Aussichtslos - Einsicht

Band: Aussichtslos (A)
Genre: Black Metal
Label: Purity Through Fire
Album Titel: Einsicht
Spielzeit: 36:10
VÖ: 30.09.2021

Aussichtslos - Einsicht

Black Metal aus Österreich scheint ja in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung zu gewinnen. Und so meldet sich das Trio Aussichtslos bereits das zweite Mal dieses Jahr mit einem Full-length Album aus den Schatten der Berge Österreichs. Die Band als Newcomer zu bezeichnen wäre falsch, da diese bereits seit 2014 existiert. Jedoch hat man sich mit der Veröffentlichung des Debüts "Völlig Aussichtslos" Zeit gelassen bis Anfang diesen Jahres. Umso erfreulicher ist es, jetzt schon die zweite Scheibe in den Startlöchern zu sehen.

Auf ein Intro wird völlig verzichtet. Allerdings fehlt es auch überhaupt nicht. Im Gegenteil, fesselt "Einsicht" doch von der ersten Sekunde an mit zwar einfachen, jedoch mitreißenden Melodien, nicht zu komplexen Songstrukturen und emotionalen Texten.
Während der Opener "Flächenbrand" eher im mittleren Tempo angesiedelt ist, folgt direkt darauf dann der eher treibende Titel "Sklaven", der tänzerisch anmutende Melodien, die ebenso auch im nordischen Black Metal heimisch sein könnten, mit einem stampfenden Rhythmus untermauert. Ein Schelm, wer dabei den Nacken stillhalten kann!

Alles in allem wäre an dieser Stelle musikalisch auch schon alles gesagt, denn mehr ist es nicht. Ein paar schöne Melodien, ein bisschen Blastbeat-Geprügel, klassische Riffs - ein außerordentlich durchschnittliches Album, könnte man meinen. Allerdings ist da noch mehr, was nicht unbedingt beim ersten Hören rüberkommt. Alleine Norsks Stimme, die zunächst gewöhnungsbedürftig scheint, bringt bei genauerem Hinhören die unfassbar persönlichen und emotionalen Lyrics so authentisch zum Ausdruck und vermittelt so gefühlsstark die Stimmung, die der Song braucht, wie man es nur selten von einem Sänger hört.

Das Songwriting ist so simpel und durchsichtig gehalten, dass es zunächst fast schon billig klingt - aber das ist es absolut nicht. Musik muss nicht unnötig verkompliziert werden, um ein Gefühl zu vermitteln oder eine Atmosphäre aufzubauen. Gleichzeitig sind die Melodien (bspw. "Sklaven" oder "Erinnerung") so eingängig, dass ich mich schon nach dem zweiten Hören dabei erwischt habe, diese tagsüber vor mich hin zu pfeifen. Ob das noch trve ist, sei mal dahingestellt - auf jeden Fall ist es geil!

Die Produktion ist ebenfalls an ihrer Mittelmäßigkeit nicht zu übertreffen. Der Sound ist klar, jedoch insgesamt etwas dumpf, es gibt keine unnötigen Samples, es gibt einfach nur zwei Gitarrenspuren, die sich gemeinsam mit dem grundsoliden Bass und dem Schlagzeug zu einem authentischen Massiv verbinden, über dem das Gekreische ebenso klar verständlich und ohne übermäßigen Reverb oder sonstige Effekte thront. Eine fettere Produktion würde die Musik wahrscheinlich zermatschen, aber dennoch hat der Sound Hand und Fuß und die Scheibe klingt nicht, als wäre sie mit einem Toaster in der hintersten Ecke des Kellers aufgenommen worden.

Und wenn dann mit "Kerker" das Album so abrupt aufhört, wie es angefangen hat, kann man es kaum glauben, dass die halbe Stunde schon vorbei ist. Ebenso scheint es unmöglich, sich hier auf zwei oder drei Highlight-Songs festzulegen, da sich die Scheibe auf durchweg hohem Niveau bewegt und alles einfach auf den Punkt bringt, was es vermitteln soll. Nicht mehr und nicht weniger: kein Intro, kein Outro, kein Zwischenspiel - einfach nur das Nötigste. Aber das mit Nachdruck!

Fazit:
Aussichtslos liefern einfach nur eine gute halbe Stunde emotionalsten Black Metal ohne jeglichen Schnickschnack. Zwei Gitarrenspuren, ein Bass, ein Schlagzeug und vor Verzweiflung kreischender Gesang. Kann man sagen, dass Aussichtslos das Mittelmaß auf ein neues Level angehoben haben? Wie auch immer, diese Scheibe ist definitiv eine Empfehlung für jeden eingefleischten Schwarzmetaller, sowie auch für jeden, der mal in dieses doch recht eigensinnige Genre reinschnuppern möchte. Leichte Kost mit schwermütigem Kern!

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. Flächenbrand
02. Sklaven
03. Ertränken
04. Fels
05. Spiegel
06. Erinnerung
07. Maske
08. Kerker

Lineup

Norsk - Vocals, Guitars
Garst - Guitars, Bass
Rest - Drums

Informationen