Wolves Of Perdition - Ferocious Blasphemic Warfare

Band: Wolves of Perdition (FIN)
Genre: Black Metal
Label: Folter Records
Album Titel: Ferocious Blasphemic Warfare
Spielzeit: 53:41
VÖ: 26.02.2021

Wolves Of Perdition - Ferocious Blasphemic Warfare

Hastig schalte ich den Fernseher an. Verdammt, was ist hier los? Mein Herz schlägt wie verrückt. Wer sind diese Leute und was reden die da? Virus? Verbreitung? Lebendig oder tot? Und wieso sagt der eine immer wieder, dass er es nicht weiß? Was ist hier los?? FUCK!

So ungefähr könnte man das Intro der Debütplatte transkribieren, welche Wolves of Perdition uns über Folter Records hinwerfen. Und dieser Brocken von einem Album ist wahrlich ein Schwergewicht. "Ferocious Blasphemic Warfare" beschreibt mit drei Worten treffend alles, wofür die Musik der Wölfe steht.

Gnadenlos und unbarmherzig prasselt das Stahlgewitter auf den Hörer ein und wirft mit Wut und Hass nur so um sich. Dabei ist das nicht mal klischeehaft gemeint, sondern Teil des Konzeptes der Band, die sich auf ihrer Erstlingsscheibe gleich mal um alles kümmern wollen, was anderen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes heilig ist. Dabei machen die Finnen keinen Halt vor ihrem erklärten Feind: der Religion als Institution. Diese sind den vier Mannen wohl ein echter Dorn im Auge, denn es geht auf "Ferocious Blasphemic Warfare" richtig übel zur Sache. Aber man sollte die Jungs nicht gleich verteufeln, sondern sich auf ihre Botschaft einlassen, denn eine bloße, oberflächliche Blasphemie ist dem Quartett nicht genug. Oder besser gesagt, das ist nicht das, worauf sie hinauswollen. Es geht eher um das, was die Religionen propagieren, wer und was Angst auslöst und vor dem man als Mensch in die Arme der Religion flüchtet.

Von Anfang an zeigen Wolves of Perdition, dass sie ihr Handwerk mehr als gut verstehen und stellen ihre Virtuosität in jedem Stück zur Schau. Vor allem die sehr melodischen Gitarren sind für mich der heimliche Star auf der Scheibe, denn die eingängigen Melodien wirken frisch und neu, verspielt und haben trotzdem immer etwas finsteres an sich, was gepaart mit dem Schlagzeug eine berauschende Stimmung erzeugt. Der eigentlich Star für mich ist aber Khal'Uzi 666 am Drumset. Dieser Mann ist eine Maschine! Entweder hat er 4 Arme, oder in seinen Adern fließt Energydrink. Es ist Wahnsinn, wie sehr der Kollege abgeht und die Songs voranprescht. Er ist eine Urgewalt, die nicht gezähmt werden kann und in allen Tracks quasi das Herzstück der Musik ist. Der treibende Puls. Ich weiß, dass das Schlagzeug als Taktgeber das sowieso macht und machen sollte, aber das hier ist auf einer ganz anderen Ebene. Variantenreich, drückend, beklemmend und doch auch in der Lage, langsamere Takte anzuschlagen oder kleine Pausen zu machen; so variabel ist Khal'Uzi 666s Spiel.

Die Songs selber überdehnen kein bisschen auf dem Album, was sich an angenehmen Spiellängen meist um die 4-5 Minuten bemerkbar macht. Zugegeben, das ganze Geballer kann schon dazu führen, dass man mittendrin ein bisschen die Orientierung verliert, aber wer aufmerksam bleibt, bekommt unendlich viele Feinheiten serviert. Das Problem ist nur, dass man eben fast eine Stunde lang die Spannung hochhalten muss. Das könnte leichter gesagt sein, als getan.

Die Produktion ist glasklar und für mich als Liebhaber gut produzierten Black Metals eine Wonne. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Nur soviel: man kann urige, urtümliche Gefühle auch in dieser Form in der Musik ausdrücken, ohne das Produktionsniveau auf das gleiche urtümliche Level zu senken.

Abgeschlossen wird der schwarzmetallische Reigen mit einem "Gott ist tot"-Outro, bei dem der Hörer den Bogen zum Intro schlagen kann und versteht, dass die furchterweckenden Schrecken tatsächlich auf die Erde gekommen sind und nicht mal die geistlichen Führer dieser Welt eine Antwort darauf haben und die Menschen sich selbst überlassen sind. Die letzte Stunde schlägt, die letzten verzweifelten Schüsse fallen, Monster keuchen, dann hört man nur noch den Regen.

Fazit:
Wer bitterbösen, antireligiösen Black Metal mag, der dazu noch hochmelodisch ist, der muss hier einfach zugreifen. Das geht nicht anders. Es ist schon erschreckend, wie gut dieses Debütalbum gelungen ist. Das ist fast schon wie cheaten.

Punkte: 9,5/10

Anspieltipp: The Rising Storm, Tempestate Lucifer, Muslims To The Wolves

Tracklist

01. Veniunt
02. Demon Blood
03. King Death
04. Ventum Mortis
05. Holy Execution
06. End Of The Rope
07. And Pain It Shall Be
08. The Rising Storm
09. Tempestate Lucifer
10. Muslims To The Wolves
11. Blasphemic Warfare
12. REV 13:4
13. Deus Est Mortuus

Lineup

Varjo - Vocals, Bass
Hellpriest - Guitars
The End - Guitars
Khal'Uzi 666 - Drums

Informationen