Mother Of Graves - Where The Shadows Adorn
Band: Mother Of Graves (USA)
Genre: Melodic Death / Doom Metal
Label: Wise Blood Records
Album Titel: Where The Shadows Adorn
Spielzeit: 43:34
VÖ: 14.10.2022

Vor drei Jahren haben sich in Indianapolis fünf Herren
zusammengefunden, um gemeinsam dem tristen, melancholischen Metal zu
frönen. Drei Jahre, zwei Singles und eine EP später dürfen wir nun
gespannt den ersten Langspieler "Where The Shadows Adorn" erwarten.
Im Beipackzettel werden direkt Vergleiche zu Größen wie Katatonia
oder Paradise Lost gezogen, was die Erwartungshaltung deutlich nach
oben schraubt.
Beipackzettel hin oder her, mein erster
Gedanke - soviel sei gesagt - galt beim ersten Hören nicht unbedingt
den oben genannten Bands. Vielmehr klingen Mother Of Graves wie eine
Huldigung an (aber definitiv kein billiger Abklatsch) Insomnium. Die
fünf Amerikaner glänzen von der ersten Sekunde an mit schleppenden,
kraftvollen Rhythmen, die von wunderschönen Melodien umspielt
werden. So lädt bereits der Opener zum Träumen ein, um mit "Rain"
dann den ersten Gänsehautmoment einzuleiten.
Wer allerdings
nur 08/15-Gefühlsgedudel erwartet, dürfte ziemlich schnell zu der
Einsicht gelangen, dass Mother Of Graves auch vor proggigen
Experimenten nicht zurückschrecken. So wird man gegen Ende von
"Rain" durch einen seltsam anmutenden Taktwechsel aus den Träumen
gerissen, um sich dann voll und ganz dem darauffolgenden "Tears Like
Wine" widmen zu können. Dieser Track beginnt mit überraschend dünnem
Sound, irgendwie seltsamen Taktwechseln, die vom brachialen Einsatz
des Gesangs wieder zurück in die Spur gebrüllt werden. Plötzlich
bricht dann wieder eine herzerwärmende Melodie herein, die gleich
wieder von proggigen Takt- und Tonartwechseln zunichte gemacht wird.
Dies klingt beim ersten Hören wirklich extrem seltsam und
befremdlich. Lässt man sich auf dieses Spektakel jedoch ein, so wird
dann doch klar, dass der Track in sich absolut stimmig ist. Führt
man sich dann noch vor Augen, dass hier der im Titel beschriebene
Wein eventuell vertont wurde (mal herb trocken, mal lieblich süß)
wird "Tears Like Wine" schnell zum absoluten Highlight des Albums.
Einen schwachen Song gibt es auf "Of Graves And Solitude"
eigentlich nicht. Zwar wird das Niveau des ersten Albumdrittels
nicht überboten, doch grooved sich das Quintett völlig natürlich auf
einem durchweg hohen Niveau ein und hält dies bis zum Ende. Egal, ob
es stampfend vorwärts geht ("The Emptiness Of Eyes"), ob sich
hoffnungslos durch Dreck geschleppt wird (vor allem zu Beginn von
"The Crown"), oder ob im vielschichtigen "The Caliginous Voice"
nochmal alles rausgehauen wird, was die Truppe auf dem Kasten hat;
Mother Of Graves bringen ihre Musik stets authentisch rüber.
Der Sound ist insgesamt in Ordnung, jedoch fügt sich der Gesang
leider nicht immer so richtig ins Gesamtgefüge ein. Während die
Musik absolut vielschichtig ist und auch hier und da ("Of Solitude
And Stone", als bestes Beispiel) auch mal Wärme ausstrahlt, wirken
die Vocals durchweg kalt und harsch, was definitiv nicht an der
tiefen Stimme von Brandon Howe liegt.
Fazit:
Betrachtet
man nun das Album insgesamt, findet man zwar nur unfassbar starke
Songs, jedoch wird nicht wirklich ein roter Faden ersichtlich.
Vielmehr schleicht sich das Gefühl ein, dass Mother Of Graves noch
nicht zu 100 Prozent ihren Stil gefunden haben und sich einander von
verschiedenen Richtungen her annähern. Wenn das Quintett allerdings
diesen Weg weiter geht und sich irgendwo in der Mitte trifft, kann
ich es kaum erwarten, mehr davon zu hören. Mit diesem bockstarken
Debüt haben sie sich auf jeden Fall ein fettes Fundament geschaffen,
auf dem man ohne Bedenken weiter aufbauen kann!
Punkte: 7/10
Anspieltipp: Rain, Tears Like Wine, The Caliginous Voice
01. Where The Shadows Adorn
02. Rain
03. Tears Like Wine
04. The Emptiness Of Eyes
05. Of Solitude And Stone
06. The
Crown
07. Ghost In The Twilight
08. The Caliginous Voice
Brandon Howe - Vocals, Keyboards
Chris Morrison - Guitars
Ben Sandman - Guitars
Corey Clark - Bass
Don Curtis - Drums
- Download Review in deutsch
Autor: Sepp