Noltem - Illusions In The Wake
Band: Noltem (USA)
Genre: Atmospheric Black Metal
Label:
Transcending Obscurity Records
Album Titel: Illusions In The Wake
Spielzeit: 40:51
VÖ: 15.10.2021
Da ich nicht so bewandert bin, was amerikanischen Black Metal
angeht, dachte ich beim ersten Reinhören in die neue Scheibe
"Illusions In The Wake" des Trios Noltem, dass ich es hier mit einer
etablierten Band zu tun habe, von der ich nur bisher leider noch
nichts gehört hatte. Dass es sich bei dem Album allerdings um das
Debüt der Truppe handelt, hat mich dann aber doch sehr überrascht.
Zwar existiert die Formation schon seit 2003 (zunächst als
Soloprojekt von Max Johnson, seit 2018 dann als Trio), jedoch wurden
seither lediglich eine Demo und eine EP veröffentlicht.
Schon
beim Intro zum Opener "Figment" kristallisiert sich langsam ein
Thema heraus, das von zerklüfteten Rhythmen dominiert wird, welches
sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht. Während
dieser Ryhthmus zunächst noch von einer virtuosen Lead-Gitarre
umspielt wird, baut sich der Song schnell zu einem
Mid-Tempo-Schunkler auf, der (verstärkt durch das omnipräsente
Meeresrauschen) das Bild einer kargen Klippe im Sturm vor dem
inneren Auge kreiert.
Was zunächst noch ein eher ruhiges
Album zum Entspannen zu sein scheint, stellt sich beim Titletrack
"Illusions In The Wake" jedoch als aufwühlender dar, als zunächst
erwartet. Spätestens im Mittelteil, in dem Trommler und Sänger John
Kerr die Blastbeats auspackt, muss man sich dann doch anstrengen, um
den Kopf stillzuhalten, auch wenn die Rhythmik so konfus ist, dass
jeder Versuch, zumindest mit dem Fuß den Takt mitzuwippen, unmöglich
scheint.
Ganz andere Klänge werden dann in "Beneath The
Dreaming Blue" aufgefahren, wo auf schon fast psycheldelische Art
und Weise mit den Kontrasten von dissonanten Clean-Gitarren und
mächtigen Distortion-Melodien gespielt wird.
Die Arrangements
sind allgemein von vorne bis hinten durchdacht und machen absolut
Sinn. Jede Note wirkt, als wäre sie mit Bedacht genau an die Stelle
gesetzt worden, wo sie stehen muss. Die vielfältigen Sounds und
verschiedensten vermittelten Gefühle erschaffen eine ganz eigene
Atmosphäre, die in diesem Umfang nur selten über ein ganzes Album
hinweg aufrechterhalten werden kann. Noltem schaffen dies allerdings
mit Leichtigkeit.
Selbst der Einsatz von Keyboards ist gekonnt
spärlich gehalten. Lediglich im vorletzten Track "Ruse" wirkt es an
mancher Stelle dezent überladen. Das ist allerdings schon Jammern
auf allerhöchstem Niveau und spätestens beim von Gitarren- und auch
Keyboardsoli dominierten instrumentalen Rausschmeißer "On Shores Of
Glass" schon wieder vergessen und verziehen.
Fazit:
Noltem
erschaffen mit dieser Scheibe ein Werk, das Seinesgleichen sucht.
Von vorne bis hinten durchdacht, fesselnd, mitreißend und komplett
authentisch. Da einige Themen über das gesamte Album hinweg immer
wieder auftreten (was nicht an mangelnden Ideen, sondern an
ausgeklügelten Arrangements liegt), ist es unmöglich, sich hier auf
einen oder mehrere Anspieltipps festzulegen. Vielmehr ist "Illusions
In The Wake" als Gesamtkunstwerk zu betrachten. Eine absolute
Empfehlung für jeden, der auf komplexe Musik steht, auch abseits des
(Black) Metal Kosmos!
Punkte: 9,5/10
Anspieltipp:
alles
01. Figment
02. Illusions In The Wake
03. Beneath The
Dreaming Blue
04. Submerged
05. Ruse
06. On Shores Of Glass
John Kerr - Vocals, Guitars, Keyboards, Drums
Max Johnson -
Guitars, Keyboards
Shalin Shah - Bass
- Download Review in deutsch
Autor: Sepp