Superlynx - Electric Temple

Band: Superlynx (N)
Genre: Doom / Psychedelic Rock
Label: Dark Essence Records
Album: Electric Temple
Spielzeit: 43:27
VÖ: 16.04.2021

Superlynx - Electric Temple

"In Musik finden wir so viel von dem, was Leute in Tempeln, Religionen und anderen spirituellen Spielarten suchen", so heißt es sinngemäß im Beipackzettel von Superlynx kommendem Album mit dem treffenden Titel "Electric Temple". Es ist bereits das dritte Album des norwegischen Trios und so viel darf schon vorweggenommen werden: Es klingt tatsächlich spirituell.

Allein der Gesang bringt so viel einer gleichermaßen düsteren und mystisch-verheißenden Atmosphäre rüber, dass ich bereits seit dem Intro "Rising Flame" ganz gebannt war. Besonders hervorzuheben ist das gelungene Zusammenspiel zwischen Front- und Backgroundgesang.
Atmosphäre ist auch das Stichwort. Die gesamte gemächlich aufbauende Komposition, die Arrangements der Instrumente und des Gesangs, all dies fügt sich fugenlos zu einem großen Ganzen. Schon allein die Details, wie das Nutzen einer Streichholzschachtel als Rhythmusinstrument am Anfang eines Titels wie "Rising Flame" sind deutlich mehr als nur ein Augenzwinkern. Gerne darf es auch flotter und aggressiver zugehen, wie zum Beispiel im Finale des Titeltracks "Electric Temple", aber diese Passagen kommen nie aus dem Nichts, sondern stehen immer einem umsichtigen Aufbau hinten an.

Großen Anteil an diesen positiven Aspekten haben maßgeblich die Drums. Sie schaffen es gekonnt, die richtigen Akzente zu setzen. Ob eine zaghafte Mischung aus Bassdrum und Hi-Hat, einem fulminanten Trommelfeuer (Haha!) oder kleinen verspielten Springern über die Becken, die sich vornehm im Hintergrund halten. Die Gitarren und der Bass geben die nötige Fülle. Vor allem erreichen sie dies durch einen ausgewogenen Klang und gut gesetzte Effekte, wie etwa ein Vibrato. Von Song zu Song wird hierbei mit lang gehaltenen Tönen oder schnellen Melodien gearbeitet. Letztere werden stellenweise aber mit Wah-wahs verwaschen oder derart bündig eingebaut, dass sie sich nie in den Vordergrund drängen sondern vielmehr stets die Atmosphäre nochmals unterstreichen und dem Gesang eine breitere Bühne bieten.

Auch ein netter Akzent ist eine unüblichere Tonleiter, wie sie im Intro von "Sonic Sacrament" vorkommt. Weitere Aspekte, die das Album besonders machen: In "Then You Move" und "Siren Sing" darf der sonstige Backgroundsänger die Hauptrolle spielen. "Siren Sing" ist darüber hinaus eine stilistisch gänzlich herausstechende Nummer, die stark auf dem Piano aufbaut und beinahe ins Jazzige abdriftet. Dabei schwankt sie immer zwischen Sentimentalität, Melancholie und Pessimismus. "May" ist ein würdiger Abschluss, in dem nochmals alle Stärken der Norweger zum Tragen kommen. Verschiedene Tempi, Nuancen in der Atmosphäre und Gesänge werden hier gekonnt verbunden.

Einen einzigen Abstrich muss ich machen und das liegt daran, dass man den Geschmack und die Offenheit für diese Atmosphäre haben muss. Denn ansonsten hören sich die Songs irgendwann tot und können langweilen. Bei allen innovativen und kreativen Ideen, sind fünf Minuten für manchen Song eben doch ziemlich lang und die Musik repetitiv.

Fazit:
Es ist ein in sich selbst absolut stimmiges Werk und handwerklich hervorragend umgesetzt. Ich kann diesem Album extrem viel abgewinnen und hatte echte Freude am Hören. Die Abnutzung dieser Musik erfordert von ungeübten Hörern vielleicht ein Probehören vor dem Kauf. Für Connaisseure stellt dieser Aspekt aber eher einen Mehrwert dar. Man kann sich in "Electric Temple" hineinfallen lassen und verlieren.

Punkte: 9,5/10

Anspieltipp: Electric Temple, Then You Move, May

Tracklist

01. Rising Flame
02. Electric Temple
03. Apocalypse
04. Moonbather
05. Sonic Sacrament
06. Returning Light
07. Laws Of Nature
08. Then You Move
09. Siren Sing
10. May

Lineup

Pia Isaksen - Vocals, Bass
Daniel Bakken - Guitars
Ole Teigen - Drums, Keys, Vocals, Piano

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