Welicoruss - Siberian Heathen Horde

Band: Welicoruss (RUS)
Genre: Symphonic Black Metal
Label: El Puerto Records
Album Titel: Siberian Heathen Horde
Spielzeit: 47:20
VÖ: 27.03.2020

Welicoruss - Siberian Heathen Horde

Welicoruss ist wieder Mal eine dieser Bands, die sicher jeder kennt. Man hat den Namen schon mal irgendwo aufgeschnappt, weiß, dass sie gute Musik machen, aber was genau und wie gut, das hat man nicht auf dem Schirm. Dieses Schicksal teilen sicher viele Bands.

Aber ich hoffe, durch diese Review nicht nur mein, sondern auch das Augenmerk vieler Leute auf diese Band zu richten, denn es lohnt sich. Wie mein Redaktionskollege Thomas schon letztens treffend feststellte, ist der einst so puristische und untergründige Black Metal heutzutage das Metalgenre, welches die meisten Subgenres beherbergt. In diesem Fall haben wir Symphonic Black Metal am Start, was bei vielen Bands bedeutet: wir legen da mal was mit Orchester aus der Tube oder was mit Keyboard unter (im besten Fall).

Doch Welicoruss bieten an dieser Stelle eine ganz andere Qualität, die einem dann doch bekannt vorkommt. Startet der Opener "Spellcaster" erst mit bedrohlichen "Jumanji"-Trommeln, gehen diese schnell in den eigentlichen Song über, der mich sofort (wie auch der Rest des Albums) an das 2010er Album "Abrahadabra" von Dimmu Borgir denken ließ. Nur dass man für "Siberian Heathen Horde" auf diese komischen Kinderchöre verzichtet hat, die ich, in meiner bescheidenen Ansicht, immer für peinlich empfunden habe. Ein kurzer Rechercheblick reicht aus, um in Erfahrung zu bringen, dass man auch schon für frühere Publikationen auf echte Orchesterarrangements zurückgegriffen hat, was sich absolut bezahlt macht und nicht verwundert, wenn man sich die Einflüsse der Bands zu Gemüte führt. Dort entdeckt man nicht nur Metalbands (Dimmu Borgir, Symphony X, Therion, Lacrimosa, Dream Theater, Meshuggah, Nightwish u.a.), sondern auch waschechte, klassische Komponisten (Tschaikowsky, Prokofjew, John Williams).

Der Orchestersound passt so hervorragend und organisch zu dem Black Metal, dass man zu der Überzeugung gelangen kann, das eine wurde für das andere geschaffen. Dabei sind die vielen Streicher, Bläser und Chöre aber nicht permanent im Vordergrund und überlagern alles, sondern bereichern den Sound an Stellen, wenn es erforderlich ist und halten sich etwas im Hintergrund, wenn Frontmann Alexey zum Mikro greift. Dabei sind die Lyrics zu jeder Zeit verständlich (in Englisch und Russisch), sowohl wenn gegrowlt wird, als auch sowieso, wenn man in den Klargesang einstimmt, der einen Großteil der Vocals ausmacht, was ich sehr gut finde. Auch macht man Gebrauch von narrativen Vocals ("Metaphysical" u.a.), was das Album weiter bereichert.

Die Drums sind variationsreich und immer on Point, was eine wahre Wonne zu hören ist. Jeder Song hat unglaublich viel Kraft, die von der Zusammenarbeit zwischen Drums und Orchester ausgehen. Das reicht Welicoruss auch schon aus, um meisterliche Musik zu machen, eine Leadgitarre muss man schon mit der Lupe suchen bzw. sich darauf konzentrieren, um sie zu hören. Generell tritt diese nur in wahrnehmbare Erscheinung, wenn sonst gerade nicht viel los ist ("Frostbounded") und wird dann oft auch noch vom Chor unterstützt.

Aber das Gaspedal wird nicht pedantisch in den Boden hinein durchgetreten. Wie bei einer normalen Orchesteraufführung, gibt es auch bei den Russen viele Tempowechsel, die immer zur richtigen Zeit einsetzen, um daraus neue Kraft zu schöpfen ("Tree of Nations"). Dass man sich dann auch für ein ruhiges Zwischenspiel Zeit genommen hat ("Crossroad of Life"), spricht meiner Meinung nach für die Band, da sie wissen, wie sie die Stimmung kreieren und beeinflussen können. Der obligatorische, akustische Blick auf die Produktion erübrigt sich eigentlich. Hier waren Profis am Werk.

Fazit:
Selbst mit Halskrause muss man hier die Matte kreisen lassen. Anhören, geil finden, kaufen, live sehen. Jetzt!

Punkte: 10/10

Anspieltipp: Spellcaster, Metaphysical, Siberian Heathen Horde

Tracklist

01. Spellcaster
02. Siberian Heathen Horde
03. Path Of Seductions
04. Frostbounded
05. Metaphysical
06. Tree Of Nations
07. Crossroad Of Life
08. The Prophecy
09. Hymn Of Lost Souls

Lineup

Alexey "WelicoRuss" Boganov - Vocals, Guitars, Main Concept
Tomaš Magnusek - Bass
Ilya "Ilyas" Tabachnik - Drums

Informationen