Nattverd - Styggdom

Band: Nattverd (N)
Genre: Black Metal
Label: Osmose Production
Album Titel: Styggdom
Spielzeit: 56:36
VÖ: 31.01.2020

Nattverd - Styggdom

Was sollte Norwegian Black Metal musikalisch ausmachen? Voll Rohheit sollte es sein, ungefiltert, brachial wie eine Naturgewalt, zwischen reiner Bosheit und verdammnisschreiender Mahnung schwebend. Die Stimme schreit, Gitarren kreischen, der Bass dröhnt seine Drohgebärden hinein und die Drums prügeln kanonenfeuergleich erfüllt von Irrationalität. Und scheiß dabei auf den Sound – was rauskommt, dient nicht der Angepasstheit!
Vielschichtige Klangspielereien, zarte Melodien, kunstvoll inszenierte Details: Bitte nicht – alles verschrien! Inwieweit halten sich Nattverd an ein ungeschriebenes Gesetz in der Welt der Gesetzeslosigkeit? Nun, willkommen auf dem bestialischen Ritt durch dunkle Sphären!

Nattverd starten auf "Styggdom" vielversprechend – der Titel in Romanlänge "Slakt Dem, Der De Loeper Hodeloese Rundt Baalet" braucht bei einer Laufzeit von 7:53 Minuten keine dreißig Sekunden, um richtig abzugehen. Manch eingebautes Riff würde auch einer Thrash-Hymne gut stehen, aber die norwegischen Saitenschwinger fangen sich schnell und prügeln in gewohnt verheerender Manier weiter. Eine ordentliche Prise Düsternis verleiht den Machwerken des Albums auch die keifend-aggressive Stimme.

Die Songs haben durchgehend eine treibende Kraft und pushen weit nach vorne. Wenn man sich gänzlich auf die Hörerfahrung einlässt, fallen die typischen Momente besonders auf; all das, was Leute fernab vom Extreme-Metal in den Wahnsinn treiben kann. Sich wiederholende Gitarrensequenzen tänzeln im monotonen Rotzballett einer scheinbaren Kakophonie und erzeugen ihren eigenen Klang konträrer Schönheit. Rasende, dumpfe Beats unterlegen das Ganze mit massivem Maschinengewehrtempo und gönnen dem Hörer keinen abschweifenden Gedanken. Trancegleich zwingt der massige Klangteppich aus dunkelsphärischen Fragmenten dabei zu bleiben – entführt in diese Welt der unbequemen Pracht. Epische Finsternis und erhabene Attitüde kommen nicht zu kurz.

Die Musiker haben alle ihre großen Momente auf "Styggdom". In fast allen Songs offenbaren Nattverd allerdings auch ein verqueres Spiel mit der Andersartigkeit außerhalb von Black-Metal-Gefilden. Eine Prise weltoffene Inspiration, die auf der Wanderung im neuen Jahrtausend ihre norwegischen Pfade noch weiter bereichert, jedoch nicht übermäßig markiert. Für mich ist die Produktion der Scheibe noch zu sauber, das nimmt ein bisschen was von der Atmosphäre und Rotzigkeit. Da hätte man sicher nochmal ein bisschen mehr gehässigen Charme rausholen können.

Fazit:
Offiziell angekündigt wurde Nattverds Black-Metal-Mucke auf "Styggdom" als traditionell böse und frostig, mit Hass und Wut, aber auch gelegentlichen Streifzügen in die atmosphärischen und melodischen Gefilde. Man kann wohl sagen, dass es das Bild, was "Styggdom" uns liefert, so doch recht gut trifft.

Punkte: 8/10

Anspieltipps: Skoddeskot, Gamle Erik, Guds Djevelse Naervaer

Tracklist

01. Slakt dem, der de loeper hoedeloese rundt baalet
02. Dragsvoll
03. Skoddeskot
04. Heksebrann
05. Gatelangs i land og rike
06. Gamle Erik
07. Hedninger av en svart verden
08. Guds djevelske nærvær

Lineup

Serpentr - Vocals
Ormr - Guitars, Vocals
Atyr - Guitars
Sveinr - Bass
Anti Christian - Drums

Informationen