Beltez - A Grey Chill And A Whisper
Band: Beltez (D)
Genre: Black Metal
Label: Avantgarde Music
Album Titel: A Grey Chill And A Whisper
Spielzeit: 65:07
VÖ:
06.11.2020
Es gibt Bands, bei denen man sich immer vor Vorfreude die Hände
reibt, wenn etwas neues Musikalisches angekündigt wird. Denn schon
das 2017er Album der Kölner Truppe Beltez konnte mich überzeugen und
machte mich trotz Zeitmangel heiß, die neue Scheibe "A grey Chill
and a Whisper" vorab zu hören und eine Review zu schreiben.
Oberflächlich und äußerlich betrachtet gibt es zuerst ein scheinbar
düsteres Abbild eines Teils des Kölner Doms auf dem Cover zu sehen,
welcher bei genauerer Betrachtung vielmehr Tiefe besitzt, seltsame
Strukturen aufweist sowie Elemente, die beim Original mit Sicherheit
nicht zu finden sind. Es macht einen düsteren Eindruck, der auch gut
zur Musik passt.
Der Raum dieser Review reicht für den Inhalt
des Albums wahrscheinlich nicht aus, um vollends reflektiert zu
werden, daher müssen wir weiter mit einer gewissen Oberflächlichkeit
leben. Der textliche Inhalt, quasi das Herzstück des Albums, ist
eine Novelle, die von der Autorin Ulrike Serowy verfasst wurde, die
mit ihrem Erstlingswerk "Skogtatt" einige Aufmerksamkeit erlangen
konnte. Zu meinem großen Bedauern liegt mir diese Geschichte nicht
vor, ist aber in der digitalen Kopie auf der bandeigenen
Bandcamp-Seite in zwei Teilen enthalten. Es wäre natürlich sehr
aufschlussreich gewesen, diese noch zum Album dazu gehabt zu haben.
Aber sei's drum, inhaltlich, so konnte ich recherchieren, geht es in
der Geschichte "Black Banners" um den "Sieg der Liebe und der
Zuversicht über Verzweiflung und Schicksalsergebenheit in dunklen
Zeiten" (Quelle: www.koelner-literaturnacht.de).
Und damit
kommen wir endlich auch zum Album und der Musik selber. Beltez geben
uns mit dem Intro "In Apathy and in Slumber" gerade noch genug Zeit,
um uns auf die kommende Stunde einzustimmen. Denn der erste fette
Song "The City lies in utter Silence" mit seinen über 10 Minuten
Spielzeit geht unvermittelt in die Vollen und zeigt sofort, was
Beltez ausmachen. Hartes Drumming, ein fetter Bass, tief rasselnde
Gitarren und verzweifelte Vocals, die manchmal weit weg scheinen und
dann wieder direkt ins Geschehen eingreifen. Die Soundwand ist
ziemlich übermächtig und fegt mit ganzer Wucht über den Hörer
hinweg. Erst nach ein paar Minuten flacht diese Welle ab und der
Hörer kann wieder befreit nach Luft schnappen. Mit einem Post-Black
Metal-Mittelteil geht es im Track weiter, bis sich dieser langsam
wieder aufbaut und die ruhigen Vocals wieder an Kraft gewinnen, auch
um gegen die Gitarren ankämpfen zu können.
Verschiedene
Geschwindigkeitsschübe werden innerhalb der Stücke ausgespielt, was
ein dickes Plus für die Stimmung macht. Auf jeden Fall kann man die
Verzweiflung sehr gut spüren und nahezu greifen. Möchte man die
durchgängig englischen Texte aber auch Wort für Wort verstehen,
sollte man diese besser vor sich liegen haben. Die Musik untermalt
die erzählte Geschichte hervorragend und ist der treibende Faktor,
was auch die Erzählgeschwindigkeit angeht. So wirken die Titel mit
ihren unterschiedlichen Längen eher wie Kapitel denn einzele Tracks.
Und da hier sowieso eine zusammenhängende Geschichte dargeboten
wird, macht es auch wenig Sinn, die Stücke einzeln zu bewerten. Als
Konzeptalbum im speziellen Sinne sind sich die Songs alle recht
ähnlich, aber alle auf einem gleichbleibend sehr hohen Niveau. Mir
persönlich gefallen vor allem die Songs, in denen Beltez auf
Post-Black Metal Elemente zurückgreifen. Diese sind einfach herrlich
sehnsuchtsvoll und lassen das Fünkchen Hoffnung in der totalen
Finsternis aufglimmen.
Die Produktion ist sehr gut, mein
einziger Kritikpunkt geht aber in die Richtung der Vocals. Ich hätte
eine etwas klarere und stärkere Gewichtung besser gefunden. Dieses
Album lebt die Novelle, auf der es basiert, vollends aus, aber da
der Text so eminent wichtig ist, wäre es meines Erachtens auch
wichtig gewesen, die Vocals auf ein Niveau mit den Gitarrenwänden
und Drumsalven zu bringen, wenn nicht sogar ein Stück weit in den
Vordergrund zu mischen.
Fazit:
Ich könnte mich noch eine
ganze Weile länger über dieses Album auslassen, aber das wird dann
am Ende zu Viel des Guten. Konzeptalben sind immer schwer und
schwieriger umzusetzen als normale Alben, von daher Hut ab für den
Mut und natürlich auch für diese recht einzigartige Idee. "A grey
Chill and a Whisper" ist ein Monster von Album geworden und bekommt
abzüglich der Vocal-Makulatur eine würdige Bewertung.
Punkte:
9,5/10
Anspieltipp: The unwedded Widow, I may be damned but
at Least I've found you
01. In Apathy And In Slumber
02. The City Lies In Utter
Silence
03. Black Banners
04. A Taste Of Utter Extinction
05. The Unwedded Widow
06. From Sorrow Into Darkness
07. A
Grey Chill And A Whisper
08. I May Be Damned But At Least I've
Found You
09. We Remember To Remember
Marc - Vocals
Christian - Bass
Dominic - Guitars, Vocals
Jens - Guitars, Vocals
Sebastian - Drums
- Download Review in deutsch
Autor: Godshand