Stortregn - Impermanence

Band: Stortregn (CH)
Genre: Melodic Black / Death Metal
Label: The Artisan Era
Album Titel: Impermanence
Spielzeit: 44:28
VÖ: 12.03.2021

Stortregn - Impermance

Technical Death, 90's Swedish Black Metal, Old School Heavy Metal und Jazz - eine ganze Reihe musikalischer Darbietungen, die man nicht gerade in erster Linie in Zusammenhang bringt. Genau auf diese Elemente aber besinnen sich Stortregn und verkünden die Verschmelzung auf ihrem neuesten Werk "Impermanence" als vollzogen. Die Schweizer sparen tatsächlich nicht an ausladender Vielfalt und präsentieren auf ihrer fünften Scheibe einen allemal ausladend bunten Mix.

Melodische Exzesse umschleichen die extremen Parts und verführen die vorgepolten Sinne. Immer wieder tauchen dazu (Tech)-Death Elemente auf, erheben sich sehr konsequent, wirken mitunter jedoch zu methodisch und streckenweise eintönig. Wenn die Stimmung in das schwärzere Genre wechselt, kann man dem durchaus auch etwas abgewinnen. Selbst in Kollaboration.
Sehr schräg sind die Parts, in welchen sich klassische Heavy Metal-Gitarren mit technisierter Dumpfheit und schlagend-rasender Kälte mischen. Ich kannte Stortregn zuvor nicht und hatte keine Vorstellung davon, über so etwas zu stolpern. Saitenton-Battles, die sich mal im Background und dann doch gefangen in der Überpräsenz immer wieder die Klinke in die Hand geben, lassen gern so etwas wie jazzige Spielleidenschaft erahnen und setzen der Komplexität die Krone auf. Flinke Finger sind da in jedem Fall unterwegs. Interessanterweise funktioniert diese irre Kombi aus Allem erstaunlich gut. Wie benennt man diese unheilige Allianz der Stile? Faktisch haben viele Parts was für sich, während andere so vor sich hindämmern, hörbar, aber nicht herausragend sind. Faktisch ist es ebenso diese irre Kombi, die dem Album Farbe gibt.

Während der geneigte Schwarzmetallhörer die Darbietung hasswütender und weltabgewandter Kakophonien aus seinem Musikgenre der Wahl gewohnt ist, packen Stortregn das Ganze von einer anderen Seite an. Die hin und wieder durchscheinenden disharmonischen Momente gründen sich auf eine weit entrückte Art und beschreiben eher einen positiv nuancierten Wahnsinn. Gleichzeitig aber bedienen sie immer wieder Frost, Dumpfheit und Virtuosität der Genres. Doch egal, was Stortregn mit "Impermanence" auch immer auf das Silbertablett bringen: Es zerschmettert garantiert in einem weiteren ausgekosteten Moment die letztlich nur imaginäre Linie. Das wirkt zu Beginn des Albums noch etwas holprig und immer wieder auch eintönig, wird aber im Laufe der Spielzeit stets besser. Einzigartig bleibt wohl das sichere Gefühl für das Verweben der musikalischen Welten. Für solch berauschende Kunst ist ein Lob angebracht. Leider wird die Freude durch die sich selbst abstumpfenden und im Einheitsbrei versiegenden Parts hier und da wieder abgestumpft.

Es bleiben also auch Negativpunkte, genauso bleibt jedoch auch ein verdammt "abgedrehter" Eindruck. Ein kleiner Meilenstein, der vielleicht nicht im großen Stile wegweisend sein sollte, aber alte Hörgewohnheiten gekonnt aufmischt und dieses für den Moment auch darf. Ein Exkurs hinaus aus dem zu Erwartendem und hinein in die Verquertheit gewagter Kreativität.

Fazit:
Das hier ist crazy, aber irgendwie auch charmant. Die technisierten Parts wirken im Vergleich zum Rest sehr wie Kalkül, stellenweise aufgeblasen. Doch dem stehen gut herübergebrachte schwarzmetallische Ansätze gegenüber und vermischen sich mit Virtuosität und Wahnsinn - regelmäßig mittels passionierter Gitarrenarbeit zum Ausdruck gebracht. Besonders durch die technisch-dumpfen Parts wirken einige der musikalischen Ansätze sehr modern. Gleichzeitig sind den Kompositionen auch reichlich traditionsreiche Spielweisen zu entnehmen. Leider sind die Death-Growls alleine mitunter heftig monoton, die schwarzsbeseelten Screams aber sind dann heilsam. Stortregn zelebrieren ihr Spiel mit gekonnter Lässigkeit und einer wirkungsvollen Attitüde. Und dann, plötzlich bringen die Herren noch episch melodische Elemente ins Spiel, kotzen das Ganze sogleich durch eine feine Black Metal-Attitüde wieder aus und machen mit ihrer weit darüber hinausgehenden, gar unverschämt frechen Unangepasstheit weiter. Wagen es dann, das Ganze auch noch sauber gespielt und fein inszeniert darzubieten. Ohne Fan von dieser musikalischen Weltenverschmelzung zu sein, kann man ruhig Fan von Stortregn und ihrer komplexen Scheibe sein. Neben ein paar Längen bietet diese nämlich ein ungeahntes Spektrum außergewöhnlich umgesetzter Verschmelzung.

Punkte: 7,5/10

Anspieltipp: Moon, Sun, Stars, Grand Nexion Abyss

Tracklist

01. Ghosts Of The Past
02. Moon, Sun, Stars
03. Cosmos Eater
04. Impermanence
05. Grand Nexion Abyss
06. Multilayered Chaos
07. Timeless Splendor
08. Nénie

Lineup

Romain Negro - Vocals
Duran Bathija - Guitars
Manuel Barrios - Bass
Samuel Jakubec - Drums

Guest Musician:
André Merlin - additional solo on Cosmos Eater
Alessia Mercado - additional vocals on Ghosts Of The Past

Informationen