Kawir - Adrasteia

Band: Kawir (GR)
Genre: Pagan / Black Metal
Label: Iron Bonehead
Album: Adrasteia
Spielzeit: 40:55
VÖ: 10.01.2020

Kawir - Adrasteia

Kawir existieren nun bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert und haben dementsprechend schon einige Alben veröffentlicht und mit "Adrasteia" erscheint das bereits Siebente. Hinter dem barock anmutenden Albumcover steht eine Verbindung von Black und Pagan Metal. Das wirkt auf den ersten Blick sehr vielversprechend. Allerdings bin ich mir vor dem Hören nicht sicher, ob diese Mischung funktioniert.

Das Intro im Opener "Tydeus" ist vollends dem Pagan zugewandt und erzeugt mit Chorgesängen und akustischen Gitarren eine anschwellende, epische Atmosphäre, die flüssig ins Aggressive übergeht. Die musikalischen Motive werden dabei beibehalten, aber durch quirlige Licks ergänzt. Das ist klanglich eine runde Sache und fühlt sich sehr organisch an, was für eine bezeichnende Stärke von Kawirs Songwriting steht. Beispielsweise geht die zweite Hälfte des Songs, die rhythmisch gänzlich anders gezeichnet ist, vollkommen natürlich aus der ersten hervor.

Über das ganze Album hinweg lässt sich auch eine Vielseitigkeit feststellen, die den paganen Einflüssen geschuldet ist. Etwa durch die Melodien, die von den Gitarren durch die Songs gewoben wurden. Etwas oberflächlicher betrachtet, zeigt sich auch schon anhand der verschiedenen Tempi, dass die Instrumente kompositorisch und handwerklich präzise beherrscht werden und dies auch bei hohen Geschwindigkeiten, wie es in "Atalanti" und "Limniades" der Fall ist, zu hören ist. Auch gibt es immer wieder Rhythmuswechsel, die beinahe an die Manier von Thrash Metal erinnern, aber selbst sie können nicht gänzlich verhindern, dass immer wieder der Eindruck entsteht, dass einige Riffs etwas zu lange ausgewalzt werden. Dies ist schade, weil dadurch die Kurzweil beschädigt wird, die das Album ansonsten trägt.

Absolutes Highlight ist "Colchis". Dies ist ein komplett akustisches Stück mit folkloristischen Instrumenten und Gesängen. Nicht nur hebt es sich komplett vom restlichen Album ab und schafft ein musikalisches Gegenstück, sondern trägt auch in sich selbst eine ganz eigene Erhabenheit. In "Medea" lassen sich ähnliche Arrangements finden, allerdings nur als kleines Intermezzo.

Beim Reinhören in die Vorgänger von "Adrasteia" zeigt sich, dass die Griechen sich darauf verstehen, mit epischen Arrangements eine fantastische Atmosphäre aufzubauen, wenn sie nicht gerade an einer schlechten Klangqualität kränkeln. Am Sound ist bei dieser Scheibe aber kaum etwas zu bemängeln. Die Drums bilden nicht nur ein sattes Fundament, der Bass unterstützt dies und sorgt für noch mehr Wucht. Auch die Gitarren legen eine drückende Aggressivität an den Tag, klingen jedoch etwas verwaschen, wenn die höheren Töne in Sechzehntelnoten durch die Boxen gejagt werden, bis die Gitarristen das Karpaltunnelsyndrom bekommen. Der Gesang klingt in positiver Weise giftig und trägt damit zum stimmigen Ambiente der Songs bei. Die Keys und andere Instrumente fügen sich passend ein und sind somit eine akkurate Ergänzung, wenn sie auch kaum aus dem Hintergrund heraustreten.

Fazit:
Letztendlich verschwindet die Frage nach der Kompatibilität von Pagan und Black Metal immer weiter hinter der Feststellung, dass Letzteres eine eher geringe Rolle spielt. Darüber hinaus ist der Hörer auch von den treibenden Rhythmen und den atmosphärischen Melodien so vereinnahmt, dass man das auch getrost ad acta legen kann. Mit "Adrasteia" haben Kawir eine kleine Perle geschaffen, die zwar ihre kleinen Schwächen haben mag, sich aber unterm Strich nicht nur für Fans lohnt, sondern gerade mit den Folk-Elementen einen Zugang für neues Publikum bereitet.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: Tydeus, Colchis

Tracklist

01. Tydeus
02. Atalanti
03. Danaides
04. Limniades
05. Colchis
06. Medea

Lineup

Porphyrion - Vocals
Thertonax - Guitars, Backing Vocals, Kanonaki
Melanaegis - Guitars
Echetleos - Bass
Aristomache - Keys
Pandion - Wind Instruments
Hyperion - Drums, Percussions

Guest Musician:

Alexandros - Vocals
Lindy-Fay Hella - Vocals
Ashmedi - Guitars

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