From The Vastland - Taurvi

Band: From the Vastland (N)
Genre: Black Metal
Label: Crawling Chaos Records
Album Titel: Taurvi
Spielzeit: 51:32
VÖ: 07.10.2022

From The Vastland - Taurvi

Ein Comedian-Duo des Norddeutschen Rundfunks hat um die Jahrtausendwende ein Zitat geprägt, was ich bis heute nicht vergessen konnte. Es passt sehr selten, aber hier möchte ich es doch mal anbringen: "Der Zauber der Neuheit ist längst bei uns verschwunden".

Dieser Satz, den man vielleicht zwei Mal lesen muss, um ihn in seiner Gänze zu begreifen, beschreibt für mich sehr gut, was sich bei From the Vastland abspielt. Gegründet anno 2010 in Teheran, einem Land, was ich mit Metal sonst überhaupt nicht verbinde (und allein schon deswegen einen Aha-Effekt auslöst), zog Mastermind Sina Winter im Jahr 2013 nach Norwegen. Dort hat er sich eine versierte Unterstützung zusammengetrommelt und sein Ein-Mann-Projekt zu einer Band geformt. Mir bekannt wurde die Band mit dem 2014er Werk "Temple of Daevas", und warum ich dieses merkwürdige Zitat angebracht habe, ist der Tatsache geschuldet, dass ich mir während des Schreibens dieses Album nochmal angehört habe und zwischendrin dachte, ich höre das aktuelle Album. Und das ist das große Problem mit From the Vastland.

Rein auf die Musik fokussiert, gibt es klassischen Black Metal der traditionellen Schule, der wenig bis gar nicht auf Innovationen setzt und - bedingt durch die norwegischen Wurzeln der weiteren Bandmitglieder - dem Norwegian Black Metal die Ehre erweist. Was bei den vielen Durchläufen auffällig geworden ist, ist die "dünne" Gitarre, die als Trademark der Band bezeichnet werden kann, da sie beim Gegenhören älterer Alben durchgängig präsent war. Das kann man schon machen, hinterlässt aber den Gedanken an ein unfertiges Produkt. Wenig Unterstützung kommt dabei auch vom Bass, der mit erdigen, fetten Tönen dieses Manko abmildern oder ausmerzen könnte. Ganz allgemein muss man die Basslinien mit der akustischen Lupe suchen, und auch die Drums sind mir zu variantenarm ausgefallen.

Der letzte große Kritikpunkt widmet sich den nicht vorhandenen Soli. Muss ein Song unbedingt ein Gitarrensolo beinhalten? Nun, nicht zwangsweise, aber die Struktur eines Liedes wird durch ein derartiges Stilmittel aufgelockert und gern auch als Steigerung zum zu erwartenden Höhepunkt eingesetzt. Da dieses Element auf "Taurvi" aber fehlt, neigen die Songs trotz Spielzeiten um die sechs bis sieben Minuten dazu, endlos zu erscheinen, der fehlende Spannungsaufbau tut sein Übriges. Oder sie ähneln sich so sehr, dass sie schwer auseinanderzuhalten sind. Von dieser Regel gibt es nur ganz wenige Ausnahmen ("Emerging Calamity", "Towards the burning Horizon").

Der Gesang ist typisch Black Metal. Rau, keifig und schwer verständlich, wobei sich aber auch immer wieder Textpassagen gut verstehen lassen. Die Lyrics handeln von den Machenschaften und Kämpfen des Guten und Bösen der persischen Mythologie, was an sich recht cool ist, weil es sonst nie thematisiert wird. Auf der anderen Seite gibt es den Kampf Gut gegen Böse aber in so ziemlich jedem Metalgenre, sodass der Zauber der Neuheit sofort wieder verschwindet. Aber gerade im Hinblick auf dieses lyrische Thema hätte ich mir mehr Varianz in der Vortragsweise gewünscht. Narrative, die Songs einleiten (am ehesten zu finden in "Hamistagan"), oder abwechselnder Klar- und Keifgesang, um die Machenschaften der involvierten Parteien stärker zum Vorschein zu bringen, wären nur zwei einfache Ideen, die Wunder bewirkt hätten. So bleibt es recht monoton.

Jetzt aber mal was Gutes. Freunde des Norwegian Black Metals werden mit From the Vastlands Diskografie und dem neuesten Streich "Taurvi" auf ihre Kosten kommen. Die Kombination mit nahöstlichen Themen und Klängen (aber ohne orientalische Instrumente) macht das Hörerlebnis trotz des durchschimmernden Democharakters wertvoll und erweitert den musikalischen Horizont. Die Songs sind durchzogen von einigen Tempowechseln, wobei echte Blastbeats aber nicht immer voll ausgespielt werden (Ausnahme: "Taurvi, the Archdemon"). Es bleiben einem also die Nackenschmerzen erspart, die sonst durch massives Mitbangen jedes einzelnen Tons drohen würden.

Die Produktion hat bereits ihr Fett wegbekommen, die Scheibe klingt dünn, hätte insgesamt mehr Bumms vertragen können, kann aber trotzdem... naja, nicht überzeugen, aber zumindest zufriedenstellen.

Fazit:
Inwiefern das siebte Album über die persischen Götter und Dämonen noch Leute abholt, ist zwar fragwürdig, aber die neue Scheibe reiht sich nahtlos an die Vorgänger an. Eine Weiterentwicklung ist erstmal nicht zu erkennen und auch die Dünnhäutigkeit im Klang trübt die Freude schon, aber deswegen gleich von einem Totalausfall zu sprechen, wäre übertrieben. Für dieses Mal war das zu wenig, mehr Glück beim nächsten Mal.

Punkte: 6/10

Anspieltipp: Taurvi, the Archdemon, Towards the burning Horizon

Tracklist

01. Mar-Tiya-Khvara
02. The Crowned Of Oshidarn
03. They Come In Swarm
04. Emerging Calamity
05. Hamistagan
06. Taurvi, The Archdemon
07. Towards The Burning Horizon
08. Spanjaroush (Bonus Track)

Lineup

Sina Winter - Vocals, Guitars
Tjalve - Bass
Spektre - Drums

Informationen