Violet - Illusions

Band: Violet (D)
Genre: Hard Rock / AOR
Label: Yello Muffin Records
Album Titel: Illusions
Spielzeit: 37:51
VÖ: 18.11.2022

Violet - Illusions

Alle fünf Mitglieder der erst 2020 gegründeten Band Violet haben auf einer Party festgestellt, dass sie den AOR / Hard Rock der 1980er mögen und sich deshalb zur Bandgründung entschlossen. Nach einer Demo fürs erste Album bekam die Truppe einen Plattenvertrag, und so erscheint am 18.11.2022 das "Illusions" betitelte Debüt. Acht Eigenkompositionen und ein Cover eines Titels von Samantha Fox werden geboten, letztere ja auch eine Ikone der 1980er. Weil wohl zunächst kein passender Schlagzeuger zur Verfügung stand, bekam die Band bei den Aufnahmen Unterstützung des Pur-Drummers Frank Dapper.

Gleich von Beginn an zeigen die teils an eine Fanfare erinnernden Keyboards, wohin die Reise geht. Im besten Sinne der 1980er zeichnen sich alle neun Titel durch die Verbindung der gleichermaßen präsenten Keyboards und Gitarren aus, die in allen Titeln des Albums sehr gut ins Ohr gehende Melodien erzeugen. Dabei wabern die Keyboards teilweise, was einen gewissen Raumeffekt erzeugt und was mir gut gefällt.

Sänger Jamie macht einen guten Job. Nur in sehr hohen Passagen überschlägt sich die Stimme leicht. Das ist aber nicht weiter schlimm, weil es nur ein oder zweimal vorkommt. Teils im Wechsel oder alleine singt auch Gitarrist Manuel, der eine gute Ergänzung darstellt. Gelegentlich unternimmt die Truppe einen Ausflug in Pop-Gefilde. "Only Love" etwa kommt trotz später mehr in den Vordergrund tretender Gitarren sehr poplastig daher.

Das ab und zu eingesetzte Saxophon erweitert den Sound und passt gut zu den Songs. Effekte setzt die Band selten ein. "Blame It On The Night" beginnt etwa mit kurzem Gelächter. Die Produktion hat für einen sehr klaren Sound gesorgt. Manches Album aus den 1980ern klänge wesentlich besser, wenn es so produziert worden wäre wie das Debüt von Violet.

Negativ fällt auf, dass die Songs teilweise gestreckt werden. So wird etwa der Refrain am Ende zu oft wiederholt oder eine Instrumentalpassage läuft gefühlt mehrere Minuten immer gleich am Ende. "Francine" etwa hätte man kürzen können, obwohl das Saxophon gut zum Song passt. Und wenn "Burning May" nicht zum Ende kommen will, fühle ich mich bei dem Gedanken ertappt, zum nächsten Titel zu springen. Insgesamt wirken die Songs etwas unentschlossen, als ob sich die Band nicht einig wäre, welchen Ansatz sie mehr verfolgen soll, also etwa eher rockig oder poppig. Dies liegt auch an der Reihenfolge der Titel auf dem Album. Nach dem bereits erwähnten "Only Love" folgt mit "Cover Model" ein deutlich rockigeres Stück, nach dem das Album mit "Run Away" eher ruhig ausklingt, wobei hier auch das Saxophon clever eingesetzt wird. Das wirkt etwas sprunghaft.

Fazit:
Als erklärter der Fan des Hard Rocks / AORs der 1980er habe ich mich über "Illusions" sehr gefreut und bin trotz der Kritik nicht enttäuscht worden. Dass die Vorbilder deutlich durchklingen, nenne ich konsequent, aber die Band macht nicht den Fehler, sie zu kopieren, sondern verfolgt ihren eigenen Ansatz, der sich beispielsweise im wechselnden Gesang zeigt, den Violet auf jeden Fall beibehalten sollten. Die Songs wünsche ich mir auf hoffentlich kommenden Alben noch etwas rockiger. So ist etwa "Cover Model" druckvoller als etwa "Francine". Zudem zünden die Titel nicht alle gleich gut, was teils auch daran liegt, dass sie gegen Ende etwas gestreckt werden. Trotzdem habe ich das Album aber gerne gehört, was klar für das Songmaterial spricht. Ich finde es gut, dass es heute noch Bands gibt, die nicht jedem Trend hinterher rennen, sondern Musik so spielen, wie sie früher war. Ich hoffe, dass wir noch mehr von Violet zu hören bekommen!

Punkte: 6,5/10

Anspieltipp: Blame It On The Night, Cover Model

Tracklist

01.The Looks Of A Winner
02. Blame It On The Night
03. Sophie
04. Do Ya Do Ya (Wanna Please Me)
05. Francine
06. Burning May
07. Only Love
08. Cover Model
09. Run Away

Lineup

Jamie Beckham - Vocals
Manuel Heller - Guitars, Vocals
Eric Hart - Bass
Filip Kuzanski - Keyboards
Maurice Probst - Drums
Frank Dapper - Drums

Informationen