Ghost Bath - Self Loather
Band: Ghost Bath (USA)
Genre: Black Metal
Label: Northern Silence
Productions
Album Titel: Self Loather
Spielzeit: 45:48
VÖ:
29.10.2021
Dass es sich bei Ghost Bath weitaus weniger um ein Nischenprodukt
handelt, wie es das Genre, dem sich Dennis Mikula und seine Truppe
verschrieben haben, vermuten lässt, dürfte spätestens beim Blick auf
die Liste der Gastmusiker klar werden, wo man sogar unter anderem
von Thy Art is Murder zu lesen bekommt. Und da das Quintett nun
schon seit fast einem Jahrzent depressiven Black Metal zum Besten
gibt, sind die Erwartungen an deren vierte Full-length-Scheibe "Self
Loather" dementsprechend weit oben angesiedelt.
Es hat keiner
gesagt, dass dieses Album schön wird - das zeigen Ghost Bath schon
in den ersten Takten des Openers "Convince Me to Bleed", der in den
ersten Takten ein angenehmer Mid-Tempo-Stampf zu sein scheint, über
den die Lead-Klampfe eine schöne Melodie trällert. Dieser Schein
wird nämlich schon nach wenigen Sekunden von treibenden Blastbeats
in Kombination mit ekligen Dissonanzen und verzweifelt aggressivem
Gekeife zunichte gemacht.
Genau in dieser Richtung geht es
auch weiter. Ghost Bath gönnen keine Verschnaufpause. Beispielsweise
in "Hide from the Sun" oder "A Crystal Lattice" wechseln sich stetig
Melodien, die zunächst eingängig klingen, sich jedoch kurz darauf
wieder in gnadenlosem Geprügel verlieren, nur um über einen
plötzlich über den Song einbrechenden Taktwechsel in einen
tänzerischen Rhythmus überzuleiten.
Die Scheibe ist absolut
aufwühlend, man weiß zu keiner Sekunde, was der nächste Takt bringen
wird. Und selbst wenn man es zu erahnen glaubt, brechen Ghost Bath
wieder jeden Stil, nur um den Song wieder auf eine komplett andere
Gefühlsebene zu schleudern.
Der einzige Moment, der dem Hörer
die Zeit gibt, herunterzukommen und die ganzen Emotionen, die zuvor
aufgewühlt wurden, wieder zu sortieren, ist der Instrumentaltrack "I
hope death finds me well", der schon fast etwas auf die Tränendrüse
drückt, ohne dabei zu tief in den Schmalztopf zu fassen.
Nach
diesem kurzen Exkurs wird dann allerdings wieder in "For it is a
Veil" gnadenlos weiter geprügelt. Zwar etwas sortierter und ein
bisschen weniger konfus als in den Tracks zuvor, dafür jedoch umso
aggressiver. Diabolische Akkordwechsel, undurchsichtige Tremolos und
teilweise orientalische Klänge verleihen dem Track den Eindruck, als
hätte sich die über das gesamte Album hinweg angestaute Verzweiflung
nun in Wut umgewandelt. Dennoch bleiben im Mittelteil die
herzzerreißenden Schreie präsent. Dieser Song ist definitiv das
emotionale Highlight von "Self Loather". A propos herzzerreißende
Schreie: wenn Sänger Mikula etwas kann, ist es authentisch zu
schreien. Vor allem gegen Ende von "Unbearable" klingen die Schreie
so schmerzerfüllt, dass man sich ernsthaft fragt, ob diese Aufnahmen
überhaupt bei kompletter physischer bzw. psychischer Gesundheit
stattgefunden haben.
Durch die zahlreichen Facetten, die
Ghost Bath versuchen, dem Hörer in kürzester Zeit um die Ohren zu
schmettern, entsteht zwar eine gewisse Unruhe, die die Musik bis zu
einem gewissen Punkt hin auch umsetzen soll, allerdings klingen
viele Takt-, Tonart- und letztendlich auch Gefühlswechsel zu
erzwungen und machen das Hörerlebnis alles in allem eher holprig als
rund.
Auch der Sound ist leider nicht immer ganz passend. Im
Mix, wie auch vom Arrangement und Composing her gedacht, versuchen
die Gitarren, möglichst verwaschen zu klingen, allerdings ist der
Sound der Gitarren an sich stellenweise viel zu glattgebügelt.
Zudem wird durch den mehr oder weniger gezielten Einsatz von
Dissonanzen versucht, eine kalte Atmosphäre zu kreieren, die
möglichst trve ist, jedoch klingt "Self Loather" durchweg, wie wenn
das Stimmgerät seinen Weg nicht mit ins Studio gefunden hätte.
Fazit:
Ghost Bath versuchen, in einer Dreiviertelstunde alles
mögliche unter einen Hut zu bringen, das ihnen irgendwann im
Songwritingprozess durch den Kopf ging. Dies macht die Scheibe recht
holprig anzuhören, wenn auch unglaublich gute Passagen vorhanden
sind. Der ausgesprochen mittelmäßige Sound kann leider die
kompositorischen Schlaglöcher für ein rundes Hörerlebnis auch nicht
glattbügeln. "Self Loather" ist alles in allem in Ordnung, jedoch
definitiv nicht das Aushängeschild der Band.
Punkte: 6/10
Anspieltipp: Hide from the Sun, For it is a Veil, Unbearable
01. Convince Me To Bleed
02. Hide From The Sun
03. Shrines
Of Bone
04. Sanguine Mask
05. A Crystal Lattice
06. Sinew
And Vein
07. I Hope Death Finds Me well
08. For It Is A Veil
09. Unbearable
10. Flickering Wicks Of Black
Dennis Mikula - Vocals, Guitars, Piano, Synths
Tim Church -
Guitars
John Olivier - Guitars
Joshua Jaye - Bass
Jason
Hirt - Drums
Guest Musician:
CJ McMahon - Vocals "Hide
from the Sun"
Graf - Vocals "Sinew and Vein"
Yasmyn Bonifacio
- Vocals "Hide from the Sun", "For it is a Veil"
John Ryan -
Violin, Cello "Sanguine Mask"
Chewie - Piano "A
Crystal Lattice", "I hope death finds me well", "Unbearable"
- Download Review in deutsch
Autor: Sepp