Repulsive Vision - Necrovictology

Band: Repulsive Vision (GB)
Genre: Death Metal
Label: Emanzipation Productions
Album Titel: Necrovictology
Spielzeit: 38:21
VÖ: 21.08.2020

Repulsive Vision - Necrovictology

Aus der britischen Emanzipationsschmiede tauchen Repulsive Vision - eine im Jahre 2010 in der Region Cumbria gegründete Todesmetall-Truppe - mit ihrem zweiten Album "Necrovictology" auf und wollen mit der warmen Sommerbrise im letzten Augustdrittel mittels ein paar knüppelnder Soundschläge aufs Ohr hart konkurrieren.

Kurz vorweg: diese Konkurrenzschlacht gewinnen sie. Ich habe das ausprobiert, und ruhiges in-der-Sonne-liegen könnt ihr mit dieser Rotzpower auf'm Ohr mal komplett vergessen. Aber das Sonnenbad ist ohnehin nicht des Metallers Refugium und so lässt es sich auch leicht an alle möglichen anderen Orte entführen, an welchen sich die Energie der "Necrovictology"-Songs bahnbrechen kann. Denn wie verrückt brettern die vier Herren von der Insel, nach einer nur knappen Einführung, mit ihrer ersten Nummer "Other Than Divine" los (unterstützt werden sie dabei von Max Otero von Mercyless). Bereits mitgenommen in den Extreme Metal-Strudel sei einmal gesagt, dass dieser Song längst nicht der beste des Albums ist. Der Start verspricht also nicht zu viel, ab jetzt stehen 38 Minuten pausenlose Raserei auf dem Programm.

Mit den Vocals allerdings bin ich nicht pausenlos im Reinen. Obwohl die Growls von Dan McEwan gefallen, sie die brutale Songatmosphäre nach vorn preschen und sich in einem eigenen apokalyptischen Galopp über die rasenden Songstrukturen legen, treten auch diese leicht verblassenden Growl-Momente auf. Es gibt halt Stellen, an denen sich der Stil im allseitigen Einheitsbrei verliert. Das ist gerade deshalb schade, weil so viele Momente einen powergeladenen und individuellen Stil zeigen. Glücklicherweise überwiegt Letzterer auch. Zudem ist nicht nur Dan McEwans Stimme zu vernehmen, sondern er wird auch ordentlich von Bandgitarrist Matt Davidson unterstützt. Insbesondere diese doppellagigen Growls zeigen im Song natürlich, wo es langgeht und verdichten das jeweilige Flair einer jeden Nummer.

Instrumental darf Begeisterung herrschen: technisch und im gemeinsamen Spiel wirkt das alles sehr harmonisch und durchdacht. An manchen Stellen vielleicht gar eine Idee zu gut. Knüppelhart liefern die Briten beim Malträtieren ihrer Saiten und dem Hämmern der Drum-Maschine eine knüppelharte - ich würde gar behaupten - killernietenbesetzte Hör-Performance mit gekonnten Akzenten. Letztere geben so manchem Song eine interessante Würze, manch pfiffigen Break und die eine oder andere Überraschung. Keine Überraschung hingegen ist - hey, wir sind im Death-Metal-Genre - zum Glück: alle großartigen Songmomente sind metallischer Natur! Kleine Finesse-Spielereien verleihen der Scheibe gekonnten Schwung und kommen auch mal mit einem pointierten Beat, einer herausstechenden Gitarrensequenz oder einem unterläufigen, groovigen Spiel daher und gehen keinesfalls auf Kosten der Brachialität. Was die Briten trotz ihrer unverkennbaren Old-School-Liebe individuell Position beziehen lässt, ist ihre Variabilität im Spiel mit genrefremden Nuancen. So mischen sich hier und da rotzig punkige Momente mit modernerem Metalspiel. Die Idee von Crossover bringt den Touch des Neuen in die ansonsten sehr straighten Knüppelspiele der Herren (man denke zum Beispiel an Benediction). Die im Übrigen meist sehr zeitknapp ausgespielten Musikstücke sind schon recht ordentlich, doch um nochmal auf hohem Niveau zu meckern, könnte man den Prügel-Riffs und Stahlstrukturen der Songs noch ein My mehr eigene Diversität entlocken.

In "Repulsive Vision Manier" empfehlenswert ist auch das aufkommende - ich nenne es mal im positiven Sinne - chaotisch angehauchte Geschredder, welches mit stoischen Läufen gepaart wird - zu finden im Track "To Delve The Depth". Das ist sicher auch ein Song, der den Pit explodieren lässt. Und auf der Growlspeier-Seite zeigen sich in diesem Song auch Parts changierender Vielfalt.

Fazit:
Die Prügel, die Repulsive Vision über eine halben Stunde austeilen, die zieht man sich sowas von freiwillig rein - mit einem grimmig-genussvollen Lächeln sogar! Und dann schmeißen sie einen 1:49 Minuten Song hin - als Abschluss, einfach so. Und plötzlich ist Schluss mit Repulsive Vision, es hat sich ausgespielt. Die dadurch eingetretene und nun noch immer lauter werdende Stille betont das just Vergangene umso mehr. Es ist wie ein Ruf nach dem nächsten Schritt der Band-Diskografie - es gibt noch Platz nach oben, aber den mit dem Richtigen zu füllen, wird ein hartes Brett werden. Da kann man definitiv gespannt sein. Bis es so weit ist, ist man mit "Necrovictology" und seiner kontinuierlich prügelnden Härte, dem Old-School-Sound plus seiner oben auf gesetzten Erweiterungen, um das Punkige und Cross-Moderne aber erstmal bestens bedient.

Punkte: 8,5/10

Anspieltipp: Nepotism-Social Chameleon, To Delve The Depth, Through Gaslit Halls

Tracklist

01. Other Than Divine
02. Exterior of Normality
03. Necrovictology
04. Blind Loyality
05. Draconian Reprisals
06. Selfless
07. Echoes of Deceit
08. Through Gaslit Halls
09. Regret
10. A Lifetime Of Suffering Deserved
11. Nepotism-Social Chameleon
12. To Delve The Depth…
13. Paraskevidekatriaphobia

Lineup

Dan McEwan - Vocals
Matt Davidson - Vocals, Guitars
Mark Kirby - Bass
Gary Young - Drums

Guest Musician: LandPhil, Max Otero

Informationen