Praise The Plague - The Obsidian Gate

Band: Praise The Plague (D)
Genre: Blackened Doom / Black Metal
Label: Lifeforce Records
Album Titel: The Obsidian Gate
Spielzeit: 43:54
VÖ: 30.07.2021

Praise The Plague - The Obsidian Gate

Praise The Plague ist ein Berliner Quintett, das seit gerade mal vier Jahren im doomig angehauchten, schwarzmetallischen Schatten sein Unwesen treibt. Drei Jahre nach dem Debüt wird nun die zweite Scheibe und gleichzeitig das Labeldebüt bei Lifeforce rausgehauen.

Das Artwork verspricht bereits auf den ersten Blick eine Atmosphäre, die düsterer kaum sein könnte. Und genau so geht es los. Bevor der Opener "The Descent" richtig startet, muss man sich (im positiven Sinn) erst mal durch ein schweres, schleppendes Intro quälen, das nur hin und wieder von harmonischen musikalischen Lichtblicken unterbrochen wird. Kurz darauf geht es dann los mit ekelhaft schleppenden Rhythmen, mächtigen verzerrten Gitarrensounds, zermürbenden Schreien und jeder Menge sich ins Gehirn fräsenden Dissonanzen. "The Descent" macht seinem Namen alle Ehre, da er den Hörer emotional auf eine Reise ganz nach unten führt, um nicht zu sagen, in die Untiefen der menschlichen Abgründe stößt.

Unten angekommen, geht es genau so weiter. Schleppende, jedoch aufwühlende Rhythmen werden hin und wieder durchbrochen von kleinsten Hoffnungsschimmern in Form von Dur-Klängen, die sich ab und an vorsichtig einschleichen, jedoch bevor sie richtig aufkeimen können, sofort von der dunklen Soundmasse gnadenlos zugrunde geprügelt werden. "The Obsidian Gate" ist dann der musikalische Höhepunkt, oder besser gesagt der emotionale Tiefpunkt, der kaum noch als Musik wahrgenommen werden kann. Hier werden nur noch Dissonanzen und atmosphärische Geräusche aneinandergereiht, sodass jegliche Hoffnung verloren scheint und man nur noch will, dass es aufhört. Man fühlt nicht einmal mehr die Trauer, die in den vorhergehenden Tracks noch hin und wieder zum Ausdruck kam, sondern nur noch Leere und Schmerz.

Bei dem Track "Beyond" kann man dann endlich wieder ein wenig aufatmen. Die cleanen Gitarren am Anfang scheinen zwar wie ein Ausgang aus dem Matsch aus Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Selbstzerstörungswahn, jedoch wird die Tür kurz darauf von diabolischem Gesang und prügelnden Blastbeats wieder zugeschlagen, nur um dann im langsamen Mittelteil bis zum stressigen Ende hin noch zermürbender aufs Gemüt zu drücken.

Erst "The Ascent" bringt gegen Ende hin die ersehnte Erlösung und zieht den Hörer dann auf magische Art und Weise aus dem tiefen Loch der Depression. Und genau da sind wir bei dem Thema, welches das Album für mich so außergewöhnlich macht. Im Promo-Sheet wird die Musik als Ausgleich für die Musiker beschrieben, als Ventil für alles, was im Leben Scheiße läuft. Und so wird auf "The Obsidian Gate" musikalisch eine Depression dargestellt. Damit meine ich keineswegs diese Art Musik, die irgendwie auf einer 08/15-DSBM-Schiene fährt und diese krude Faszination vom Tod verkörpert, sondern Musik, die dieses stechende Gefühl der Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck bringt, wenn man meint, der Körper zerstört sich von innen heraus und sich jede Körperzelle gegen das Leben zu wehren scheint. Jeder, der schon einmal eine solche Episode erleben musste, wird genau fühlen, was die fünf Berliner hier musikalisch auf höchstem Niveau umgesetzt haben. Und allen, die sich in dieser Situation befinden, soll gesagt sein: "The Ascent" ist zwar ein schwerer, schleppender Weg, aber am Ende kommt man oben zwar erschöpft, aber gestärkt an!

Fazit:
"The Obsidian Gate" sticht auf gemeine Weise mitten ins Herz. Praise The Plague stellen hier die Musik gewordene Depression dar. Es ist absolut unmöglich, dieses Album in einer so kurzen Review so zu beschreiben, dass es der eigentlichen Qualität und dem vermittelten Gefühl auch nur annähernd gerecht wird. Es ist keine leichte Kost, die man mal eben so nebenbei hört. Es ist absolut keine Musik, die man auf einer Party hören will. Aber wenn man sich darauf einlassen kann und sich dem vermittelten Gefühl hingibt, hält man mit diesem Album ein absolutes Meisterwerk in den Händen!

Punkte 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. The Descent
02. Blackening Swarm II
03. Great Collapse
04. The Obsidian Gate
05. Beyond
06. The Ascent

Lineup

Robert Carmosin - Vocals
Marcel Martin - Guitars
Chris - Guitars
Benjamin Linz - Bass
Sascha Bühl - Drums

Informationen