Carthagods - The Monster In Me

Band: Carthagods (TN)
Genre: Heavy Metal
Label: FDA
Album Titel: The Monster In Me
Spielzeit: 48:38
VÖ: 17.07.2020

Carthagods - The Monster In Me

Kurz vorweg: Bevor dieses Album als Pressling das Licht der Welt erblicken konnte, haben Carthagods, ihres Zeichens Tunesiens dienstälteste Metalband und Pioniere in ihrem Schaffen, einen langen, steinigen Weg hinter sich gebracht. Denn eigentlich war "Monster In Me" bereits im vergangenen Jahr zur Veröffentlichung geplant. Doch was lange währt, wird endlich gut – und hier stimmt das Sprichwort sogar!

Gewaltig brechen Carthagods und ihr Album "Monster In Me" über einem herein. Ein einladend starkes Riffgerüst begrüßt den Hörer, gekoppelt an weittragende Melodien, die bannziehend sind. Die Beats gehen dabei schon fast unter, so gut unterstreichen sie den Songcharakter. Hintergründige Streicher legen einen zarten, von der Klassik angehauchten Schleier über das musikalische Werk und prompt haben Carthagods es geschafft, vom ersten Hörmoment an einen Bann zu kreieren.

Es ist fast schon zu schön, um wahr zu sein, dass die fünf Tunesier auch mit ihren nachfolgenden Kompositionen durchaus überzeugen können. Sehr komplexe musikalische Häppchen serviert das eingespielte Team auf "Monster In Me", welches trotz der mittlerweile 23 Jahre dauernden Bandgeschichte erst ihr zweites Full-Length-Album darstellt. Der aufmerksame Hörer findet Anleihen verschiedener Stilmittel in den Songs. Symphonisch-epische Momente gibt es ebenso wie klangschichtige Progressivelemente und ein Hauch Rifffeuer aus härteren Segmenten ist auch zu vernehmen. Dennoch wurzelt viel Spiel der Herren auch im klassischeren Stil.

Der lange gemeinsame Weg als Einheit (okay, einige Bandmember-Wechsel hatten sie zwischenzeitlich zu verkraften) macht sich im harmonisch eingespielten und technisch raffinierten Spiel miteinander durchaus bezahlt. So wirken die vielschichtigen Songs stets bombastisch, doch niemals überladen. Zugegeben, an der einen oder anderen Stelle finden sich bekannte Anleihen, aber das können sich die tunesischen Musiker dank ihrer eigenen Note und musikalischer Qualität leisten.

Sänger Mahdi Khema hat eine ganze Bandbreite an Stimmvariation zu bieten, was den Werken Carthagods' natürlich noch einmal einen besonderen Pfiff verleiht. Trotzdem darf man nicht von der instrumentalen Arbeit ablenken, die durchgängig von technisch sauberer Finesse geziert wird. Hin und wieder akzentuiert Drummer Aymen Ben Hamed die Kompositionen zudem mit seiner Spielnote. Auch die Gitarrensoli sollen an dieser Stelle unbedingt lobend Erwähnung finden. Ein durchaus mal musikalisch überraschendes Wechselspiel gibt den Tracks noch mehr Würze. Besonders die Nummer "A Last Sigh" sticht dabei heraus. Mit unglaublich viel Tiefe und einem guten Einblick in Carthagods' anspruchsvolles Repertoire. Episch und trotzdem anspruchsvoll. Toll. Der Song wurde übrigens noch durch ein Gastspiel von Mark Jansen (Epica, MaYaN) aufgepeppt. Auf "Monster In Me" können sie Saiteninstrumente definitiv preschen, grooven, verführen und kommen auch mal mit einem Hauch rockiger Romantik daher. Ebenso vielfältig zeigt sich immer wieder Mahdi Khemas Stimme. Während die Drumworks nicht immer nur die Songatmosphäre perfekt untermalen, sondern hier und da zu einem ganz eigenen Statement bereit sind.

Fazit:
Carthagods sind eine Band, die man unbedingt auf dem Schirm haben sollte! Und "Monster In Me" stellt eine Bereicherung für die eigene Plattensammlung dar. Die Tunesier liefern hier ein unheimlich starkes Album ab, das mal mit Härte und mal mit den leiseren Tönen spielt, symphonisch-progressive Einblicke bietet, komplex ist und eine eigene Note hat. Die Musiker spielen sich auf "Monster In Me" abwechselnd gegenseitig die künstlerischen Highlights zu und erzeugen eine druckvolle und aussagekräftige Atmosphäre. Rifflastig und dennoch angenehm melodiedurchtränkt. Eine sehr gute (Heavy) Metal Scheibe, die mit einem Carthagods eigenem Statement einherkommt. Wer sich den Silberling der Tunesier nicht gönnt, verpasst definitiv ein Highlight! Weiter so, meine Herren!

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. Whispers From The Wicked
02. The Monster In Me
03. The Devil's Dolls
04. The Rebirth
05. A Last Sigh
06. Cry Out For The Land
07. Memories Of Never Ending Pains
08. The Rebirth (Orchestral)

Lineup

Mahdi Khema - Vocals
Timo Somers - Guitars
Tarak Ben Sassi - Guitars
Yessine Belghith - Bass
Aymen Ben Hamed - Drums

Guest Musician:

Mikael Stanne - Vocals ("Whispers From The Wicked")
Mark Jansen - Vocals ("The Last Sigh")

Informationen