Entorx - Faceless Insanity

Band: Entorx (D)
Genre: Progressive Death / Thrash Metal
Label: Self-Release
Album: Faceless Insanity
Spielzeit: 50:28
VÖ: 29.05.2020

Entorx - Faceless Insanity

Die seit über einer Dekade aktiven Südwestdeutschen Entorx sind nach ihrer Gründung 2009 ziemlich schnell in die Puschen gekommen und haben 2011 ihr erstes Lebenszeichen in Form der EP "Theta Weaves" von sich gegeben. Nicht einmal zwei Jahre später folgte 2013 die erste Full-Lenght "Broken Ways". Was auf diesen beiden Veröffentlichungen zu hören ist, ist praktisch das Warmlaufen gewesen für das Ende Mai erscheinende Zweitwerk "Faceless Insanity".

Auf dem Album geht es thematisch um den Wahnsinn bzw. Geisteskrankheiten und psychische Störungen, was in unserer Welt ja anscheinend immer mehr Einzug hält. Und gesichtslos ist das schon allein deshalb, weil es so viele Variationen davon gibt und auch mal dort in Erscheinung tritt, wo man es wenig oder gar nicht erwartet.

Eingeleitet wird "Faceless Insanity" mit "Overture: Condemnation", einem von Keys unterlegtem Intro zum folgenden Stück "Black Dawn", bestehend aus Sprachsamples von Obama, Trump und CIA Agenten zum Thema Guantanamo. Schon mal cool gemacht. "Black Dawn"(berichtet aus der Sicht eines Insassen über Guantanamo Bay) kommt mit ordentlich Druck durch die Boxen gedonnert. Schredderndes Riffing und Blastbeats feuern dir entgegen und die fette Bass-Spur sorgt nicht nur für den erwähnten Druck, sondern auch für ein düsteres Soundgewand. Die Blackened Death Nummer lässt mit entsprechenden Dissonanzen und vertrackten, progressiven Zügen bereits Entorx' Handschrift erkennen. Auch ein gewisser Grad an Melodie kommt hier nicht zu kurz und mit einem coolen Break wird das Stück noch mit einem kleinen Aha-Effekt bestückt. Solche Aha-Momente gibt es auf dem Album immer wieder und lassen den Hörer entsprechend aufhorchen. Langeweile gibt es hier also definitiv nicht.

"Hypocritical Faith" lässt dann die Leads das erste Mal so richtig zum Tragen kommen. Hier gibt es eine feine Melodielinie mit orientalischem Flair, welcher durch einen entsprechenden "Ah-ah-ah…." Part noch verstärkt wird. Auch hier scheint sich die Musik, vorangetrieben von einem verspielten Drumgewitter, durch eine dichte Bass-Wand zu schieben. Trotz der hohen Dichte der Musik geht hier nichts unter oder kommt irgendwie zu kurz. Auch ist wieder ein schönes Break vorhanden, welches den Song irgendwie in zwei Stücke teilt, dir aber nie den Eindruck vermittelt, dass er keine Einheit sein könnte.

Das Album ist wieder so ein Werk, was es mir schwer macht, keine Track-by-Track Review zu verfassen, denn man könnte eigentlich jede Nummer aufdröseln und würde sich dabei kaum wiederholen. Das absolute Highlight der Platte soll hier aber unbedingt erwähnt werden. "Madness Unchained" ist einfach der Hammer. Hier packen Entorx alles rein, was sie haben, ein riesen Gespür für Melodien mit Gänsehaut-Charakter, detailverliebtes Songwriting und Proggressivität auf extrem hohem Level. Auch dieses Stück, welches mit 7:10 Minuten das Zweitlängste ist, kommt mit einem hohen Abwechslungsgrad daher und überzeugt auf ganzer Linie. Der Kontrast zwischen harmonischen, eingängigen Melodiebögen und progressiven Dissonanzen macht "Madness…" nicht nur abwechslungsreich, sondern prädestiniert ihn geradezu, sich das Ganze mal unterm Kopfhörer anzuhören und auseinanderzupflücken. Auch "Doomed" mit seinen über 10 Minuten Länge ist sehr interessant gestaltet und nimmt dich immer wieder in seinem "Wahnsinn" mit. Für mich die progressivste Nummer und ein weiteres Highlight des Albums.

Genauso abwechslungsreich und hochklassig wie die Musik, ist auch der Gesang von René. Von Klargesang bis hin zu Death Gowls und schwarz angehauchtem Gekeife wird hier die ganze Palette dargeboten.

Auch die Produktion ist ganz sauber, sodass die technischen Feinheiten schön zu orten sind, vermeidet es aber tunlichst, steril zu klingen. Sie zeigt eindrucksvoll, dass man heutzutage nicht unbedingt ein Label im Rücken haben muss, um auf höchstem Niveau produzieren zu können.

Fazit:
"Faceless Insanity" ist anzuhören, wie sich Entorx weiterentwickelt haben und dass sich 6 ½ Jahre Warten gelohnt hat. Vor allem was die Progressivität angeht, hat man eine ordentliche Schippe drauf gelegt und Arrangement-seitig ist man noch detailverliebter geworden. Der Wahnsinn hat viele Gesichter und Entorx vertonen diesen Wahnsinn nahezu perfekt. Technisch auf höchstem Niveau dargebotener progressiver Death Metal der Extraklasse. Hier ist, wie ich immer zu sagen pflege, zu- und nicht nur hinhören angesagt.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist

01. Overture: Condemnation
02. Black Dawn
03. Hypocritical Faith
04. PTSD
05. Isolation
06. Madness Unchained
07. Paranoid Conspiracy
08. Morbid Rage
09. Doomed
10. Death Machine

Lineup

René Baron - Vocals
Sascha Dörr - Guitars, backing Vocals
Bogdan Brygadin - Guitars, backing Vocals
Taras Brygadin - Bass
Jörg B. - Drums

Guest Musician:

Simon Hauck (Arkuum, Ex-Entorx) - Keys on Overture Condemnation

Informationen