticht "L'Impureté Globale" mit seinem
düsteren Mittelteil positiv aus dem Gesamtwerk heraus.
Fazit:
"Chaotic Upheaval" ist ein kompositorisch starkes, unglaublich
virtuoses und durchaus experimentelles Album, mit dem sich Pronostic
nicht verstecken müssen. Allerdings muss man hierbei leichte
Abstriche beim Sound machen und es haben auf dieser Scheibe zu viele
Köche sprichwortlich den Brei verdorben, was leider vor allem auf
Kosten der Individualität und des Wiedererkennungswertes der Band
gegangen ist.
Punkte: 6,5/10
Anspieltipp: Massive
Disillusion, L'Impureté Globale
01. Indefinite Continuity
02. Massive Disillusion
03.
Conclusion Impromptue
04. Concealed Parasite
05. Waves
06.
Bare And Wretched
07. L'Impureté Globale
08. Drained By
Remorse
09. The Pure Celestial Being
10. Abstract Entity
Charles "Butcher" Pilotte - Low Vocals, Guitars
Alex Lauzon -
High Vocals, Guitars
Xavier Sperduklis - Bass
Guest
Musicians:
Samuel Santiago - Session-Drums
Francesco
Ferrini - Keyboards, String Arrangements
Christian Donaldson -
Guitars Track 3
Marc Roy (Killitorous) - Guitars Track 3
Morane Chabot - Guitars Track 2
Sam Hampell - Saxophone Track 2
Alex Pelletier - Vocals Track 2, 6
Fannie Tassé Lessard - Vocals
Track 2, 6
Krissy O'Shaughnessy - Vocals Track 2, 6
- Download Review in deutsch
Autor: Sepp