Asgard - Ragnarøkkr
Band: Asgard (I)
Genre: Progressive Metal
Label: Pride & Joy
Music
Album: Ragnarøkkr
Spielzeit: 61:25
VÖ: 15.05.2020
Seit 1986 gibt es die italienische Band Asgard bereits. Anfang
der 90er Jahre herrschte noch rege Produktivität, was die
Veröffentlichung von Alben anging. Dann dauerte es aber sieben
Jahre, bis "Drachenblut" auf den Markt kam. Mit "Ragnarøkkr"
erscheint nun ein Album, das geschlagene zwei Jahrzehnte auf sich
warten ließ.
Gleich zu Beginn geht es mit
"Trance-Preparation" recht zügig los. Das hält aber nicht lange an,
denn schon kurz darauf bricht die Dynamik zusammen und wird durch
ein ruhiges Fundament aus Drums und einem einzelnen durchgehenden
Ton ersetzt, über den der Gesang geradezu tänzelt. Solche Umbrüche
mitten in den Songs tauchen über das gesamte Album immer wieder auf.
Manchmal pendelt ein Song dann mehrmals zwischen ruhigen und
aggressiven Passagen. Zwischen diesen Wechseln werden immer wieder
Soundkulissen aufgebaut, die länger gehalten werden und so den
Grundton für die Atmosphäre markieren. Der mehr als elf-minütige
Track "Shaman" braucht dabei sogar ganze drei Minuten, bis er zum
ersten Mal Spannung und Tempo aufbaut und über das Pendeln hinweg
ein musikalisches Thema durch den gesamten Song trägt.
Asgard
arbeiten sehr viel mit der Flöte und dem Keyboard als
Lead-Instrumente. In Verbindung mit den Kompositionen zeigt sich,
dass Folk-Elemente, wenn nicht sogar Mittelalter-Elemente, deutlich
prägnanter vertreten sind, als die Stilmittel des Progressive Metal.
Das ist erstmal weder positiv noch negativ, hat mich in dieser
starken Ausprägung aber doch überrascht, weil die Band den Prog
Metal viel stärker als Aushängeschild trägt. Das gipfelt im Song
"Der Tod", der als Ballade im 3/4-Takt startet, aber schließlich in
eine voranpreschende Nummer im 2/4-Takt übergeht.
Der Sound
ist mehrheitlich einwandfrei. Die Flöte erinnert klanglich an eine
Schalmei, ein mittelalterliches Blasinstrument, was das
Folk-Ambiente noch verstärkt. Die Gitarren sind recht vielseitig mit
Effekten belegt und ergänzen sich mit dem Keyboard, um abwechselnd
das Fundament der Songs zu legen und Soli zu spielen. Die Drums und
der Bass sorgen durchweg für eine druckvolle Grundierung, die nur
zugunsten der gemäßigten Passagen aufgerissen wird. Beispielsweise,
wenn der Gesang noch weiter in den Vordergrund gerückt werden soll.
Der Gesang wackelt auf manchen Tönen. Das fügt sich aber nahtlos ins
Gesamtgeschehen ein und ist sowieso eine erfrischende Abwechslung,
wenn man sonst nur technisch aufpolierte Kost serviert bekommt. Er
kann gerade dann überzeugen, wenn er mit viel Druck das
Instrumentarium dominiert oder zusammen mit den Backing Vocals
Harmonien gebildet werden.
"Ragnarøkkr" enttäuscht als das
erhoffte große Finale ein wenig. Dafür fehlt die Epik einfach, die
man zuvor stellenweise schon erlebt hat. Dennoch hat dieser Song
seinen ganz eigenen Charme. Quasi mit einem Augenzwinkern endet ein
dissonantes Keyboardsolo und mündet in der Melodie, die "Shaman" so
stark geprägt hat. Und auch als sich der Song seinem Ende entgegen
neigt, wird noch ein wunderschönes Arrangement herausgehauen.
Was ich persönlich dann eher als unnötig und verwirrend
empfunden hab, war, dass "Ragnarøkkr" nach etwa sieben Minuten
langsam ausfadet, dann aber aus der Stille nochmal angehoben wird.
Für mich war der Song gefühlt zu Ende und selbst wenn dieses
Arrangement so gedacht ist, würde mich sehr interessieren, was sich
Asgard dabei gedacht haben.
Fazit:
Einziges Anzeichen für
Prog waren die gigantisch aufgebauten Soundkulissen und hier und da
auflebende dissonante Melodien. Davon abgesehen ist der Folk Metal
stark ins Rampenlicht gerückt. Nicht schlecht, aber unerwartet.
Ansonsten macht "Ragnarøkkr" echt Spaß. Es gibt schnelle Nummern,
aber auch schöne, getragene Melodien. Die hätten insgesamt aber
etwas abwechslungsreicher sein dürfen.
Punkte: 6/10
Anspieltipp: Rituals, Shaman
01. Trance-Preparation
02. Rituals
03. The Night Of The
Wild-Boar
04. Visions
05. Kali-Yuga
06. Shaman
07.
Battle
08. Der Tod
09. Danse Macabre
10. Anrufung
11.
Ragnarøkkr
Franco Violo - Vocals
Andrea Gottoli - Guitars
Albert
Ambrosi - Vocals, Keyboards, Flute
Paolo Scandolo - Bass
Kikko
Rebeschini Sambugaro - Drums
- Download Review in deutsch
Autor: Felix